Donnersbergkreis Trotz Frost kein Frust

Die Qual der Wahl: 47 Weine des 2017er Jahrgangs hatte das Weingut Hahnmühle an Pfingsten zum Probieren im Angebot.
Die Qual der Wahl: 47 Weine des 2017er Jahrgangs hatte das Weingut Hahnmühle an Pfingsten zum Probieren im Angebot.

Es ist gut, wenn einige Dinge im Donnersbergkreis Bestand haben. An Pfingsten gehören die Weinverkostungen der Weingüter Schmidt in Obermoschel und der Hahnmühle in Mannweiler-Cölln auf jeden Fall dazu. Jeweils knapp tausend Besucher konnten die Gastgeber an den drei Festtagen begrüßen. Das schöne Wetter mit einer nur kleinen nassen Beeinträchtigung am Sonntagnachmittag war für die Wanderungen der „Weinvölker“ in die Nordwestpfalz zusätzliche Motivation.

„Seit dem letzten Jahr macht uns Regen bei solchen Veranstaltungen nicht mehr viel aus“, erzählt Andreas Schmidt und zeigt über sich auf das schützende Dach. Er ist stolz auf den großräumigen Weinpavillon, in dem bis zu 140 Personen feiern können und der den Mittelpunkt des neuen knapp 1500 Quadratmeter großen Weinparks darstellt. Der ist 2016 eingeweiht worden und wirkt inzwischen mit dem kräftiger gewordenen Grün auf den weitläufigen und geschmackvoll angelegten Pflanzflächen anmutig und ausgesprochen einladend. Tatsächlich ist auf dem Gelände ein kleiner Spaziergang möglich, hier und da locken Bänke und Sessel zum Verweilen und zum Betrachten der zauberhaften Umgebung. Ein Stopp beim Küchenhaus lohnt sich wie jedes Jahr: Wieder gibt es lecker-deftige Kleinigkeiten zum Genießen. Dazu die Möglichkeit, einige der über 60 Weine zu probieren, viele davon preisgekrönt. Sebastian, einer der beiden erwachsenen Söhne, arbeitet als Jungwinzer im Betrieb und ist mit dem 17er Jahrgang mehr als zufrieden: „Wir hatten zwar durch den Frost im letzten Frühjahr einen Ausfall von fast 50 Prozent, aber das, was gerettet werden konnte, ist ausgezeichnet. Wir haben extra spät geerntet, und das Ergebnis sind schöne Aromen, feine Säuren und eine auffallende Duftigkeit.“ Zwei Stände ergänzen das Gesamtangebot: einer mit selbstgemachten Pestos, Chutneys und Aufstrichen von Ursula Jungk und einer, an dem man ausgefallene Schmuckunikate – von Reinhard Scheibe aus antikem Besteck hergestellt – kaufen konnte, ergänzen das Gesamtangebot. Begeistert von den Weinen und natürlich vom Park sind alle Besucher, viele davon Stammkunden, die auch von weit her anreisen. Eine regelmäßig eintreffende Gruppe aus Wuppertal beispielsweise bestand noch vor ein paar Jahren nur aus einem Ehepaar; inzwischen könnten die Nordrhein-Westfalen mit ihren zwölf Personen für die Fahrt schon einen Kleinbus mieten. Aber egal, aus welchen Orten die Besucher stammen, alle werden herzlich von der Weinfamilie Schmidt empfangen, die zu Recht stolz sein kann auf das fabelhafte neue Ambiente. Einzig eine „Kleinigkeit“ trübt die Laune von Andreas Schmidt. Das erste Mal in 25 Jahren Pfingstverkostung sind die Parkmöglichkeiten vor dem Weingut durch das VG-Ordnungsamt mit einem absoluten Halteverbot auf einer der Straßenseiten erheblich eingeschränkt worden. Besonders beeinträchtigend war das deshalb, weil am Sonntag zusätzlich Besucher der „Erlebnisreise Moscheltal“ – einer großen Ausstellungsveranstaltung im Stadtkern (wir berichteten) – die wenigen übrig gebliebenen Plätze belegten. Schmidt berichtet, seine Versuche, das Ordnungsamt zu einer Rücknahme des Verbots zu bewegen, seien gescheitert. Seine Argumente und der Hinweis auf 25 Jahre unproblematische Parksituation seien mit dem Satz: „Einmal ist immer das erste Mal“ abgewehrt worden. Schmidt will das so nicht hinnehmen. Die Sache ist wohl noch nicht zu Ende. Parkplatzsorgen haben die Linxweilers von ihrem Weingut Hahnmühle in Mannweiler-Cölln nicht. Auf eigenen Wiesen gibt es ausreichend Fläche für die Besucherströme, die an Pfingsten ein paar anregende Stunden in dem idyllisch gelegenen Weingut verbringen wollten. Auch hier fand man beim Sonntagsregen in einer überdachten Scheune einen trockenen Platz bei musikalischer Unterhaltung durch das Trio Tango Palatino, konnte sich mit Schnäpsen von der Manufaktur Blum-Gabelmann und natürlich mit Proben der 47 angebotenen Weine versorgen – darunter viele prämierte. Von deren Qualität sind die Linxweilers wieder einmal überzeugt. Auch sie hatten mit dem Frost zu kämpfen und ordentliche Verluste zu verzeichnen. Auf Chardonnay muss aktuell zum Beispiel ganz verzichtet werden. „Aber die anderen Weine haben eine schöne Reife, sind dicht, fruchtbetont und intensiv“, berichtet Martina Linxweiler, während ihr Mann Peter mit dem anmutigsten und frischesten Gewächs des Hofes, seiner Enkelin Maya – Jahrgang 2017 –, spielt. Das Ehepaar schafft dank seiner herzlichen Art jedes Jahr aufs Neue eine so angenehme Atmosphäre, dass Marie-Claire Gramm, Juniorchefin vom Restaurant Hofgut Wißberg, das seit 15 Jahren für die kulinarische Versorgung zuständig ist, geradezu ins Schwärmen gerät: „Hier kommen wir immer besonders gern hin, die Gäste sind ausnahmslos freundlich und gut gelaunt, und wir fühlen uns fast schon wie in einer Familie willkommen.“ Das bestätigen auch die anderen Aussteller: die Damen von der Edelsteinschleiferei Jürgen Müller aus Idar-Oberstein mit ihren Unikaten, die Vinella-Feinkost Manufaktur aus Bad Kreuznach mit Chutneys, Fruchtaufstrichen, Pestos und Gelees und nicht zuletzt Öldorado-Elke Finger aus Frankfurt mit raffinierten Ölen. Sommelier Dirk Freier fühlt sich seit Jahren ebenfalls ausgesprochen wohl, sein Weinaromenbuffet lockt wieder zahlreiche Interessierte an. Selbst bis hinter die Dünen der Nordsee ist der Ruf des Hahnmühlenweins gedrungen: Das Ehepaar Ronneke und Erik Roland mit seinen Freunden Karin und André Boekholtz sind extra aus Vlissingen in den Niederlanden angereist, um sich an der Pfälzer Landschaft zu freuen und das Genussangebot bei den Linxweilers wahrzunehmen. „Es ist fantastisch hier“, schwärmt Roland. Wo er recht hat, hat er recht.

Das Weingut Schmidt in Obermoschel bot bei der Jahrgangsverkostung mehr als 60 Rebensäfte zum Verkosten an.
Das Weingut Schmidt in Obermoschel bot bei der Jahrgangsverkostung mehr als 60 Rebensäfte zum Verkosten an.
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