Forst EU-Verordnung: UNKE und Winzer im Gespräch

Einig waren sich Winzer und Umweltgruppe darin, dass in Teilbereichen auf Herbizide ganz verzichtet werden kann.
Einig waren sich Winzer und Umweltgruppe darin, dass in Teilbereichen auf Herbizide ganz verzichtet werden kann.

Ein Änderungsvorschlag zur EU-Verordnung über die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln hat die Winzerschaft im Herbst 2022 aufgeschreckt. Dazu haben sich die Umweltgruppe Unke und Winzer in Forst ausgetauscht. Überraschende Erkenntnis: Man ist gar nicht weit voneinander entfernt.

Zum Thema EU-Pflanzenschutzverordnung gibt es nach Ansicht der Umweltgruppe UNKE einen Nachholbedarf an Informationen und Gedankenaustausch. Der Lucashof, ein inzwischen biozertifizierter Familienbetrieb in Forst, der einen großen Anteil seiner Rebflächen im Naturschutzgebiet Haardtrand-Pechsteinkopf bewirtschaftet, bildete den passenden Rahmen eines Treffens mit Winzern. Rund 20 Interessenten fanden sich dort ein. Die Hälfte der Teilnehmer waren Weinbaufachleute aus den umliegenden Weingütern.

Mit einer Fotostrecke über die regionale Landschaft und Artenvielfalt eröffnete Alfons Fürst, Mitbegründer der Umweltgruppe, den informativen Teil des Abends. Mit Spannung verfolgten die Anwesenden die weiteren Ausführungen über den erschreckenden allgemeinen Artenrückgang, vor allem bei Vögeln und Insekten, sowie die damit verbundenen Ernteeinbrüche im Obstanbau bei ausbleibender Bestäubung. Die Daten stammten aus einer Studie der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina von 2018. „Hier muss sich etwas ändern. Ein ,Weiter so’ kann es nicht geben“, betonte Fürst. Ralf Burgstahler referierte über die Entwicklung des Entwurfs der EU-Verordnung sowie deren Hintergründe und Inhalte. Auch Meinungen aus der Politik und der Ablauf des Gesetzgebungsverfahrens der EU wurden dargestellt.

In der anschließenden Diskussionsrunde kam zunächst die Frage auf, warum die Verbände so spät an dem Verfahren beteiligt wurden. In der aktuellen Entwurfsfassung würde die Verordnung das Aus für den Weinbau in der Pfalz bedeuten: „Mit so einem Ausmaß hat keiner gerechnet“, betonte Martin Fußer, Vorsitzender der Bauern- und Winzerschaft, Kreisverband Bad Dürkheim.

„Ohne Pflanzenschutz geht es nicht“

Der Entwurf stößt aber auch ein weiteres Nach- und Umdenken an. Einig war man sich, dass mit der mechanischen Unterstockbearbeitung im Weinbau auf Herbizide ganz verzichtet werden könne. Mit der Pheromon-Anwendung wären auch Insektizide weitgehend unnötig. Eine Ausnahme bilde ein Kirschessigfliegenbefall, der jedoch überwiegend rote Traubensorten treffe. Blieben noch die Fungizide. Gegen Pilzkrankheiten sei je nach Wetterlage, Kleinklima und Rebensorte der Einsatz von Fungiziden notwendig und müsse bedarfsgemäß abgestimmt werden. Ohne Pflanzenschutz gehe es nicht. Auch mit den neuen pilzresistenten Piwi-Rebsorten nicht, sagte Fußer. Hier sei auch die Forschung der Industrie gefragt, Pflanzenschutzmittel mit weniger Nebenwirkungen zu entwickeln.

Ein weiterer Vorschlag zur Förderung der Artenvielfalt seien abgestimmte Maßnahmen auf Brachen und Ausgleichsflächen. Dabei gehe es allerdings nicht um das Anlegen von Blühstreifen, gab Fürst zu bedenken, sondern um den Erhalt der natürlichen Vegetation. Die Wirtsstauden müssten zum Überwintern der Insekten und Kleintiere teilweise stehen bleiben. Das werde mit einer sogenannten Schemelmahd erreicht. Die Ausgleichsflächen, erklärte der Vertreter der UNKE, seien nach der Flurbereinigung als Rückzugsgebiete für die Natur ausgewiesen worden und bildeten ursprüngliche eine Biotopvernetzung vom Haardtrand bis zur Bahnlinie. Leider sei mit der Zeit immer wieder eine Busch- und Baumreihe daraus entfernt worden. Das bestätigte auch ein Forster Winzer, der sich über den radikalen Rückschnitt neben seinem Weinberg wunderte: „Wo liegt denn da der wirtschaftliche Nutzen?“, fragte er.

Kontakt soll vertieft werden

Zum Schluss waren alle Teilnehmer vom Verlauf des interessanten Abends positiv überrascht. „Es war eine gute Atmosphäre und ein guter Austausch“, bestätigte auch Jürgen Düringer vom Weingut Georg Mosbacher und Vorsitzender der Bauern- und Winzerschaft, Ortsverband Forst. Er möchte bei der nächsten Mitgliederversammlung gerne einen der Umweltschützer dazu einladen. Zudem soll im Mai eine gemeinsame Begehung der Fluren stattfinden, bei der auch der NABU und andere Naturschutzverbände eingeladen werden sollen, um weitere Vorschläge zu ergänzenden Maßnahmen zu erhalten.

Fazit des Abends nach Meinung vieler Teilnehmer: Es ist besser miteinander anstatt übereinander zu reden, dann stellt man fest, man ist gar nicht so weit auseinander.

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