Speyer/Gerolsheim Viel Zuspruch für Kritik von Priester Sturm an Glaubensbehörde

Der Gerolsheimer Andreas Sturm ist Generalvikar im Bistum Speyer.
Der Gerolsheimer Andreas Sturm ist Generalvikar im Bistum Speyer.

Dass sich Andreas Sturm mutig gegen den Vatikan stellt und homosexuellen Paaren den Segen nicht verweigern wird, hat dem aus Gerolsheim stammenden Generalvikar des Bistums Speyer in kirchlichen Kreisen viel Sympathie eingebracht. Das Echo auf seine Kritik war sowohl in den sozialen Netzwerken als auch in der elektronischen Post ausgesprochen positiv.

Auf Facebook bekam der Kirchenmann auf breiter Basis Rückendeckung. „Mein Beitrag wurde rund 5000-mal angeklickt, lediglich zehn Nutzer äußerten sich negativ“, informiert Sturm im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Auch von den 1000 E-Mail-Schreibern hätten nur einige wenige seine Meinung nicht geteilt. Ähnlich sei es bei der Briefpost gewesen. „Da gab es ein paar strikte Gegner, die die Homosexualität grundsätzlich ablehnen.“

Mit einer derartigen Resonanz habe er nicht gerechnet, sondern vielmehr befürchtet, „aufrechte Katholiken werden mir sagen, dass ich in die Hölle komme“, sagt der 46-jährige Geistliche. Über die Erklärung der römischen Glaubenskongregation, wonach die katholische Kirche nicht befugt sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, hatte er sich schockiert und fassungslos gezeigt. Er habe Wohnungen, Autos, Fahrstühle und unzählige Rosenkränze gesegnet. Warum dürfe er dann nicht zwei Menschen segnen, die sich lieben? „Das kann nicht Gottes Wille sein“, machte er deutlich. Es komme nicht von ungefähr, dass für viele homosexuelle Paare die Kirche keine Anlaufstelle mehr sei.

Andreas Sturm, Stellvertreter des Bischofs und Leiter des Bischöflichen Ordinariats in Speyer, plädiert für mehr Transparenz und Offenheit. „Wenn man immer schweigt und seine Enttäuschung, Frustration und Fassungslosigkeit immer nur still runterschluckt, verrät man dann nicht irgendwann seine eigenen Überzeugungen?“ Ihm gehe es um das Grundsätzliche, betont er. In der Vergangenheit habe die heilige Kirche um jeden Preis geschützt werden müssen, vieles sei unter den Teppich gekehrt worden.

Eltern homosexueller Kinder schreiben ihm

Für den Generalvikar sind die Zeiten der Heimlichtuerei vorbei. Egal ob es um Missbrauch oder Homosexualität gehe – die Kirche müsse an die Öffentlichkeit und mit den Themen offener umgehen, forderte Sturm. Er bekomme Briefe von Eltern homosexueller Kinder, die ihm ihr Leid schilderten. „Sie freuen sich über eine wertschätzende Haltung für ihre Kinder.“ Für ihn hat der Umgang mit homosexuellen Partnerschaften eine Dimension, die sich nicht auf Deutschland beschränke, sondern in vielen Gegenden der Welt – auch in Italien – immer mehr zum Thema werde. „Daher müssen wir uns dringend damit auseinandersetzen.“

Zurück zu den familiären Wurzeln von Andreas Sturm. Zu seinen in Gerolsheim wohnenden Eltern hält er ebenso Kontakt wie zu seinem Bruder in Frankenthal. Er bedauert, dass er mit den Besuchen wegen der Pandemie gegenwärtig etwas kürzer treten muss. Hinzu kommt, dass sich Bischof Karl-Heinz Wiesemann eine Auszeit genommen und somit der Generalvikar in Speyer aktuell gefordert ist.

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