Kreis Bad Duerkheim Ein Ort zum Kennenlernen
Zehn Bands haben am Freitag- und Samstagabend auf dem Platz der Deutschen Einheit vor der Rhein-Galerie auf der „Jugend-Rockt“-Bühne gestanden. Hauptakteur am zweiten Festivaltag war die AC/DC-Coverband Sin City aus Zweibrücken, die zwar nicht mit jungen Leuten besetzt ist, aber dafür viele Gäste anzog.
Dass Vellocet Spaß an der Musik hat, das hätte jeder ihrer Zuhörer auch gemerkt, wenn es Sänger Mauritz Nagels nicht ins Mikro gesagt hätte. Und obwohl der Ansturm am Samstag gegen 17 Uhr noch eher spärlich ist, geben die drei Jungs auf der Bühne alles: Joshua Schwarz spielt sich am Bass die Finger wund, Roman Fischer trommelt sich am Schlagzeug die Seele aus dem Leib und der Sänger und Gitarrist lässt seine dunklen Haare wild durch die Luft fliegen. Die Zuschauer nehmen die Bühnenshow zwar nicht wie jahrelange Rock-Festival-Besucher auf, es bleiben aber einige stehen und hören zu. Etwas anders sieht die Szene am Abend aus, als Expulsiv auf der Bühne steht. „Eine sehr interessante Band“, meint Organisator Harry Friedel. Ein Grund dafür ist der Umgang mit dem Publikum. Sängerin Maria Leichtle agiert da wie ein Profi. Während die anderen Bandmitglieder schnell einen Schluck Wasser trinken, unterhält sie die Zuhörer, lässt per Applaus-Lautstärke darüber abstimmen, ob sie ein wenig aus der Bandgeschichte erzählen oder Schlagzeuger Ralf Suiter stattdessen bei einem Solo sein Talent unter Beweis stellen soll. Letzteres ist klarer Favorit. „Wir werden seh’n“ ist der Titel des ersten Albums der Band aus Bayern. Ihre Musik erinnert mit ehrlichen Texten auf Deutsch ein wenig an Silbermond, obwohl die Themen – Zukunft, Ängste, Träume – eher eine jüngere Generation ansprechen. Dazu ein bisschen Groove, den Ton bestimmende Gitarrenriffs und eine melodische Stimme – das kommt bei den Zuschauern gut an. „Wir sind eigentlich wegen Sin City da, aber die Band ist auch gut“, findet Stephanie Rumpf. Den Musikgeschmack der 25-Jährigen hat Expulsiv getroffen, die Lieder gefallen ihr. Die Augsburger Band hat einen idealen Auftrittszeitpunkt ergattert, denn kurz bevor die Coverband dran ist, sind schon viele Sin-City-Fans da, die nun auf die drei Jungs mit ihrer Sängerin aufmerksam werden. Das ist auch der Sinn der Veranstaltung: Jungen Musikern eine Plattform zu bieten, um mehr Bekanntheit zu erlangen. „Denn für junge Leute ist es kommerziell sehr schwer, an Auftritte zu kommen“, weiß Harry Friedel, der zwar mit seinen 48 Jahren kein Jugendlicher mehr ist, dafür aber selbst Sänger einer Band. Mit seinem Bruder Ralf hat er die Veranstaltung, bei der sich die Musikgruppen über ein Online-Formular bewerben konnten, vergangenes Jahr ins Leben gerufen. Beim Management der Rhein-Galerie haben die beiden mit ihrem Konzept offene Türen eingerannt. Christoph Keimes, Manager des Centers, kündigte am Samstagabend an, dass es das Festival auch nächstes Jahr wieder geben werde. Dass dann auf die beiden Brüder wieder stressige Tage zukommen, stört sie nicht. „Wir hatten ein klasse Team und es hat irre viel Spaß gemacht“, findet Harry Friedel, der sich aber trotzdem auf ein bisschen Ruhe freut. Anstrengend war es aber auch für diejenigen, die auf der Bühne standen. Ihre roten und verschwitzten Gesichter ließen das unschwer erkennen. (akx)