Donnersbergkreis Würzweiler: L402 wird testweise gesperrt

Die L 402 (rechts) zwischen Rußmühlerhof und Würzweiler, die hier in die L 386 von Kibo nach Rockenhausen einmündet, soll zum Ja
Die L 402 (rechts) zwischen Rußmühlerhof und Würzweiler, die hier in die L 386 von Kibo nach Rockenhausen einmündet, soll zum Jahresende ihre Funktion als öffentliche Straße verlieren. Zunächst wird sie ab 5. Februar voll gesperrt, um versuchsweise zu ermitteln, wie sich das auf den Verkehr auswirkt.

Dem vorgesehenen Rückbau der Straße geht ab Montag ein Feldversuch zu den Auswirkungen auf den Verkehr voraus

Die Absicht des Landes steht, die L 402 zwischen Rußmühlerhof und Würzweiler zum 1. Januar 2019 einzuziehen und zum Wirtschaftsweg rückzubauen (wir berichteten). Die L 400 zwischen Wittgemark und Würzweiler muss dann diesen Verkehr zusätzlich aufnehmen. Ihre Eignung dafür soll sie aber zunächst in einem Feldversuch unter Beweis stellen: Am 5. Februar wird die L 402 für vier Wochen komplett gesperrt. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) will dann beobachten, wie sich der Verkehr entwickelt. Bedenken gibt es nach wie vor. Das drohende Aus für die L 402 hat schon mehrfach die Gremien beschäftigt und war Thema einer Einwohnerversammlung in Würzweiler. „Der LBM plant die Abstufung der L 402 mit Rückbau zu einem Wirtschaftsweg noch in 2018. Ziel ist es, zum 1. Januar 2019 die Landesstraße einzuziehen“, bekräftigte der Landesbetrieb Ende letzter Woche in einer Pressemitteilung nochmals das geplante Vorgehen, das LBM-Chef Bernhard Knoop am Freitag zudem bei einem Pressetermin im Kreishaus erläuterte. Er zeigte sich überzeugt, „dass die L 400 mehr Verkehr aufnehmen kann“. Ein Vorteil sei der ausgebaute Einmündungsbereich an der Wittgemark, während die spitzwinklige Einmündung der L 402 beim Rußmühlerhof eine „ungute Situation“ sei, die nur sehr kostspielig umgestaltet werden könne. „Das ist schwieriges Terrain. Ein Ausbau geht in die Millionen“, betont Knoop und denkt dabei auch an die Abzweigung nach Ruppertsecken, die im Ausbaufall sinnvollerweise einzubinden wäre. Für die Dauer des Feldversuchs soll die Kreuzung auf der Wittgemark, wo die L 400 in die L 386 zwischen Rockenhausen und Kibo einmündet, zusätzlich durch ein Tempolimit von 70 km/h gesichert werden. Hintergrund des geplanten Einziehens der Straße ist eine Vorgabe des Rechnungshofes, der schon vor sechs Jahren die Verkehrsbedeutung ausgewählter Landesstraßen unter die Lupe genommen hat. Dabei kam er zu dem Schluss, dass bei L 400 und 402 als parallel verlaufende Landesstraßen eine verzichtbar sei. „Zwischenziele werden durch beide Straßen nicht erschlossen. Somit ist nach Auffassung des Rechnungshofes für eine der beiden Strecken die Verkehrsbedeutung einer klassifizierten Straße nicht gegeben“, fasst der LBM die Sicht des Landes zusammen. Im Feldversuch, den Landkreis und LBM am Montag starten wollen, sollen durch die Vollsperrung der Verbindung zwischen Rußmühlerhof und Würzweiler bis zum 4. März die Auswirkungen einer Schließung auf den Verkehr simuliert und untersucht werden. Rockenhausens Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald fand die vier Wochen beim Pressegespräch im Kreishaus zu kurz bemessen, um aussagefähig zu sein. Es dauere erstmal vier Wochen, bis sich so etwas wie ein Normalbetrieb einstelle, meinte er und schlug ein Vierteljahr vor. Bernhard Knoop sagte nun gestern gegenüber der RHEINPFALZ, dass der LBM sich zunächst auf