Esthal/Weidenthal/Elmstein Brauchtum ist stärker als das Virus

Der Regenbogen-Maibaum in Schafhof.
Der Regenbogen-Maibaum in Schafhof.

Mai-Feiern waren in diesem Jahr abgesagt, die Tradition der Maibäume aber lebt. Das zeigen Beispiele aus der Verbandsgemeinde Lambrecht. In mehreren Orten haben die Bürger sich einiges einfallen lassen, um trotz aller Widrigkeiten an dem Brauchtum festzuhalten.

Zwölf Meter hoch ist der Maibaum in Esthal, so wie immer. „Ein paar Aktive vom ASV wollten auf die Tradition nicht verzichten und haben unter Einhaltung aller Regeln eine Birke aus dem Wald geholt“, erzählt Bürgermeister Gernot Kuhn (CDU). Der Sportverein organisiert normalerweise das Maifest. Bei der Dekoration des Baums st der ASV etwas von der Tradition abgewichen. Der traditionelle Kranz, der am Maibaum befestigt ist, wurde mit Girlanden in den Farben schwarz-rot-gelb und daran baumelnden Virus-Smileys geschmückt.

Auch über zwei Hexennacht-Streiche konnten sich die Esthaler am Morgen des 1. Mai freuen. An der Bushaltestelle, ganz in der Nähe des Maibaums, hing ein Schild mit der Aufschrift „Wege Corona is ausgfalle des Feschdl - Es trauern die Hexe aus Eschdl“. Und am Ortseingangsschild war ein Symbol für Rollstuhlfahrer angebracht, dies wohl eine Anspielung auf den in Esthal geplanten barrierefreien Wanderweg.

Symbol für Hoffnung und Zuversicht

Ortswechsel. „Wir wollten zeigen, dass es trotz aller Einschränkungen geht, die Gemeinschaft zu erhalten“, sagt Annette Aull, die in Schafhof wohnt. In der Elmsteiner Annexe, in der etwa 200 Menschen leben, gibt es eine Initiative, die immer mal wieder kleine Feste organisiert. Darunter am 1. Mai einen Frühschoppen mit Aufstellen des Maibaums. Und den gab es auch in diesem Jahr. „Im Moment brauchen die Leute dringend Schönes und Positives, bei vielen sind die Nerven extrem angespannt“, sagt Aull. Der Maibaum in Schafhof stehe für „Hoffnung, Zuversicht und Gemeinschaft“. Geschmückt ist er unter anderem mit Bildern von Regenbogen. Auf einen Aufruf hin seien sehr viele Bilder gekommen, die teils mit viel Aufwand gestaltet seien, teilweise auch mit Texten, erzählt Aull. Die Bilder wurden laminiert und an der Krone des Birkenbaums befestigt. Da es so viele Bilder waren, wurde ein Teil am Stamm des Baums angebracht. Aufgestellt wurde der Baum mit Mundschutz und unter Einhaltung der Abstandsregeln. „Inzwischen wurden sogar noch einige weitere Bilder am Baum angebracht“, erzählt Aull.

Ein bisschen Normalität

In Iggelbach stellt üblicherweise die Feuerwehr den Maibaum auf. Und so war es auch in diesem Jahr. Geplant und organisiert haben das Wehrführer Friedrich Saib und sein Stellvertreter Jonas Repp. Wobei die Corona-Regeln eingehalten wurden. Deshalb ist der Baum allerdings ein weniger kleiner ausgefallen. Schließlich durfte es höchstens zwei Träger geben. Saib erstellte dazu ein Schild mit der Aufschrift „Maibaum 2020 – Corona-Edition“. Die Feuerwehrfrau Charlotte Spill band den Kranz für den Maibaum, ihr Feuerwehrkollege Dennis Melzer sorgte für bunte Bänder. Aufgestellt wurde der Baum von Lucas und Matthias Singer. „Das sind Vater und Sohn, die wohnen in einem Haushalt, haben also ohnehin Kontakt“, erklärt Repp. „Schön, dass es ein bisschen Normalität im Dorf gibt“ – diesen Satz hören die Feuerwehrleute inzwischen von vielen Iggelbachern.

Stattliche Birke

Für diese Normalität und den Erhalt der Tradition haben in Weidenthal die Gemeindearbeiter Ingo Trautmann, Gerhard Schulz, Hasim Dedic und Paul Angel gesorgt. „In ihrer Freizeit und ohne, dass ich etwas davon wusste“, berichtet Bürgermeister Ralf Kretner (CDU). Das Aufbauen des Maibaums ist in Weidenthal üblicherweise Sache des Gesangvereins und des FC Wacker. „Die Gemeindearbeiter haben sich überlegt, dass das Brauchtum erhalten werden soll und haben am 1. Mai, um 8 Uhr morgens, am üblichen Standort des Maibaums, vor dem Feuerwehrhaus, einen Baum aufgestellt“, berichtet Kretner. Er sei mit sieben Metern Höhe zwar etwas niedriger als sonst, aber es sei eine stattliche Birke, die natürlich mit bunten Bändern geschmückt ist.

In Iggelbach stellt die Feuerwehr in Baum.
In Iggelbach stellt die Feuerwehr in Baum.
Stolze zwölf Meter hoch ist der Baum in Esthal.
Stolze zwölf Meter hoch ist der Baum in Esthal.
Klein, aber gut gewachsen: der Baum in Weidenthal.
Klein, aber gut gewachsen: der Baum in Weidenthal.
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