Donnersbergkreis Unwetter in Winnweiler und Imsbach: Evakuiertes Zeltlager und abgedeckte Dächer

Von 20 bis 1 Uhr waren fast alle Einheiten der Feuerwehr der Verbandsgemeinde Winnweiler am Dienstagabend bei dem Unwetter mit Starkregen, Sturm und Hagel gefordert. Unter anderem musste zusammen mit der Schnelleinsatzgruppe des Donnersbergkreises ein Zeltlager im Langental bei Imsbach evakuiert werden.

Dauerhafte Blitze, ein ununterbrochenes Donnern: Christian Füllert, der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Winnweiler, ahnte schon, dass da was Größeres speziell auf die Ortsgemeinde Winnweiler zukommt. „Wir haben das Lagezentrum bereits vor dem ersten Notruf besetzt“, berichtet Füllert. Das sollte sich als gute Entscheidung erweisen. Denn auf die Wehren in der Verbandsgemeinde kam eine intensive Nacht zu. Ein Unwetter mit Sturm, großen Hagelkörnern und Starkregen wütete speziell über der Ortslage Winnweiler, dem Ortsteil Alsenbrück-Langmeil und der Ortsgemeinde Imsbach.

Die Straßen waren mit Hagelkörnern, später Laub und abgebrochenen Ästen übersät, Gullydeckel wurden von den Wassermassen nach oben gedrückt. In die Imsbacher Ortslage schoss das Wasser förmlich, auf der Facebook-Seite der Donnersberger Rundschau haben Leser zahlreiche Fotos und Videos gepostet. Auch vom Ortskern Winnweiler, wo das Wasser stand.

73 Personen aus Zeltlager evakuiert

Vom Unwetter betroffen war auch das Zeltlager der Evangelischen Kirchengemeinde Schriesheim (bei Heidelberg), das derzeit im Imsbacher Langental stattfindet. Am Abend mussten die 58 Kinder zwischen acht und 13 Jahren sowie 15 Leiter ihre Zelte verlassen. „Wir haben das ganze Unwetter mit Hagel auf dem Zeltplatz miterlebt, um zirka 21 Uhr dann aber angefangen zu evakuieren, weil es sonst zu riskant gewesen wäre“, berichtet Ivan Lux, der zum Leiterteam gehört. Das Wasser sei in die Hälfte der Zelte eingedrungen, teils drei Zentimeter hoch gestanden. „Schlafsäcke, Isomaten und teilweise auch die Koffer waren nass. Wir haben versucht zu retten, was noch zu retten war“, schildert der 19-Jährige.

Das Team hat dann mit dem Imsbacher Bürgermeister Oliver Krupp telefoniert, der den Kontakt zu den Feuerwehren aus der Verbandsgemeinde Winnweiler und Göllheim hergestellt hat. Lux’ Schwester Layla, die ebenfalls als Leiterin am Zeltlager beteiligt ist, beschreibt die Szenerie: „Es war schon aufregend, wir mussten nach allen Kindern schauen, es war ein Durcheinander. Und es war kalt, nass und dunkel, dann noch die ganzen Feuerwehrlichter.“ Einige Kinder seien zudem auch das erste mal dabei. „Für die war das noch krasser, ein paar hatten auch Panik. Die älteren waren schon etwas cooler“, erzählt die 18-Jährige. Eine neunjährige Teilnehmerin berichtet von den Erlebnissen: „Es hat sich komisch angefühlt, ich habe auch geweint, weil ich Angst hatte.“ Es sei sehr aufregend gewesen, hinzu sei noch die Müdigkeit gekommen. „Und es war kalt, wir waren ja auch durchnässt“, ergänzt eine weitere Teilnehmerin.

Während der Evakuation wurden die Kinder schließlich mit Transportbussen der Feuerwehr in die Gemeindehalle gefahren. Dort warteten schon zahlreiche Helfer, auch aus der Gemeinde, die die Kinder mit Isomaten, Getränken, trockenen Schlafsäcken und Decken versorgten. „Es haben uns so viele geholfen“, ist Ivan Lux dankbar. Nicht alle verbrachten die Nacht aber in der Gemeindehalle. „Drei Leiter haben auf dem Zeltplatz geschlafen, damit den keiner leer räumt“, sagt Ivan Lux.

Am Tag nach dem Unwetter hat sich die Lage beruhigt, auch wenn es weiterhin regnet. Den Kopf in den Sand stecken kommt aber nicht in Frage. „Die Zelte sind wieder bezogen, die Gemeindehalle geräumt und ab morgen geht das Programm bis zum Ende am Montag normal weiter“, sagt Ivan Lux. In der Tat ist etwas Ruhe auf dem Platz eingekehrt, wenn auch die Spuren der vergangenen Nacht doch deutlich sichtbar sind. Überall hängen Schlafsäcke und Kleider zum Trocknen, ob im Küchenzelt oder in der Grillhütte unweit des Zeltplatzes, wo auch ein Kamin lodert. Ivan Lux hat nach eigener Aussage schon einige Wetterkapriolen im Lager mitgemacht hat, wenn auch nicht in der Dimension. „Aber im vergangenen Jahr konnten wir kein Feuer machen, weil es zu heiß war, dieses Jahr ist es zu nass dafür“, sagt er und schmunzelt. Mit Blick auf die nächsten Tage hofft Ivan Lux auf mehr Sonnenschein. Seine Schwester Layla Lux ist guter Dinge, dass es jetzt ruhiger weitergeht. Sie sieht die Aufregung im Nachhinein ohnehin ganz locker. „Ein Abenteuer mehr“, sagt sie und lacht.