die vier Wochen festlegen wolle, danach werde man sich mit den Verantwortlichen vor Ort nochmal zusammensetzen und beraten, ob eine Verlängerung sinnvoll sei. „Das ist aber auch nicht beliebig möglich“, schränkte er ein. Der Grund ist ein geplanter Ausbau, der im Frühjahr auf der L 400 zwischen Würzweiler und der Appel-Brücke vor Gerbach laufen soll. Die Absicht des Landes, die L 402 einzuziehen, wurde in der Runde im Kreishaus kritisch gesehen. Landrat Rainer Guth, dessen Bedenken Anlass eines Ortstermins mit Knoop Mitte Januar waren, betonte am Freitag, dass er im Vergleich beider Straßen die besseren Voraussetzungen bei der auf der Abschussliste stehenden L 402 sehe. Sie sei in besserem Ausbauzustand, deutlich breiter, wenig kurvig und ohne großes Gefälle und biete so mehr Verkehrssicherheit. Für die L 400 spreche der ausgebaute Einmündungsbereich, dafür seien die zu geringe Straßenbreite, eine Doppelkurve, Gefälle und der Straßenzustand Gegenargumente gegen den Erhalt dieser Strecke, die in diesem Fall auch zwingend ausgebaut werden müsste. Im jetzigen Zustand könne sie den zusätzlichen Verkehr nicht aufnehmen. Guth wies zudem auf ein Problem beim ÖPNV hin: Das Busunternehmen Krauss & Wolf habe mitgeteilt, bei Schließung der L 402 die Linie 901 mit täglich 14 Fahrten nicht mehr über Würzweiler führen zu können. Grund seien nicht einzuhaltende Anschlusszeiten. Zwar gab es im Einmündungsbereich an der Wittgemark seit 2000 keine Unfälle durch Einbiegen oder Kreuzen. Das könnte sich jedoch aus Guths Sicht durch die alleinige Verkehrsführung über die L 400 in Zukunft „entscheidend verändern“. Denn bisher sei an der Wittgemark nahezu ausschließlich nach rechts, in Richtung Rockenhausen, abgebogen worden. Der Landrat sieht beim Einbiegen nach links durch den bisher auf der L 402 geführten Verkehr neue Risiken. „Ich sehe die Gefahr bei einbiegenden Lastkraftwagen“, präzisierte er. Egal, welche Straße erhalten werde, es würden so oder so hohe Investitionen fällig – bei der L 400 für den Ausbau der Strecke, bei der L 402 für den Ausbau der spitzwinkligen Einmündung beim Rußmühlerhof. Daher sei zu fragen, so Guth, ob es trotz des längerfristigen Erhaltungsaufwandes für zwei Verbindungen nicht die bessere Lösung wäre, alles zu belassen, wie es ist. Er hoffe sehr, so Guth, dass der Feldversuch unfallfrei über die Bühne gehe. Sorgen über zunehmenden Begegnungsverkehr auf der L 400 wurden am Freitag von mehreren Seiten geäußert. „Prinzipiell bin ich für den Erhalt beider Straßen“, gab Ortsbürgermeister Uwe Pfeiffer in der Runde zu Protokoll. Die Ortsgemeinde würde auch eher die L 402 erhalten wollen, schon aus finanziellen Gründen, weil in diesem Fall nur 80 Meter neue Gemeindestraße den Haushalt künftig belasten würden, im anderen Fall wären es 160. VG-Chef Michael Cullmann sah es im Grunde ähnlich. Karl-Heinz Seebald – die Stadt ist hier im Boot, weil die fraglichen Flächen zur Hälfte auf Rockenhausener Gemarkung liegen – bat mit Blick auf die Rolle Rockenhausens als Einkaufsstadt zu bedenken, dass Verkehrsführungen auch die Käuferströme lenkten. Seebald trat dafür ein, die fälligen Kosten für alle Varianten zu ermitteln und einender gegenüberzustellen, um eventuell daraus Argumente gegenüber dem Rechnungshof gewinnen zu können. „Wir handeln nicht alleine, sondern gemeinsam mit der Region“, merkte Knoop an und versicherte, die geäußerten Bedenken würden aufgegriffen.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x