Bad Dürkheim Über die Geschichte des Adventskranzes

Erzeugt die passende Atmosphäre: der Adventskranz.
Erzeugt die passende Atmosphäre: der Adventskranz.

Von Rita Vogel
Advent heißt „Ankunft“. Es ist die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten, dem schönsten und bekanntesten Fest der Christen, dem Geburtstag Jesu. Advent und Weihnachten fallen in die dunkelste und kälteste Jahreszeit.

Die Nächte sind lang, nur wenige Stunden am Tag ist es hell. Die Menschen sehnen sich nach Wärme und Licht. Schon in vorchristlicher Zeit holten sich die Bauern im Winter immergrüne Zweige von Eibe, Stechpalme, Mistel oder Tanne ins Haus.

Kreislauf der Sonne

Die verbreitetste Form adventlichen Grüns ist der Adventskranz. Seine symbolische Bedeutung reicht tief. Die runde Form spiegelt den Kreislauf der Sonne wieder, der in der dunklen Jahreszeit unterbrochen scheint.

Kränze sind in vielen Kulturen der Welt Siegeszeichen, auf Gräbern erinnern sie an Ostern und die Auferstehung Jesu Christi. Aber den Adventskranz gibt es noch gar nicht so lange.

Angefangen hat es vor fast 200 Jahren in Hamburg. Damals gab es dort viele Kinder, die keine Eltern hatten. Sie besaßen kein Zuhause und bettelten auf der Straße. Aus Not wurden manche sogar zu Verbrechern und landeten im Gefängnis.

Ein besonderes Haus

Damals wohnte ein Pfarrer in Hamburg, der sich diese Kinder und Jugendlichen kümmerte. Er baute ein großes Haus so um, dass er viele von der Straße dorthin holen konnte. Sie hatten einen Platz in dem Haus, schliefen dort und bekamen zu essen.

Sie erlernten auch einen Beruf, wurden Schuhmacher, Maler, Schneider oder Gärtner. So brauchten sie nicht mehr zu betteln, sondern konnten selbst ihr Geld verdienen. Dieses Haus hieß das „Rauhe Haus“, der Pfarrer Johann Hinrich Wichern.

24 Kerzen auf großem Holzreifen

Nun wurde im „Rauhen Haus“ jedes Jahr im Advent eine Andacht gehalten. Dann versammelten sich alle und Pfarrer Wichern erzählte von Advent und Weihnachten, dazu sangen sie Lieder. Weil jeden Tag eine Kerze angesteckt wurde, hieß die Andacht auch Kerzenandacht.

24 Kerzen standen auf einem großen Holzreifen, der an einem Kronleuchter aufgehängt war. Jeden Abend wurde eine weitere Kerze angezündet. An Weihnachten brannten dann alle 24 Kerzen. Weil den Jungen dieser große Holzreifen mit den Kerzen so gut gefiel, schmückten sie ihn noch mit Tannenzweigen. So hing im „Rauhe Haus“ der erste Adventskranz.

Wer hat schon Platz dafür?

Viele Leute fanden diesen so schön, dass sie auch einen solchen Lichterkranz zu Hause haben wollten. Doch wer hat schon so viel Platz in seiner Wohnung, dass er einen Adventskranz aufhängen kann, der Platz für 24 Kerzen hat? So kommt es, dass auf unserem Adventskranz heute nur vier dicke Kerzen stehen, für jeden Adventssonntag eine.

Der Adventskranz verbreitete sich mit der Zeit in ganz Deutschland. Heute gehört er zum Advent wie der Weihnachtsbaum zu Weihnachten.

  • Rita Vogel ist Religionslehrerin in Altleiningen und Kerzenheim
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