Kreis Bad Duerkheim Neustart in der Walzmühle

Ein trauriger Anblick und weitgehend verwaist: die Mall der Walzmühle.
Ein trauriger Anblick und weitgehend verwaist: die Mall der Walzmühle.

„Wir haben Spaß, vernachlässigte Immobilien auf Vordermann zu bringen“, sagt Axel Kochsiek beim Rundgang durch die Walzmühle. Der 56-Jährige arbeitet bei ASG (Activum SG). Die Walzmühle gehört einer Objektgesellschaft des Unternehmens mit Sitz auf Jersey. Kochsiek ist im Asset Management, also in der Vermögensverwaltung tätig und kommt als Zuständiger für verschiedene Immobilien gut herum in Deutschland – vernachlässigte Bauten gibt es schließlich einige. Zuletzt hat ASG das ehemalige Fuggerstadt-Center in Augsburg auf Vordermann gebracht. Der vorherige Besitzer des schlecht laufenden Centers war pleite, nach dem Kauf und einem Umbau ging es 2018 unter dem neuen Namen Helio an den Start. Vor Kurzem hat es die German Estate Group AG aus Frankfurt erworben. Nun soll also die Walzmühle neu aufgelegt werden. Die hat ASG im Juli 2015 gekauft. Wenige Monate danach war klar: Der Real-Markt zieht aus. Daraufhin ging es mit dem ohnehin wackeligen Center bergab. Mitte 2016 waren nur noch 15 von 31 Ladenflächen vermietet, heute gibt es neben dem Kino noch sieben vermietete Geschäfte. Die ASG hat bei ihrem Kauf den Betreiber MEC Metro-ECE mitgeerbt. Nach dem Grund für den Niedergang des einst ehrgeizig geplanten und 1999 eröffneten Einkaufszentrums gefragt, sagt Kochsiek: „Wir schauen nicht nach hinten, wir schauen nach vorne.“ Doch hinter vorgehaltener Hand ist von mehreren Seiten zu hören, dass sich die Metro in den vergangenen Jahren nicht mehr für das Center interessiert hat. Diese hat alle Flächen von ASG gemietet und wiederum weitervermietet – ist also am längeren Hebel, was neue Konzepte betrifft, weshalb ASG auf das Ende des Vertrags mit MEC Metro-ECE wartet, um wieder handlungsfähig zu sein. Am 31. Dezember ist es soweit. Vollsortimenter und Discounter Die Walzmühle soll laut Kochsiek zu einem Nahversorgungszentrum werden, dessen drei wesentliche Pfeiler zwei Lebensmitteleinzelhändler – ein Vollsortimenter auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern und ein Discounter – sowie ein Drogeriemarkt sein sollen. Alle drei am hinteren Ausgang des Centers, gegenüber des Lusanums. Die Bebauung am Rheinufer Süd sei „für Einzelhändler ein großer Anreiz, hierher zu kommen“, sagt Kochsiek. Das sind neben den zahlreichen Wohnungen – darunter die geplante Bebauung des Halberg-Geländes – die großen Büro-Gebäude, etwa der BASF. Hinzu kommt die Nähe zum Berliner Platz und zum S-Bahnhof Mitte mit laut Kochsiek etwa 11.000 Leuten, die dort pro Tag mit der Bahn ankommen. Einige Mieter bleiben Das erste Stockwerk, also das obere Geschoss des früheren Real-Markts, soll dem Parkhaus zugeschlagen werden. Eine für Einkaufswagen taugliche Rollsteige soll in diesen ersten Stock führen, erläutert Kochsiek. Die Verhandlungen mit dem Vollsortimenter und dem Discounter seien schon „sehr weit“, ergänzt er, nennt aber keine Firmennamen. Als weitere Mieter denkbar wären unter anderem ein Biomarkt, ein Geschäft für Kinderbekleidung und eine Apotheke. Und es gibt laut Kochsiek auch viele der bisherigen Mieter, bei denen schon feststeht, dass sie bleiben. Das seien Tedi, Kik und der Bäcker. Auch das Kino habe großes Interesse, sagt er. Dann spricht er noch die Schließung des Rathaus-Centers Ende 2021 an, die „uns sehr hilft“. Ob Läden von dort in die Walzmühle ziehen? „Wir sind in Gesprächen.“ „Der Name ist verbrannt“ Auch baulich muss sich einiges ändern: neuer Boden, neue Decke, neue Fassadenelemente, zählt Axel Kochsiek auf. Der Quergang vor dem früheren Real fällt weg und wird der Ladenfläche zugeschlagen. Rund 20 Millionen Euro möchte ASG in das Objekt investieren. Und: Das Einkaufszentrum wird nicht mehr Walzmühle heißen. „Der Name ist bei Einzelhändlern verbrannt“, betont Kochsiek und berichtet, dass er teilweise drei Jahre für die Verhandlungen mit potenziellen Mietinteressenten gebraucht habe. Der Ruf des beinahe leeren Centers in der Yorckstraße sei einfach zu schlecht. Von der Stadt sei man „super empfangen worden“, sagt er. Es gebe regelmäßige Gespräche, auch mit Süd-Ortsvorsteher Christoph Heller (CDU), der die Kombination aus Vollsortimenter und Discounter für seinen Stadtteil schon seit Jahren fordert. Die Idee, die Hochschule in die Walzmühle zu holen, ist vom Tisch, so Kochsiek. 2018 war das mal im Gespräch, bekannt unter dem Übertitel „City-Campus“. „Dies hätte zu einer Belebung der Innenstadt geführt, und wir hätten diesen Schritt gerne begleitet“, sagt der ASG-Mitarbeiter. Es habe bereits Planungen und eine Bauvoranfrage gegeben. Doch dann erteilte der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister der Idee eine Abfuhr. ASG plante um. Baugenehmigung Anfang 2020? 19.000 Quadratmeter vermietbare Fläche gibt es in der Walzmühle, die – glaubt man Kochsiek – in wenigen Jahren wieder mit Leben gefüllt sein soll. Es solle nichts Ausgefallenes werden, sondern „grundsolide Nahversorgung“, sagt er. Ende August möchte ASG den Bauantrag stellen. Der sei nötig, weil ein Teil der bisherigen Verkaufsfläche dem Parkhaus zufällt. „Wir hoffen auf eine Baugenehmigung Anfang 2020“, sagt er und rechnet anschließend mit „etwa über einem Jahr Bauzeit“. Im Laufe des Jahres 2021 könnte das Center neu eröffnen.

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