Donnersbergkreis Zwei Frauen hausen mit 13 Katzen in einem Auto

Das Katzenklo befindet sich im Kofferraum des VW Golf, der ohne Kennzeichen bei der alten Pumpstation am Östlichen Burggraben in Biedesheim steht. Von der Rückbank leuchten einem 13 Augenpaare neugierig entgegen. In dem Wagen hausen insgesamt 13 Katzen und zwei Frauen. Gaby Schneider und ihre Tochter Samirah leben seit einigen Monaten so. Jetzt wurde ihnen ein Ultimatum gesetzt: Bis heute, 24 Uhr, müssen sie verschwunden sein. „Die beiden campieren seit langem illegal auf einem gemeindeeigenen Grundstück“, erzählt Bürgermeister Holger Pradella. „Sie haben vorher nicht einmal gefragt, ob das in Ordnung ist.“ Die Kommune müsse den Müll der Obdachlosen regelmäßig abfahren und entsorgen, Anlieger beschwerten sich über die ungewöhnlichen Nachbarn. Immer wieder habe er das Gespräch und nach Lösungen gesucht, berichtet der Ortschef von seinen Bemühungen. Er habe den Frauen Wege aufgezeigt und Geduld bewiesen. Frank Bohlander vom Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Göllheim habe ebenfalls wiederholt vorbeigeschaut. „Die VG hat den Schneiders sogar eine Wohnung angeboten“, sagt Pradella. Einzige Bedingung: Sie hätten nur zwei Katzen mitnehmen dürfen. Das sei von den Frauen abgelehnt worden. Vor drei Wochen sei dann die Veterinärin der Kreisverwaltung gekommen und habe die Tiere untersucht. „Den Katzen geht es gut“, fasst der Bürgermeister zusammen. Jetzt sei dennoch Schluss. Am Mittwochabend ließ Pradella den Frauen per Bote ein Schreiben überbringen, in dem die letzte Frist steht. „Das mussten wir unterschreiben“, sagt Gaby Schneider. Aber wohin sie und ihre Tochter nun gehen sollen, weiß sie nicht. Zumal sie sich mit ihren Tieren und den Habseligkeiten ohne Auto schlecht fortbewegen können. „Den Golf können wir aber nicht anmelden, weil wir keinen festen Wohnsitz haben“, erklärt die 64-Jährige das Problem. Viele Leute im Ort verbreiteten Unwahrheiten über sie, aber es gebe auch Einzelne, die helfen würden. „Bei einer Frau können wir duschen, auch kauft sie für uns ein.“ Wie ist es zu dieser schwierigen Situation gekommen? Vor einigen Jahren haben die Schneiders ein Haus geerbt. Doch im Lauf der Zeit häuften sich Schulden an, die sie nicht begleichen konnten. Das Anwesen musste zwangsversteigert werden. „Der Käufer hat die zwei Frauen noch ein Jahr darin wohnen lassen“, weiß Bürgermeister Pradella. Gaby Schneider sagt: „Am 8. März war dann die Räumung.“ In Kirchheimbolanden hätten sie den Hausrat unterstellen können, doch da sei es zu einem Rohrbruch gekommen, so musste er im versteigerten Haus bleiben. Schließlich habe der neue Eigentümer alles in Container geschmissen. Samirah Schneider klagt: „Dabei war unter anderem mein Korsett. Das kostet 600 Euro. Ich hab das von der Krankenkasse gekriegt.“ Die 35-Jährige leidet an Wirbelgleiten, einer Instabilität der Wirbelsäule, und bräuchte dieses Hilfsmittel eigentlich. Der Frührentnerin ist klar, dass das Schlafen im Auto in ihrem Fall besonders ungünstig ist. „Aber wir bemühen uns doch, eine Wohnung zu bekommen“, sagt sie. Es scheitere meist an den Katzen. „Wenn die uns nicht hätten, wären sie verloren“, ist die Mutter sicher, die gerade eines der Tiere aus dem Pkw geholt hat und im Arm hält. „Das sind unsere Kinder, die geben wir nicht her“, betont sie. Bei zusammen knapp 900 Euro Rente können sich die Frauen allerdings keine hohe Miete leisten. Vor wenigen Tagen haben sie sich den Golf angeschafft. „Der ist 20 Jahre alt, hat 550 Euro gekostet und ich kann das in Raten abstottern“, erzählt Gaby Schneider. An der Pumpstation rostet noch ein Corsa vor sich hin – das vorherige Domizil. Damit haben sie nach dem Rausschmiss zunächst auf einem Feldweg in Quirnheim campiert. Der Kleinwagen sei nicht durch den TÜV gekommen, erläutert die 64-Jährige. Sie hätte einiges reparieren lassen und den Wagen dem Prüfer wieder vorführen müssen. Das habe sie versäumt. Daraufhin sei der Opel von Amts wegen stillgelegt worden. „Dafür soll ich jetzt 280 Euro zahlen“, sagt sie, „aber am Monatsende ist doch die nächste Rate für den Golf fällig.“