Deidesheim Gedenkstein für NS-Opfer enthüllt

Aus dem Deidesheimer Stadtwald: der Findling, auf dem die Bronzeplatte mit den Namen der vier NS-Opfer angebracht wurde.
Aus dem Deidesheimer Stadtwald: der Findling, auf dem die Bronzeplatte mit den Namen der vier NS-Opfer angebracht wurde.

Auf dem jüdischen Friedhof in Deidesheim ist ein Gedenkstein enthüllt worden. Er erinnert an die jüdischen Bürger aus der Stadt, die dem Holocaust zum Opfer gefallen sind.

Oswald Feis, Frieda Morgenthau, Adolf Reinach und sein Sohn Max, die als jüdische Bürger in Deidesheim lebten, wurden vom NS-Regime verfolgt und fern ihrer Heimat ermordet beziehungsweise starben an den Folgen der Haftumstände. Um an sie zu erinnern, wurde am Freitag ein Kenotaph – ein Ehrengrabmal für einen in der Fremde Gestorbenen – für die Deidesheimer Opfer des Holocaust auf dem jüdischen Friedhof enthüllt. Auf dem Findling aus dem Deidesheimer Stadtwald stehen die Namen und Lebensdaten der vier NS-Opfer mit dem Zusatz „in bleibender Erinnerung“.

Die Initiative zur Errichtung des Gedenksteins geht zurück auf die Arbeitsgemeinschaft Jüdisches Leben Deidesheim und die Heimatfreunde Deidesheim und Umgebung. Unterstützt wurde das Projekt von der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz, von der Beauftragten für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen in Rheinland-Pfalz, Monika Fuhr, vom Forstzweckverband Mittelhaardt, der Stadt Deidesheim und der Bildhauerei Weisbrodt aus Niederkirchen.

Eine symbolische Ruhestätte

Franz-Josef Ratter von der Arbeitsgemeinschaft jüdisches Leben stellte den Begriff „Heimat“ in den Mittelpunkt seiner kurzen Ansprache. Den vier Opfern der Schoa sei es nicht vergönnt gewesen, in heimischer Erde bestattet zu werden. Die Bronzeplatte auf dem Gedenkstein gebe nun diesen Menschen eine symbolische Ruhestätte. In diesem Zusammenhang verwahrte sich Ratter gegen die Umdeutung des Begriffs „Heimat“ in Blut- und Bodentheorien durch rechte Parteien, Querdenker und sogenannte „Weißgekleidete“. Landesrabbiner David Schwezoff, Stadtbürgermeister Manfred Dörr, der Historiker Berthold Schnabel und Franz-Josef Ratter enthüllten gemeinsam die Gedenktafel auf dem Kenotaphen.

Dörr lobte das besondere Engagement dieser Initiative und deren Protagonisten. Er hob hervor, wie wichtig sichtbare Zeichen der Erinnerung und des Gedenkens im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus seien. Weiterhin erinnerte er an die mehrmaligen Besuche der Geschwister Morgenthau, die dem Nazi-Regime noch rechtzeitig entkommen konnten.

Erde aus den Todesorten verstreut

Berthold Schnabel stellte die Lebensverläufe der vier jüdischen Bürger Deidesheims dar. Dabei ging er auf ihr Engagement für die Gesellschaft der Stadt Deidesheim ein, zeichnete ihre Leidenswege nach und benannte ihre Todesorte: Schloss Hartheim bei Linz/Donau, Izbica in Ostpolen, Gurs in Südfrankreich und Auschwitz.

Als symbolisches Zeichen der Verbundenheit vergoss Ratter Wasser aus der Donau, verstreute Erde aus den Todesorten am Fuß des Kenotaphen und legte jeweils einen kleinen Stein aus den genannten Orten auf dem Gedenkstein ab.

Eine besondere Würde erhielt die Feier durch die Anwesenheit des Landesrabbiners David Schwezoff. Er rezitierte – dem Anlass gemäß – mehrere Verse und Abschnitte aus Psalmen und sprach das Gebet „El male rachamim“ , das Gebet für die Opfer des Holocaust. Insbesondere die gesungenen Gebete beeindruckten die Anwesenden zutiefst.

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