Kreis Bad Duerkheim Schockierendes aus dem Internet
Schimpfworte aus der untersten Schublade oder rassistische Beleidigungen – Hass im Internet ist offenbar in den sozialen Netzwerken weit verbreitet. Etwa um Ansätze gegen dieses Phänomen ging es bei der Fachtagung „Hate Speech – Randerscheinung oder Zeitgeist?“, zu der der Präventionsverein „Sicherheit in Mannheim“ eingeladen hatte.
„Es war anstrengend, aber auch sehr hilfreich“, sagt Claude Ellinger. Die Leiterin des Jugendhauses in Mannheim-Hochstätt war eine von rund 180 Teilnehmern an den Fachvorträgen und Diskussionen. „Bei uns sind genau die jungen Leute, die sich sehr aktiv auf solchen Feldern bewegen. Deshalb brauchen wir dringend eine finanzielle Verstärkung der Jugendarbeit“, fordert sie. Wie sie kamen die Teilnehmer entweder aus der Jugendarbeit oder von den Schulen aus Mannheim und der Region. Vor allem aus Heidelberg waren viele Vertreter von Einrichtungen nach Mannheim gekommen. Das freute wiederum Mannheims Ersten Bürgermeister Christian Specht (CDU): „Eine Demokratie muss wehrhaft sein. Die wichtigste Waffe dafür ist die Aufklärung und der wichtigste Bereich der Aufklärung sind die Schulen.“ Specht ist Vorsitzender des Präventionsvereins „Sicherheit in Mannheim“. Die Befragungen nach dem Sicherheitsgefühl der Bürger haben hier ein Defizit aufgezeigt. „Das Sicherheitsgefühl gilt dem öffentlichen Raum ebenso wie dem virtuellen Raum“, sagt Specht. Gerade Jugendliche würden sich im Internet auf eine teilweise erschreckende Art äußern. Gerade dafür sollte die Fachtagung eine Handhabe bieten. „Für die Lehrergeneration ist es kaum vorstellbar, dass über 80 Prozent der Jugendlichen das Internet als liebste Freizeitbeschäftigung angeben. Deshalb gehört aus unserer Sicht der Umgang mit Computer und Smartphone mit zur Lehrerausbildung“, betont Specht. Stephan Ruhmannseder von der Meldestelle „Respect!“ im Demokratiezentrum Baden-Württemberg rief deshalb dazu auf, sich den sozialen Netzwerken zu öffnen. „Bewegen Sie sich auch privat in diesen öffentlichen Netzwerken“, ermuntert er Lehrkräfte und Jugendsozialarbeiter. „Nur so behalten Sie den Überblick.“ Ein Teil des Problems liege jedoch auch in den sozialen Netzwerken selbst, findet Specht. „Durch die Algorithmen, nach denen man immer nur angezeigt bekommt, wofür man sich schon einmal interessiert hat, entsteht eine Spirale.“ Tatsächlich sei das Problem von Propaganda nicht erst eine Erfindung des Internets. „Das gab es wohl schon in ägyptischen Hieroglyphen“, erzählt Claude Ellinger. Bürgermeister Specht hatte am Ende der Tagung einen Lösungsansatz: „Lehrpläne müssen schneller reagieren. Es kann nicht sein, dass ein Phänomen wie Pegida in den letzten drei Jahren noch nicht einmal in Politik-Abitur-Klausuren vorgekommen ist.“ Diese Erkenntnis will der Bürgermeister in den Dialog mit dem baden-württembergischen Kultusministerium mitnehmen. Eine weitere gab er den Lehrern und Sozialarbeitern mit auf den Weg: „Wir lassen Sie mit diesem Thema nicht allein. Sie sind unsere wichtigsten Demokratiearbeiter.“