Kreis Bad Duerkheim Vollgas mit Fingerspitzengefühl

Über die Schlitze in den Spuren sirren die Rennautos auf dem 45 Meter langen Mutterstadter Rundkurs der Ziegelboys. Die Strecke
Über die Schlitze in den Spuren sirren die Rennautos auf dem 45 Meter langen Mutterstadter Rundkurs der Ziegelboys. Die Strecke ist anspruchsvoll, hat Geraden zum beschleunigen, scharfe Kurven und Schikanen.

Die einen hatten eine Modelleisenbahn, die anderen eine Carrera-Bahn. Und als Martin Feth ein Junge war, lag unter dem Christbaum: eine Eisenbahn. Die Carrera-Bahn hat er für seinen Sohn gekauft. Rechtzeitig. Der Junior war nämlich erst drei Jahre alt. Das ist gut 20 Jahre her. Als Junge hatte Feth Freunde, bei denen er die kleinen Flitzer ausprobierte und ein paar Rennen gefahren ist. Dann geriet das Spielzeug eine Zeit lang in Vergessenheit. Bis Feth die Idee hatte, dass vielleicht mal sein Sohn mit sowas spielen könnte. „Ich habe dann eine Carrera-Grundpackung gekauft, mit Schienen, zwei Autos, zwei Reglern und einem Trafo“, sagt Feth. Eine Stunde später war alles aufgebaut, und er konnte die ersten Runden drehen. Carrera ist eigentlich ein Markenname, aber durch die Markt beherrschende Stellung des Unternehmens zum Synonym geworden für ein Hobby, das unter den Oberbegriff Slot-Racing fällt. „Slot“ ist das englische Wort für Schlitz, und gemeint ist die Führungsrille, welche die kleinen Autos in der Spur hält. Neben der Marke Carrera gibt es weitere Hersteller, wie etwa die britische Firma Scalextric oder das spanische Unternehmen Ninco. Die Mini-Renner gibt es in verschiedenen Größen. Mit dem Maßstab 1:32 könne man als Anfänger erste Erfahrungen sammeln, meint Feth. Eine Grundpackung koste je nach Streckenlänge und Ausstattung zwischen 100 und 200 Euro. Im Maßstab 1:24 sei alles größer, aber auch teurer. Ein Vorteil von Carrera sei, dass man das System von den ursprünglichen zwei Spuren auch auf vier oder mehr Spuren ausbauen könne. Wer ohne großen Aufwand Rennen fahren möchte, sei mit den fahrfertigen Sets gut bedient. Wer dann aber wie im echten Rennsport seine Modellrenner verbessern, umbauen, hochrüsten wolle, finde bei anderen Firmen die nötigen Teile. Kleinere Maßstäbe, wie etwa 1:43 sind nach Feths Ansicht eher reines Spielzeug und für kleinere Kinder geeignet. Nachdem er für die erste, kleine Bahn weitere Schienen gekauft hatte, verlegte er die Strecke ins Dachgeschoss, erzählt Feth. Freunde kamen dazu und fanden Spaß an den Rennen. Der Name Ziegelboys entstand, weil die Männer sich gegenseitig beim Hausbau, insbesondere beim Dachdecken, geholfen haben. Vom Rennfieber gepackt, beschlossen die Ziegelboys, sich eine richtig große Bahn zu bauen. Die aktuelle Strecke im Clubraum ist 45 Meter lang und bietet lange Geraden zum Beschleunigen ebenso wie scharfe Kurven und Schikanen. Ganz wie bei den Originalen ist der Modell-Rennsport überwiegend Männersache. Warum das so ist, kann Feth nicht erklären. Unterschiedliche Fähigkeiten bei Mädchen und Jungen konnte er nicht feststellen. „Ich habe mal meine Tochter mit ihren Freundinnen zu unserer Bahn mitgenommen, und die Mädchen sind gut gefahren, haben aber kein weiteres Interesse entwickelt“, berichtet Feth. Als jedoch sein Sohn mit seinen Kumpels an der Bahn war, waren die total aus dem Häuschen und wollten gar nicht mehr aufhören. Männer ab 30 seien es meist, die sich für Slot-Racing begeistern. Technik und Tuning seien für ernsthafte Modell-Rennsportler sehr wichtig. Reifen, Federung, Motoren, Gewichtsverteilung – alles, woran Mechaniker der Originale tüfteln, spielt auch im Kleinen eine Rolle. Doch es gebe auch andere Aspekte: „Manche Fahrer freuen sich über authentische Modelle von Fahrzeugen, die sie mal beim echten Rennsport bewundert haben. Da kommt es nicht auf Rundenzeiten an“, erklärt Feth. Für sich hat der Mutterstadter noch weitere kreative Möglichkeiten entdeckt. Mit Liebe zum Detail hat er historische Gebäude, Boxengasse und Landschaften gebaut, die zur Atmosphäre der Modell-Rennstrecke beitragen. Nun gibt es natürlich auch virtuelle Rennen am Bildschirm, bei denen man ebenfalls viele Parameter der Fahrzeuge einstellen kann. Doch das ist für Slot-Racer wie Feth einfach nicht dasselbe. „Ich möchte etwas in die Hand nehmen können und daran drehen und schrauben, nicht nur Knöpfe anklicken“, erklärt er. Ausprobiert habe er die Videospiel-Rennen schon – auf der Konsole seines Sohnes. Sein Fazit: „Es ist nicht dasselbe Gefühl.“ Bei den Rennen der Slot-Racer treffen sich die Fahrer leibhaftig an einer Anlage. Und auch wenn es kleine Modelle sind – die Emotionen sind groß. „Wir haben mal ein 24-Stunden Rennen ausgerichtet, da sind Leute aus der ganzen Republik gekommen. Das war eine der spannendsten Erfahrungen meines Lebens“, sagt Feth. Anfänger, die sich Slot-Racing mal ansehen und ihre ersten Runden drehen wollen, sind bei den Ziegelboys ebenso willkommen wie erfahrene Renner. „Wir freuen uns über Besuch und lassen niemanden in der Ecke stehen“, sagt Feth. Noch Fragen? Die Anlage der Ziegelboys befindet sich in Mutterstadt unter den Räumen des American-Fitness-Studios in der Theodor-Heuss-Straße 2. Rennbetrieb ist immer freitags, ab 19 Uhr. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.zieboslot.de.

Als er Vater wurde, kaufte Martin Feth eine Carrera-Bahn.
Als er Vater wurde, kaufte Martin Feth eine Carrera-Bahn.
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