Forst Historische Mauer von Bewuchs befreit

Die Sandsteinmauern kommen jetzt wieder gut zur Geltung.
Die Sandsteinmauern kommen jetzt wieder gut zur Geltung.

Die Forster Weinlagen Kirchenstück und Freundstück gehören zu den besten Riesling-Lagen weltweit. Doch die Sandsteinmauern, die dort im 19. Jahrhundert angelegt wurden, waren lange zugewuchert und unansehnlich. Das ist jetzt anders.

Nach rund 200 Stunden harter Arbeit hat Winfrid Doll eine entscheidende Etappe seines selbstgesteckten Ziels erfolgreich absolviert: Die beiden Sandsteinmauern des gut 200 Jahre alten historischen Kirchenstückwegs sind jetzt komplett von Efeu, Brombeerhecken und anderem Bewuchs befreit, was zu ihrem Erhalt maßgeblich beitragen dürfte.

„Versprochen ist versprochen, und es ist auch eine Art von Nachhaltigkeit“, begründet Winfrid „Winne“ Doll seinen kontinuierlichen freiwilligen Einsatz, um Forst noch ein Stück attraktiver zu machen und den positiven Eindruck der „pfälzischen Toskana“ auf Forster Bürger und Besucher zu verstärken. Der gelernte Chemielaborant und Industriekaufmann, der am Samstag 75 Jahre alt wird, ist zusammen mit seiner Ehefrau Marie-Luise Anlieger am Kirchenstückweg. Dort unterhält das Paar zwei Ferienwohnungen und verkauft als Dependance der Winzergenossenschaft Wein.

Blick zum Pechsteinkopf

Da war es Doll vor zwei Jahren ein Dorn im Auge, dass der über 200 Meter lange Weg zwischen den renommierten Forster Lagen Freundstück und Kirchenstück lange Zeit ein Dornröschendasein fristete. Wo doch der Kirchenstückweg, von der Weinstraße her sich leicht windend und ansteigend, einen wunderbaren Blick Richtung Mittelhaardt und Pechsteinkopf bietet. Ob vielleicht in Zukunft durch entsprechende Beschilderung oder eine Gussplatte stärker auf dieses Kleinod hingewiesen wird?

Dornen spielten auch in anderer Hinsicht eine Rolle: Die anstrengende Arbeit – zwei Monate Tag für Tag mit dem Fugenkratzer in der Hand, oft auf den groben Pflastersteinen knieend – machte zwei Arztbesuche nötig. Grund: Dornen in den Fingern. Winfrid Doll sah nach eigenen Worten aus wie nach einem Kampf mit einem Löwen. Aber das kernige Energiebündel ist hart im Nehmen und steckte alles weg. Der Ur-Forster forcierte gar seinen selbstlosen Einsatz zur Freilegung von Mauern und Pflaster, das allerdings nicht mehr flächendeckend vorhanden ist, sondern vor vielen Jahren nach dem Einbau von Wasserleitungen an einigen Stellen durch Asphalt lieblos ersetzt wurde.

Mauer 2,80 Meter hoch

Während die nördliche Mauer entlang der Lage Kirchenstück bodengleich mit den angrenzenden Wingertszeilen des Weinguts von Winning ist, hat die südliche Sandsteinmauer, die zum Deidesheimer Weingut Reichsrat von Buhl gehört, eine durchschnittliche Höhe von 2,80 Metern. Sie freizulegen, die verschobenen Abdeckungen zu richten und kleinere Schäden auszubessern, war besonders anstrengend. Denn Doll musste, auf einer Leiter balancierend, dem hartnäckigen Ranken- und Wurzelwerk auf einer Fläche von rund 400 Quadratmetern zu Leibe rücken.

Jetzt wirkt alles imposant. Der Charakter des Wegs kommt wieder klar zum Vorschein. Die Mauern sind, wie Doll weiter berichtet, nicht mit Speis gemauert, sondern sie sind gesetzt. Die Sandsteine sind also lediglich aufeinandergeschichtet – und bieten dennoch dauerhaft Stabilität. Die Weingüter Reichsrat von Buhl sowie von Winning sehen, so die weiteren Schilderungen des engagierten und ehrgeizigen Forster „Wegbereiters“, die Freilegungs- und Pflegearbeiten positiv. Konkrete Hilfe erfuhr Doll bei der Abfuhr des Grünabfalls durch den Gemeindearbeiter beziehungsweise Mitarbeiter der Feldhut.

Der Weg ist das Ziel – dies trifft auch auf den Kirchenstückweg zu. Denn Doll hat zwar enorme Pionierarbeit geleistet, aber das Projekt ist noch lange nicht abgeschlossen. Denn es steht noch das restliche Jäten zwischen den Pflastersteinen am oberen Weg an. Und überhaupt: Unkraut vergeht bekanntlich nicht. Deshalb dürfte es dem Jubilar auch weit über seinen 75. Geburtstag hinaus nicht langweilig werden: Er ist die menschgewordene Pflegeversicherung für den Kirchenstückweg.

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