Umgekippter Lastwagen auf Autobahn

Parallel zur Evakuierung des Zeltlagers wurden die Feuerwehren Winnweiler und Göllheim wegen eines Unfalls auf der Autobahn 63 alarmiert, wo ein Lastwagen zwischen Göllheim und Winnweiler vom Wind umgeweht wurde. Der Fahrer des Sattelzugs kam verletzt ins Krankenhaus. Während der Unfallaufnahme war die A 63 in Fahrtrichtung Kaiserslautern gesperrt. „Das hat dann Kräfte gebunden“, sagt Füllert. So mussten weitere Einheiten alarmiert werden, im Verlauf des Abends waren fast alle Einheiten der Feuerwehr der Verbandsgemeinde Winnweiler im Einsatz.

Dächer zum Teil abgedeckt

Auch am Wäschbacherhof, wo mehrere Dächer zum Teil vom Wind abgedeckt wurden und Bäume umzustürzen drohten. Hier war die Absturzsicherungsgruppe im Einsatz. Auf die Landesstraße 401 in Höhe Mobotix fielen Bäume und Äste. Speziell im Bereich Imsbach, Winnweiler, Alsenbrück-Langmeil waren die Straßen teilweise von Laub übersät, lagen ebenfalls überall Äste.

Vollgelaufene Keller in Winnweiler

„Im Ortskern von Winnweiler gab es einige vollgelaufene Keller“, berichtet der Wehrleiter. In ein Gebäude im Ortskern kam es zu einem Wassereintritt durch die Decke. Da auch Risse zu erkennen waren, musste zwischenzeitlich von Einsturzgefahr ausgegangen werden, so Füllert. Letztlich habe sich herausgestellt, dass diese durch den Wind über den Schornstein ins Haus kamen. „Am Gebäude muss was gemacht werden, Einsturzgefahr besteht aber nicht“, sagt der Wehrleiter. An mehreren Stellen drückten die Wassermassen Gullydeckel nach oben. An der Zoar-Wohnanlage wurden Teile des Daches abgedeckt, Wasser drang in das Gebäude.

Zweites Gewitter folgt

Gefährlich: Während das erste Gewitter vorübergezogen war und die Einsatzkräfte überall gefordert waren, zog ein weiteres auf. „Wir mussten teilweise den Drehleitereinsatz abbrechen“, so Füllert. Insgesamt waren 105 Personen von Feuerwehr sowie Brand- und Katastrophenschutz im Einsatz. „Es war eine Zelle, die sich speziell über Winnweiler und Imsbach abgeregnet hat“, so Füllert. Man habe sich auch umgehört, wie es andernorts aussieht, da sei es aber ruhig gewesen, was Einsätze betrifft. Bereits am Mittwochmorgen war die Straßenmeisterei im Einsatz, um die Straßen zu säubern.

In der Ortslage von Winnweiler stand das Wasser. Foto: Privat
In der Ortslage von Winnweiler stand das Wasser.
Die Gienanthstraße in Imsbach war voll mit Hagelkörnern.  Foto: Stollhof
Die Gienanthstraße in Imsbach war voll mit Hagelkörnern.
Auf den Äckern sammelte sich zum Teil das Wasser.  Foto: Stollhof
Auf den Äckern sammelte sich zum Teil das Wasser.
Durch den Sturm waren viele Straßen und Gehwege voll mit Laub.  Foto: Stollhof
Durch den Sturm waren viele Straßen und Gehwege voll mit Laub.
Auf der Autobahn 63 wurde ein Lastwagen zwischen Göllheim und Winnweiler vom Wind umgeweht. Foto: Polizei
Auf der Autobahn 63 wurde ein Lastwagen zwischen Göllheim und Winnweiler vom Wind umgeweht.
Bedrohlich: Diese Aufnahme zeigt die Unwetterzelle von Sembach aus in Richtung Winnweiler.  Foto: Krämer
Bedrohlich: Diese Aufnahme zeigt die Unwetterzelle von Sembach aus in Richtung Winnweiler.
In der Imsbacher Grillhütte trocknen die Kleider und Schlafsäcke.  Foto: Attinger
In der Imsbacher Grillhütte trocknen die Kleider und Schlafsäcke.
In der Grillhütte brennt auch ein Kamin. Foto: Attinger
In der Grillhütte brennt auch ein Kamin.
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