Donnersbergkreis „Wir sind noch nicht aus der Übung“

Die ungewöhnliche Ministranten-Gruppe mit dem vor wenigen Tagen verabschiedeten Pfarrer Walter Fuhrmann (Dritter von rechts): Di
Die ungewöhnliche Ministranten-Gruppe mit dem vor wenigen Tagen verabschiedeten Pfarrer Walter Fuhrmann (Dritter von rechts): Dieter Knecht, Wolfgang Fischer, Stefan Schreiber, Markus Schreiber und Wolfgang Faust. Auf dem Foto fehlt Patrick Busch.

Es ist ein ungewöhnliches Bild: Anstelle von Kindern und Jugendlichen erscheinen Männer in Talar und weißem Chorhemd. Sie läuten den Gottesdienst ein, tragen feierlich Fackel und Kreuz und decken den Altar mit Kelch und Hostienschale. So, wie sie Pfarrer Walter Fuhrmann beim Abschiedsgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche zur Hand gingen, tun sie es schon seit vier Jahren, berichtet „Oberministrant“ Markus Schreiber. Damals seien beim Fronleichnamsgottesdienst einige Erwachsene spontan eingesprungen, erzählt der Katholik. Denn ein so wichtiger Gottesdienst ohne Messdiener – das geht laut Schreiber gar nicht. „Wir waren früher schon Messdiener und sind noch nicht aus der Übung“, erzählt der Vorsitzende des Pfarreirates. Auch seine Kollegen seien in kirchlichen Gremien aktiv. Gottesdienste mit Ministranten sind laut Schreiber einfach viel feierlicher. Seit der Premiere an Fronleichnam tritt der 51-Jährige zusammen mit seinem Bruder Stefan Schreiber, Patrick Busch, Wolfgang Faust, Wolfgang Fischer und Dieter Knecht bei den Hochfesten der katholischen Kirche in Aktion. Die „Messdiener-Oldies“ zwischen 47 und 61 Jahren sind vor allem an Ostern, Pfingsten, Himmelfahrt, Fronleichnam und Weihnachten gefragt. Für Pfarrer Fuhrmann war dies „perfekt“, wie er der RHEINPFALZ sagte. Die Gruppe sei mit dem Pfarrer auch schon auf Messdienerausflug gewesen. „Uns macht das Ehrenamt Spaß“, stellt Schreiber klar. Doch bis zur Rente wollten die sechs dann doch nicht durchhalten, meint er augenzwinkernd. Denn Ministranten in der katholischen Kirche, das sind eben hauptsächlich Kinder und Jugendliche. In der Nachbargemeinde Imsbach gebe es noch junge Messdiener, berichtete Fuhrmann. Doch seien diese offenbar zu scheu, auch in der großen Kirche in Winnweiler zu wirken, sagte er. Zwar gibt es in Winnweiler den Jugendverband „Junge Kirche“, der auch kürzlich bei der 72-Stunden-Aktion aktiv war. Ministranten-Nachwuchs ist seit längerer Zeit daraus allerdings nicht mehr entsprungen. „Wir haben uns nicht aufgedrängt“, betont Schreiber. Aber ein Gottesdienst ohne Ministranten – „dann wird’s halt arm“, begründet er die Initiative in der 1100 Mitglieder zählenden Gemeinde. Dass Erwachsene als Messdiener wirken, sei nicht der Sinn, betont Ralf Feix, der beim Bistum Speyer die Ministrantenseelsorge verantwortet. „Messdiener sind kein Selbstläufer“, weiß der Pfarrer und fügt hinzu: „Man muss in Kinder- und Jugendarbeit investieren.“ Für die Messdiener brauche es feste Ansprechpartner. Nach dem Motto „Jugend leitet Jugend“ gebe es oft ein Leitungsteam von Ministranten, das auch eigenständig für Nachwuchs sorgt. Denn „wenn einmal etwas weggefallen ist, ist es ganz schwierig, dies wieder aufzubauen“. Eine Tendenz, dass Messdiener ob des fehlenden Nachwuchses immer älter werden, sieht Feix nicht. Im Bistum Speyer sei ihm nur die Gemeinde Herbitzheim im Saarpfalz-Kreis bekannt, in der Erwachsene den Pfarrer im Gottesdienst unterstützen. Doch auch in Kusel gibt es einen erwachsenen Messdiener bei Hochfesten. „Man muss die Kinder begleiten und ihnen authentisch den Glauben vorleben“, weiß Pädagogin Inge Lütz, die in der Pfarrei Lauterecken aktiv ist. Nach ihrer Erfahrung sind es nicht unbedingt Hauptamtliche, sondern vor allem Ehrenamtliche, die die jungen Leute motivieren könnten. Der Messdiener-Mangel in Winnweiler ist laut Schreiber nicht neu. Es sei auch schon Jahre vorher schwierig gewesen, Nachwuchs für diese Aufgabe zu rekrutieren. Das Problem sieht er auch in der Eltern-Generation: „Es kommen immer weniger jüngere Leute in die Kirche“, beklagt er – bei den Katholiken genauso wie bei den Protestanten. Große Hoffnungen setzt die Gemeinde auf den neuen Pfarrer Carsten Leinhäuser, der ab Oktober die Pfarrei leiten wird. Schließlich war Leinhäuser bisher als Jugendseelsorger tätig. „Natürlich habe ich großes Interesse daran, dass es wieder junge Ministranten gibt“, betont er. Für eine konkrete Idee sei es allerdings noch zu früh. Wenn das Bild der erwachsenen Messdiener auch noch so exotisch ist: Ganz abschreckend kann Kirche wohl nicht wirken. Beim Gottesdienst in Winnweiler hatte sich jüngst ein kleines Mädchen mit seinem Stofftier selbstständig gemacht und wandelte interessiert im Altarraum. Vielleicht wird sie ihr Schmusetier ja bald mit einem Messdienergewand tauschen…

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