Grosskarlbach Ein Dorf erneuert sich: Was Kinder sich wünschen

Martin Tielmann (Mitte) und Paul Schläfer (links) sprechen mit Kindern über den Großkarlbacher Spielplatz.
Martin Tielmann (Mitte) und Paul Schläfer (links) sprechen mit Kindern über den Großkarlbacher Spielplatz.

Seit September zerbrechen sich Erwachsene den Kopf darüber, wie man Großkarlbach attraktiver machen kann. Jetzt sind Kinder und Jugendliche gefragt worden. Eine gar nicht mal so teure Sache steht ganz oben auf der Wunschliste.

Es hätten durchaus ein paar mehr Teilnehmer sein dürfen bei den zwei Dorfrundgängen, das hätte Martin Tielmann gefallen. Schließlich sei ganz intensiv für die Veranstaltung geworben worden. Allerdings hat der Mitarbeiter des Beratungszentrums Kobra bei anderen Dorfmoderationen auch schon erlebt, dass gar keiner aus der Altersgruppe der Sechs- bis 16-Jährigen aufgetaucht ist. Am Ende sind es in dem Weindorf im Osten des Leiningerlands zwölf Kinder und Jugendliche, die mitreden wollen.

Was ist gut und schön an Großkarlbach? Eine Frage zum Aufwärmen der anfangs noch schüchternen Kinder. Man kann allein von der Freundin aus nach Hause laufen, meint Clarissa. Man kann am Eckbach spielen, sofern man sich nichts daraus macht, von argwöhnischen Anwohnern angemeckert zu werden. Paula liebt den „Geheimweg“, der von der Pappelmühle am Bach entlang in das Neubaugebiet führt, in dem die Straßen nach Rebsorten benannt sind. In der Tat: Der schmale Pfad führt durch hohes Gras vorbei an absichtsvoll verwildertem Grün, unüberhörbar eine kleines Vogelparadies.

Idyllischer Spielplatz

Wenig später ist die Gruppe, zu der auch Ortsbürgermeister Paul Schläfer (FWG) und ein paar Mütter und Väter gehören, am Spielplatz im Schellenpfad angelangt. Der präsentiert sich baumreich und idyllisch, sauber und mit interessanten Geräten ausgestattet. Sie die Kinder zufrieden damit? Ja, aber dass manche Katzen den Sandkasten als Klo benutzen, ist nicht in Ordnung. Der Bürgermeister hat eine Idee, wie man das künftig mit einer netzartigen und einfach zu bedienenden Abdeckung verhindern kann.

Martin Tielmann ermuntert die Sechs- bis Zehnjährigen, denen der erste der beiden Rundgänge gilt, „ruhig mal zu spinnen“. Andernorts hätten Kinder von einer Schokoladenfabrik im Ort fantasiert und bekommen hätten sie immerhin einen Schokobrunnen. Der Traum, einmal die Hauptstraße zu fluten, führte ihm zufolge zur Anschaffung eines Wasserspielgeräts. Der Großkarlbacher Nachwuchs dagegen scheint fest auf dem Boden der Spielplatzrealität zu stehen. Fußballtore und eine Seilbahn wären ganz nett, vielleicht auch ein ungewöhnliches Klettergerät oder ein Barfußpfad. Auf eine Sache können sich alle einigen, ja sogar die älteren Kinder, die anderthalb Stunden später mit Tielmann und Schläfer durch den Ort ziehen: auf ein Bodentrampolin.

Anschaffungen mit Symbolcharakter

Mit Priorität eins gibt der Dorfmoderator diesen altersübergreifenden Wunsch an die Arbeitsgruppe der Erwachsenen weiter, die sich schon zwei Tage später trifft. „Das wird jetzt geprüft wegen der Sicherheitsabstände und Kosten“, berichtet Tielmann der RHEINPFALZ. Er kennt den richtigen Zuschusstopf, und vielleicht kann man beim kommenden Spielplatzfest um Spenden bitten. Umgesetzt wird dank eines Geldgebers auch die Idee, eine Kiste mit Spielzeug für den Platz zu besorgen. „Solche Anschaffungen haben Symbolcharakter“, sagt Tielmann. „Sie zeigen den Kindern, dass sie ernst genommen werden.“

Die Jugendlichen haben noch andere Bedürfnisse. „Bei ihnen geht es viel um Treffpunkte, also um Sitzmöglichkeiten im Freien“, sagt Tielmann. Und um gute Busverbindungen. Das Ergebnis des Austauschs mit den Elf- bis 16-Jährigen werde einfließen in die Planung des Großkarlbacher Multifunktionsplatzes als Sport- und Begegnungsmöglichkeit.

Kontakt

Kinder und Jugendliche, die den Dorferneuerungsgruppen noch Anregungen geben wollen, können sich per E-Mail an martin.tielmann@kobra-online.info wenden.

Serie

Neben Dirmstein und Heuchelheim setzt in der Region auch Großkarlbach auf die Dorfmoderation. Am Beispiel dieser finanzschwachen Gemeinde zeigt die Serie „Ein Dorf erneuert sich“, wie so ein Weiterentwicklungsprozess funktioniert und welche Ergebnisse er bringen kann.

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