Deidesheim/Lambrecht Temperaturen haben beim Sparen geholfen

Noch ist es kalt, ohne Heizung geht es nicht.
Noch ist es kalt, ohne Heizung geht es nicht.

Seit Deutschland in Folge des Ukraine-Krieges kein Gas mehr aus Russland bekommt, heißt es für die Verbraucher: Sparen ist angesagt. Was sagen die örtlichen Versorger zu den bisherigen Bemühungen ihrer Kunden?

Deutschlandweit ist 2022 rund 14 Prozent weniger Gas verbraucht worden als im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021. Industriekunden verbrauchten 15 Prozent weniger, Haushalts- und Gewerbekunden zwölf Prozent, so die Bundesnetzagentur. Allerdings: Die Agentur weist auch darauf hin, dass die Temperaturen beim Sparen geholfen haben. Im Mittel lagen sie im vergangenen Jahr 1,1 Grad über dem Durchschnitt der letzten vier Jahre. Besonders im Oktober und November war es wärmer als sonst üblich. Im Dezember allerdings kälter. Um also eine Aussage über das Sparverhalten zu treffen, müssen diese Schwankungen berücksichtigt werden – was die Bundesnetzagentur in ihren täglichen Lageberichten auch tut.

Die örtlichen Werke dagegen können nur Aussagen zur Entwicklung des Verbrauchs machen. Die Stadtwerke Deidesheim etwa haben im vergangenen Jahr 20 Prozent weniger Gas verkauft als 2021. „Das ist schon super“, lobt Geschäftsführer Alexander Will. Wie viel die Kunden aber tatsächlich gespart hätten, sei schwer zu sagen. So habe der Verbrauch beispielsweise schon in den Monaten Januar bis März unter dem Durchschnittsverbrauch gelegen. „Und da haben wir ja noch nicht gespart.“ Der September-Verbrauch sei allerdings schon ein Hinweis darauf, dass die Kunden beim Heizen zurückhaltender waren. „Obwohl es ziemlich kühl war, lief weniger Gas durch die Leitungen als im Jahr zuvor“, erklärt Will.

Lambrecht: „Sparquote“ niedriger

Im Einzugsgebiet der Stadtwerke Deidesheim hänge der Verbrauch fast komplett von den Temperaturen ab. „Industrie gibt es ja kaum.“ Dafür Tourismus. Die Temperaturen in den Hotels zu reduzieren, sei allerdings besonders schwierig, verdeutlicht Will. Denn es habe ja für den Gast keinen unmittelbaren finanziellen Vorteil, wenn er beim Heizen spare.

Bei den Stadtwerken Lambrecht liegt die „Sparquote“ beim Gas nicht ganz so hoch wie in Deidesheim. „Im Tal ist auch kälter“, sagt Geschäftsführer Michael Frech. Im vergangenen Jahr seien etwa 15 bis 16 Prozent weniger Gas verbraucht worden als 2021. Frech geht von Einsparungen in Höhe von vier bis fünf Prozent aus, wenn zum Vergleich der Mittelwert der vergangenen drei, vier Jahren herangezogen wird.

Unterdessen seien die Preise auf dem Energiemarkt wieder gesunken, bestätigen die beiden Werke-Chefs. Frech betont jedoch: „Der Markt hat sich keineswegs normalisiert, die Preise sind viel höher als vor Beginn der Energiekrise.“ Habe man zuvor 1,5 bis zwei Cent pro Kilowattstunde gezahlt, so seien es heute sechs bis 6,5.

Langfristige Einkaufsstrategie

Bei den Kunden komme die Preisentwicklung immer mit einem Jahr Verzögerung an. „Das hängt damit zusammen, dass wir eine langfristige Einkaufsstrategie haben“, so Frech. Billiganbieter setzten dagegen auf kurzfristige Einkäufe (Spotmarkt). Mittlerweile gebe es auch schon wieder einige Discounter, die Kunden lockten – „nachdem sie sie im vergangenen Jahr rausgeworfen haben“, wie Frech erklärt. Durch die Gaspreisbremse werde der Vorteil jedoch meist komplett aufgehoben. „Es gibt kaum einen Anbieter, der da drunter bleiben kann.“

Die günstigsten seien Tochter-Unternehmen jener Firmen, die im vergangenen Jahr Hunderttausende rausgeworfen hätten, berichtet der Deidesheimer Stadtwerke-Chef. Und manche Kunden kehrten zu ihnen zurück. „Das durchblickt ja niemand wirklich“, so Will. Es gebe Verbraucher, die jedes Jahr den Anbieter wechselten. Sie seien aber in der Minderheit. Etwa 80 Prozent der Kunden seien „treu“.

In den jüngsten Abschlagszahlungen sei die Gaspreisbremse noch nicht berücksichtigt, erklärt Will. Die Regelung gelte ja erst ab März, dann aber auch rückwirkend ab Januar. Für die Werke und auch für die Software-Hersteller sei der Aufwand riesig. „Diese Woche haben wir jetzt Schulungen, im Februar werden die Kunden informiert, wie die Abschläge reduziert werden“, so Will.

Und fügt optimistisch hinzu: „Wir haben den Dezember-Abschlag hingekriegt, wir schaffen auch die Gas- und Strompreisbremse.“

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