Grünstadt Zukunft mit zwei Sudkesseln

Bier aus dem Nachbarort: Biere der Brauerei Jesa von Jens Rybok werden im Eisenberger Hit-Markt angeboten.
Bier aus dem Nachbarort: Biere der Brauerei Jesa von Jens Rybok werden im Eisenberger Hit-Markt angeboten.

Die Hettenleidelheimer Hausbrauerei Jesa expandiert und ändert ihre Struktur – will heißen: Jens Rybok braut das Bier künftig ohne seinen Mit-Firmengründer Sascha Zabel. Mit der Brauerei wird Rybok bis Mitte des Jahres nach Wattenheim in ein eigenes Gebäude umziehen. „Das Wichtigste zuerst: Dass ich künftig alleine braue, hängt damit zusammen, dass Sascha keine Zeit mehr für das Hobby hat, da er beruflich stark eingespannt ist. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach unserem Bier“, erklärt Jens Rybok, warum Jesa – der Firmenname ist aus den Anfangsbuchstaben von Jens und Sascha zusammengesetzt – bald nur noch einen Betreiber hat. „Sascha Zabel bleibt aber mit einem Prozent eine Art stiller Teilhaber, der Name unserer Brauerei in jedem Fall erhalten.“ Die gesamte Brauerei soll in Zukunft professioneller werden, mehr Zeit und auch Geld ins bisherige Hobby fließen. „In der ersten Phase werde ich das alleine bewältigen, bekomme von der Familie und Freunden Hilfestellungen“, sagt der Diplom-Betriebswirt, der langfristig die Brauerei zu einem Teil seines Berufslebens machen will. Das Brauen hat er sich selbst beigebracht, darauf ist er stolz, darauf will er aufbauen, zumal seine Erzeugnisse gefragt sind. Zwar kennt der 30-Jährige die aktuelle Craft-Beer-Welle, hat viele Erzeugnisse dieser Art, die nach amerikanischen und irischen Vorbildern hergestellt wurden, probiert. Doch seine Biere will er nicht so eingeordnet wissen. „Meine Art zu Brauen entspricht den Überlieferungen aus dem Mittelalter seit der Festlegung des Reinheitsgebots. Gebraut wird in meinem Kessel vorwiegend mit Malz, Wasser, Hefe und Hopfen“, betont Rybok. Angefangen hat er zusammen mit seinem Partner mit einem traditionellen Weizenbier, das den Fantasie-Namen Tschieri bekam. „Weizenbier habe ich derzeit nicht im Programm, das kommt erst wieder, wenn ich die neue Brauanlage angeschafft habe, frühestens im Sommer“, erklärt Rybok. Vier Sorten umfasst das ständige Angebot, das im Hit-Markt in Eisenberg zu haben ist: Ein helles und ein dunkles Pils, ein Red-Ale und ein India-Pale-Ale (die beiden Letzteren auch nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut). „Craft-Beer heißt ja eigentlich nur handwerklich gebrautes Bier, darauf weisen wir auf der Homepage von Jesa eindeutig hin. Der Craft-Beer-Hype wird abebben, davon bin ich überzeugt. Es kann nicht jeden Tag der neue Geschmacksknüller kreiert werden“, bezieht Rybok Stellung. Punkten will er deshalb mit Klassikern. Der Verkauf im Supermarkt sei nicht der angestrebte Hauptvertriebsweg. Verkaufen will Rybok sein Bier vorwiegend im direkten Ausschank bei Veranstaltungen. Den Reiz des Brauens macht für den Hettenleidelheimer allerdings auch in Zukunft das Experimentieren aus. „Für die Weihnachtszeit habe ich einen Honig-Doppelbock hergestellt, dafür Wattenheimer Waldhonig verwendet. In der Zukunft wird die regionale Herkunft der Rohstoffe eine große Rolle spielen“, sagt Rybok. Für den Umzug nach Wattenheim muss jetzt erst einmal umgebaut werden. Im Einfamilienhaus seiner Lebensgefährtin werden 100 Quadratmeter zum Brauhaus umgestaltet. Zwei Sudkessel mit je 500 Litern werden installiert. Investitionssumme rund 15.000 Euro. „Zum Teil stecke ich die Erträge des Jahres 2017 in den Aufbau der Brauerei, zum anderen fließt Gespartes in das bisherige Hobby“, sagt Rybok. „Der Markt ist da, die Menschen wollen regionales Bier. Andere Kollegen im Umfeld haben das erkannt, setzen auf solche Erzeugnisse, nutzen regionale historische Brauerei-Namen. Verschwinden werden hingegen die viele Eintagsfliegen auf dem Biermarkt wie Bierfreunde, die Kreationen nach ihren Rezepten in Auftragsbrauereien herstellen lassen, genauso wie Kleinbrauereien, die keine kontinuierlichen Angebote machen können“, ist der Brauer und Kaufmann, der regelmäßig Weiterbildungen im Brauwesen besucht, überzeugt. Er ist sich bewusst, dass gerade dieses Schicksal ihm selbst blühen könnte, denn die Erfahrung, was passiert, wenn die Schere zwischen Nachfrage und Kapazität plötzlich auseinanderklafft, hat er schon gemacht. In dieser schwierigen Phase steckt er mittendrin. „Deshalb ist jetzt der Zeitpunkt für das Expandieren gekommen“, sagt Rybok.

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