Ruppertsberg Co-Working-Pläne jetzt doch verwirklicht

Mieter und Vermieter: Thomas Waldmann (rechts) und Stephanie Werner mit Ortsbürgermeister Heiner Weisbrodt.
Mieter und Vermieter: Thomas Waldmann (rechts) und Stephanie Werner mit Ortsbürgermeister Heiner Weisbrodt.

Im Ruppertsberger Bürgerhaus ist im Dachgeschoss ein Co-Working-Bereich entstanden. Drei Büros sind bereits vermietet. Dabei sah es noch vor einem halben Jahr so aus, als sei das Projekt gestorben.

Beim Thema Co-Working ist Ruppertsbergs Ortsbürgermeister Heiner Weisbrodt lange Zeit relativ leicht in Rage geraten. Hat er sich doch mächtig geärgert, dass der Antrag der Gemeinde auf Förderung eines solchen Projekts im Bürgerhaus abgelehnt worden ist. Co-Working-Räume würden „als Investition eingestuft, die in erster Linie dem Gelderwerb durch Vermietung dienen“, hieß es von Seiten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) auf Anfrage aus Ruppertsberg. Und weiter: Es werde unterstellt, dass eine Investition sich selbst trage und im Normalfall ein Überschuss erwirtschaftet werde. Deshalb fehle die „Zuwendungserfordernis“.

Weisbrodt hatte für die Ablehnung überhaupt kein Verständnis. Sei das Ziel der Gemeinde doch lediglich, die Kosten für ein öffentliches Gebäude zu reduzieren und gleichzeitig Ruppertsbergern zu helfen, die auf der Suche nach einem Co-Working-Raum sind. Mit einem solchen Angebot werde auch der Lebenswert der Dörfer erhalten. Geholfen hat Weisbrodt das Klagen nicht, aus Mainz kam kein Geld.

Und dann kam der 24. Februar 2022. Mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Flüchtlingswelle änderten sich die Pläne in Ruppertsberg. Die Gemeinde beschloss, das Dachgeschoss des Bürgerhauses als Wohnung für Flüchtlinge herzurichten.

100.000 Euro investiert

Gesagt, getan. Rund 100.000 Euro wurden investiert, Sanitärbereiche und Elektro-Installationen erneuert, Bodenbeläge ausgetauscht, Dach und Wände gedämmt. Auch ein zweites Bad wurde eingebaut. Zum Glück gerieten die ursprünglichen Pläne nicht ganz aus dem Blick. So wurden die Räume für eine mögliche Büro-Nutzung mit Internet-Anschlüssen ausgestattet. Seit Jahresbeginn werden diese tatsächlich gebraucht. Denn mittlerweile habe sich gezeigt, dass die Verbandsgemeinde die Wohnung für Flüchtlinge nicht brauche, erklärt Weisbrodt. Und so wurden die alten Co-Working-Pläne reaktiviert.

Inzwischen sind im Bürgerhaus fünf Büros entstanden, zwei davon können bei Bedarf auch doppelt belegt werden. Drei Büros seien bereits vermietet, berichtet Weisbrodt. Melanie Leidner und Stephanie Werner bieten psychologische Beratung an, Thomas Waldmann entwickelt Apps im Gesundheitsbereich. Alle drei wohnen in der Verbandsgemeinde Deidesheim, Waldmann und Werner sogar direkt im Ort. „Das war ja auch die Idee – dass die Leute nicht mehr pendeln müssen, sondern mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen können“, sagt Weisbrodt.

Thomas Waldmann musste tatsächlich zuvor nach Mannheim zur Arbeit fahren. Teilweise war er mit dem Auto unterwegs, teilweise mit dem Zug. Jetzt kann er laufen. Präsenz ist für seinen Job kaum nötig, Waldmann trifft sich mit seinen Kollegen im Schnitt nur einmal pro Woche. „Ansonsten geht alles online.“ Das Unternehmen Binacon, das Waldmann mitgegründet hat, hat seinen Sitz in Mannheim. „Und ich bin die Außenstelle Ruppertsberg“, sagt er. Er fühle sich wohl und sei überzeugt, dass die anderen Büroräume sich bald füllten, sagt Waldmann. „Es kommen immer mal wieder Interessenten vorbei.“

Noch zwei freie Flächen

Groß beworben worden sei das Projekt bisher noch nicht, verdeutlicht Weisbrodt. Lediglich im Amtsblatt sei darauf hingewiesen worden. Die Gemeinde habe bewusst die Kündigungszeiten kurz gehalten, damit Unternehmensgründer sich nicht lange binden müssen.

Die noch freien Flächen seien etwa 20 Quadratmeter groß. Die Miete liege bei 15 Euro pro Quadratmeter, gerechnet werde aber nur die Fläche des Büroraums. Darüber hinaus stünden eine Küche und Sanitäranlagen zur Verfügung. „Mit Dusche“, betont Weisbrodt mit Blick auf Interessenten, die mit dem Fahrrad kommen.

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