Hassloch Kürbisverkauf: Hilfsaktion für Familie im Ahrtal

Nur noch Abfall: Hausrat und Möbel der Familie nach der Flut.
Nur noch Abfall: Hausrat und Möbel der Familie nach der Flut.

Im Ahrtal sind tausende Menschen von den Folgen der Hochwasserkatastrophe betroffen. Zu den Flutopfern, die alles verloren haben, gehört Familie Müller aus Dernau, die jetzt auch noch einen persönlichen Schicksalsschlag verkraften muss. Die Haßlocher Lebensmittelretter wollen der Familie helfen: mit einer Kürbis-Aktion am Freitag auf dem Rathausplatz.

Die Flut am 14. Juli hat allein an der Ahr nicht nur mindestens 133 Menschen das Leben gekostet, sondern auch schätzungsweise 3000 Gebäude zerstört. Eines davon gehört Familie Müller aus Dernau. In der Flutnacht stand das Wasser noch im Obergeschoss über einen Meter hoch. Die Bewohner konnten sich alle retten, aber sie haben Hab und Gut verloren, und das Haus ist unbewohnbar. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, müssen sie nun auch noch einen persönlichen Schicksalsschlag verkraften: Vor zwei Wochen ist der Vater nach einer schweren Krebskrankheit gestorben. Und die Mutter hat keine großen Rücklagen. Eine Hochwasser-Versicherung besteht nicht.

Die Seniorin ist nach der Katastrophe bei ihrer Tochter untergekommen, die im Nachbarhaus wohnt. Dieses Gebäude steht etwas erhöht, sodass es von der Flut weniger betroffen war als das Elternhaus der Familie Müller und wenigstens bewohnt werden kann. Die Familie der Tochter will das schwer beschädigte Haus nun so gut es geht wieder aufbauen.

800 Kilo Hokkaido-Kürbisse

Damit Baumaterial und Handwerker bezahlt werden können, wollen ihnen die Pfälzer Lebensmittelretter, Region Haßloch, dabei unter die Arme greifen. Der Kontakt zur Familie ist über Dirk Müller aus Haßloch zustande gekommen, der sich bei den Hochwasserpaten engagiert. Ziel dieser Gruppe, die über Facebook kommuniziert, ist es, Menschen in Mayschoß und Umgebung – zu der auch Dernau zählt – langfristig zu helfen. Betroffene und freiwillige Helfer können sich vernetzen, Anlaufstellen finden und Informationen austauschen. Anfang September hatten die Lebensmittelretter und die Hochwasserpaten bei einer Spendenaktion zusammengearbeitet, bei der im damaligen Real-Markt eine Sammelstelle eingerichtet worden war.

Dirk Müller, erklärt Anna Krämer von den Haßlocher Lebensmittelrettern im Gespräch mit der RHEINPFALZ, ist häufig vor Ort im Ahrtal und weiß, wo Hilfe besonders dringend gebraucht wird. Deshalb hat er den Lebensmittelrettern die Familie aus Dernau genannt, die versuchen will, das zerstörte Haus wieder aufzubauen. „Wir retten – ihr spendet“ heißt die Aktion, die am Freitag, 15. Oktober, von 14 bis 16 Uhr auf dem Haßlocher Rathausplatz (vor der Gemeindebücherei) stattfindet. Verkauft werden Hokkaido-Kürbisse aus biologischem Anbau für eine Spenden von vier Euro pro Netz. Der komplette Erlös geht an Familie Müller in Dernau.

Beim Bio-Bauern gestoppelte Feldfrüchte

Die Kürbisse stammen von den Feldern eines pfälzischen Bio-Bauern. Am vergangenen Samstag, berichtet Anna Krämer, haben zahlreiche freiwillige Helfer der Lebensmittelretter auf dessen Äckern stoppeln dürfen – sowohl für den eigenen Bedarf als auch für die Spendenaktion. Für diesen Zweck sind 800 Kilogramm Hokkaido-Kürbisse zusammengekommen, die geputzt und in Baumwollnetze gefüllt nun am Freitagnachmittag verkauft werden.

Übrigens gehören diese Netze zu den letzten Relikten des Ende September geschlossenen Real-Markts, berichtet Anna Krämer. Bei der Lagerräumung hat der Real-Geschäftsführer eine größere Menge davon entdeckt und den Lebensmittelrettern geschenkt.

Überall Spuren der Flut: Hochzeitsbild der Eltern an der Wand.
Überall Spuren der Flut: Hochzeitsbild der Eltern an der Wand.
800 Kilogramm Kürbisse stehen am Freitag zum Verkauf.
800 Kilogramm Kürbisse stehen am Freitag zum Verkauf.
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