Kreis Bad Duerkheim Trauer in Oggersheim

Bürger brachten am Wochenende Blumen zum Kanzlerbungalow. Die Junge Union würdigte den Altkanzler am Samstagabend mit Transparen
Bürger brachten am Wochenende Blumen zum Kanzlerbungalow. Die Junge Union würdigte den Altkanzler am Samstagabend mit Transparenten und Kerzen.

«LUDWIGSHAFEN.» Richtig viel los ist am Sonntagvormittag nicht in der Marbacher Straße. Ein Fernsehteam dreht gerade, und man hört, wie der Reporter in englischer Sprache für ein internationales Publikum Helmut Kohls politische Leistungen einordnet. Etwa zehn Journalisten sind noch am Haus. Sie beobachten, wer als Besucher ankommt. Unter anderem darf die Hauswirtschafterin des Ehepaars Kohl ins Haus. Wenige Minuten später trifft Salomon Korn ein. Auch dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland öffnet Ex-„Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann wie allen angemeldeten Besuchern die Tür. Diese wird auch gleich wieder verschlossen. Öffentliche Äußerungen gibt es kaum, im Haus, wo Kohl im Sarg liegt, wird still getrauert. Mittags öffnet sich die Tür erneut: Witwe Maike Kohl-Richter schaut sich kurz und ganz still mit Diekmann und Korn die vielen Blumen und Kerzen an. Alles wirkt sehr bedächtig. So sei es seit Freitagabend, berichtet Kai Antes, Chef der Polizeiinspektion Ludwigshafen 2 in Oppau, die auch für Oggersheim zuständig ist. Seine Kollegen sind permanent vor Ort. „Wir wollen, dass die Familie in Ruhe trauern kann und nicht ständig jemand an die Tür kommt“, sagt er. Das funktioniere sehr gut. Die Marbacher Straße hat die Polizei abgesperrt. Autos dürfen nicht durchfahren, das würde zu sehr stören. Aber wer möchte, darf bis zum Vorgarten. Richtig viele Bürger kommen nicht. Wer kommt, hat meist eine interessante Geschichte. So ist am Sonntagvormittag ein Mann aus Karlsruhe angereist. Er sei in der DDR aufgewachsen und wolle Kohl für die Wiedervereinigung und die damit verbundene große Veränderung in seinem Leben danken. Ein Ehepaar schießt ein paar Fotos. Die beiden wohnen zwar in Köln, besuchen aber übers Wochenende die Mutter in Frankenthal. Für sie sind auch die Bilder. „Meine Mutter ist aus Berlin, für sie ist Kohl der Kanzler der Einheit. Als Berlinerin hat das für sie eine besondere Bedeutung. Sie wollte wissen, wie es jetzt am Haus aussieht. Deshalb sind wir hier.“ Die politische Leistung hat auch Mitglieder der Jungen Union (JU) am Samstag zu einer spontanen Kundgebung bewogen. 200 bis 250 Teilnehmer, so schätzt Kreisvorsitzender Maximilian Göbel, haben sich an der Aktion des Bundesverbands beteiligt. „Das Gros kam zwar aus der Region, aber etliche sind auch aus Berlin oder Bayern angereist.“ Man habe im Stillen gebetet und Abschied von Kohl genommen. Mit großen Plakaten – „Danke für Frieden und Freiheit“ – „wollten wir uns bei ihm noch einmal bedanken und seine große Leistung würdigen“, sagt Göbel. Trotz der recht großen Menschenmenge sei alles „sehr würdevoll“ gewesen. „Mich hat das völlig überwältigt.“ Von 18 bis 20 Uhr war die Junge Union am Kanzlerbungalow, hat Kränze und Transparente abgelegt. „Kai Diekmann kam kurz raus uns ließ uns von Frau Kohl-Richter ausrichten, dass unsere Geste angekommen sei“. Politik

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