Kreis Bad Duerkheim Eine Stadt spuckt in die Hände

Überall Berge aus Steinen, Sand, Erde und Rindenmulch. Menschen strömen zum Bauhof. Im Riedweg stehen Kipper, Kleinlaster, Transporter, Bagger und Feuerwehrfahrzeuge aufgereiht. Frühjahrsputz in Freinsheim.

Partei- und konfessionsübergreifend, vereinsinitiiert oder privat – der Antrieb der Helferschar bei „Freinsheim putzt sich heraus!“ ist, gemeinsam an einem Strang ziehen für eine schmucke Stadt. „Die Gewerbetreibenden stellen uns ihre Fahrzeuge samt Mitarbeitern zur Verfügung“, erklärt Stadtbürgermeister Jürgen Oberholz als erster Vorarbeiter den Fuhrpark im Riedweg. Für die „Manpower“ waren vorab Leute gesucht worden, die einen Trupp führen wollten. Jeder bekam ein Projekt, und zu jedem Projekt fanden sich Helfer. Kurzentschlossene stießen am Samstagmorgen noch dazu. Am Bauhofzaun hängen Infos zu den einzelne Aufgaben. „Wir haben gelernt. Beim ersten Mal wurden erst am Aktionstag selbst die Aufgaben verteilt. Das hat zu Verzögerungen geführt“, meint Oberholz. Heute ist alles parat: Teamwesten für die Helfer, Material, Werkzeuge, Getränke – das Frühstück wird an die jeweiligen Einsatzorte gebracht. Bis zum Abschlussgrillen am Nachmittag am Bauhof ist lang. Was bis dahin nicht geschafft ist, kommt nächstes Jahr neu auf die Agenda. Wie etwa ein Anstrich für das Geländer am Denkmal, das letztes Jahr aus dem Dornröschenschlaf erweckt wurde. Anwohner haben das übernommen. Frauenpower an der Pflanzinsel an der Hauptstraße – mit Schippe und Rechen werden weiße Steine auf dem ehemaligen Dreckeck verteilt. Auf dem Friedhof werden eine Hecke aus Eiben gesetzt, Geländer an den Steintreppen montiert, aufgelassene Gräber mit Graberde bedeckt. Dabei helfen spontan die Männer der syrischen Familie Mezkati aus Aleppo. Sie sind seit Januar in Freinsheim und haben über die Flüchtlingshilfe von der Aktion erfahren. Auf dem Liebfrauenturm wird ein Fahnenmast in den neuen Verankerungen befestigt und die Stadtfahne gehisst. Die Feuerwehr hatte die Stange per Hubleiter nach oben befördert. Damit keine Tauben mehr in den Turm gelangen, werden Sperrgitter angebracht. Das unschöne Grün in der Stadtmauergasse wird herausgekratzt und zusammengefegt. Im Nachgang flutet die Feuerwehr die Pinkelecken an der Stadtmauer und zugleich die ganze Gasse. Die Mannen befreien zudem den Gutenbrunnen vom Moos, bringen den Vier-Röhrenbrunnen zum Laufen, helfen mit ihrer Leiter, die Jungfrau ohne Kopf in schwindelnder Höhe zu reinigen. Ehrensache für die Fußballer, die sowieso immer den Kreisel an der Durchgangsstraße pflegen, sich um die Unterführung zu kümmern. Gegen Graffiti haben sie die Wände mit „Opferfarbe“ gestrichen. In Barock- und Apothekergarten werden die Wege gesäubert und gerecht, die Ränder herausgearbeitet. Bäume, die nicht wachsen wollen, werden am Zwinger ausgetauscht. Auslichten ist am Parkplatz in der Fontanestraße angesagt. Gehölzteile werden herausgenommen, der Boden gelockert und dick mit Rindenmulch bedeckt. Das Team Katz/Dell/Tonn/Weber ist auf dem Spielplatz am Eisentor zugange: Das Kletterspielgerät wird erweitert. Die Fundamente für die schiefe Ebene und das Kletternetz sind vorbereitet. Der direkte Draht zum Bauhof wird ausgespielt: „Wenn Tonn ruft, macht Rau den Beton.“ Den ganzen Tag über wurde von dort aus zugearbeitet. „Um die 130 Leute werden im Einsatz gewesen sein“, resümiert der Bürgermeister. Ohne deren Unterstützung könnte die Stadt das alles nicht umsetzen, weiß er. Selbst im Wald wird geputzt. „Freinsheim hat großen Waldbesitz, da finden Förster und Jäger einiges, was nicht dahin gehört“, sagt Oberholz. Die Stellen, an denen solche Sachen liegen, sind aufgelistet, nacheinander werden sie abgefahren. Oberholz wird derweil anderweitig in Beschlag genommen: Putzaktion ist zugleich Bürgersprechstunde, „Wann Se schunn do sinn: Do der Baam an dere Eck ...“ (epm)

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