Kreis Bad Duerkheim 500 Jünger pilgern zu letzter Mundartpredigt

Der Sommer hat an diesem Wochenende eine kleine Pause eingelegt – der Stimmung bei der Dorfkerwe und der Winzertafel in Weisenheim am Berg tat das aber fast keinen Abbruch. Schon gar nicht der Atmosphäre bei der letzten Mundartpredigt des langjährigen Pfarrers Otmar Fischer.
Mehr als 500 Besucher bildeten gestern Vormittag in der protestantischen Kirche eine neue Rekordkulisse. Fischers amtierender Kollege Helmut Meinhardt bedankte sich anschließend im Namen der Kirchengemeinde – nicht nur für die „Rekordkollekte“ – und verabschiedete den 82-Jährigen mit einer Ehrenurkunde. Das Publikum stand, viele hatten Tränen in den Augen. Manche haben nach eigener Aussage in den 38 Jahren keine einzige (!) Predigt von Otmar Fischer versäumt. Auch die Sonderkollektion des Kanzelweins wurde gut verkauft, von Büchern mit Sprüchen und Weisheiten Fischers oder Videos von seinen Dialektpredigten ganz zu schweigen. Der ebenso rührige wie gerührte Pfarrer erholte sich anschließend auf der Kerwe. Die hatte Weinzprinzessin Friederike am Freitagabend eröffnet, nachdem die „Kerweborsch“ und die frühere Weinprinzessin Charlotte Balonier, die jetzt als Kerwemädel unterwegs ist, im Garten von Rolf Kühner, dem Vorsitzenden des Gewerbevereins, die letztjährige Kerwe ausgegraben hatten. Obwohl auf dem Dorfplatz zum Auftakt keine Musik spielte, hatten sich gut 80 Leute zu einem Schöppchen eingefunden. Auch der Hof von Thomas Sippel, wo die neue „PalatinaTussi“ präsentiert wurde, sowie der Annahof waren gut gefüllt. Dem schönen Auftakt folgte am Samstag Dauerregen. Zur Eröffnung der 250 Meter langen, weiß eingedeckten Winzertafel in der Leistadter Straße blieben Tische und Bänke weitestgehend leer. Im Hahnehof erzählten Tanja Mahn-Bertha und die Niederkirchenerin Ute Deck Geschichten aus aller Welt. Als gegen 19 Uhr die Sonne kurz schien, wagten sich doch noch einige Weisenheimer vor die Tür. Auch eine Gruppe aus Darmstadt, die jedes Jahr zur Winzertafel Urlaub im Ort macht, ließ sich die gute Laune vom Wetter nicht verderben. „Wir haben gestern nur zwei Stück Kuchen verkauft, bei dem Wetter war ja nachmittags niemand unterwegs“, erzählte am Sonntag Anni Diehl, die zusammen mit Doris Hutflies beim Männergesangverein die Bewirtung im Bürgerhaus organisiert. Traditionell gibt es dort sonntags Rindfleisch mit Meerrettich zum Mittag, und der Ansturm nach der Dialektpredigt entschädigte für den schwachen Samstag. „Im Hof kann man sitzen, der Saal oben ist offen und die Seniorenstube – wir kamen kaum nach mit dem Bedienen“, berichtete Diehl nachmittags um zwei. Auf dem Dorfplatz gaben die sechs Kerweborsch und -mädel ihre „Kerwered“ zum Besten. Wie immer wurde sie von Thomas Bitz und Simon Schleweis vorgetragen. Diesmal stand sie mehr unter dem Motto „Dichtung und Wahrheit“ und war ein lustiges Protokoll dessen, was sich so übers Jahr im Dorf ereignet hat. Allerdings schürte sie in der Passage über den Arbeitskreis Verkehr beim ortskundigen Publikum auch Unmut. Bei Sonnenschein und kühlem Wind füllte sich die Winzertafel gestern nur schleppend. War in der Vergangenheit oft kein Durchkommen mehr, konnte man auch im Laufe des Nachmittags noch gut flanieren und sich das eine oder andere Tröpfchen und die Leckerbissen der Gastronomen schmecken lassen. Einwurf |gww