Donnersbergkreis Temperamentvoll und virtuos

Überzeugten beim Konzert im Jagdhaus am Klavier: Die Nachwuchsmusiker Yonina Clara Nechama Liss und Pavel-Theodor Chatzipavlidis
Überzeugten beim Konzert im Jagdhaus am Klavier: Die Nachwuchsmusiker Yonina Clara Nechama Liss und Pavel-Theodor Chatzipavlidis.

«Dannenfels.» Intime Salon-Atmosphäre im früheren Schankraum, gerade mal Platz für 30 Besucher und den Flügel. Locker und eloquent erhellt Henninger die musikalischen Hintergründe des abwechslungsreichen Programms von Bach bis Bartók und stellt ihre beiden auftretenden Schüler vor. 14 Jahre alt ist Yonina Clara Nechama Liss, mehrfache Preisträgerin angesehener Wettbewerbe und ab September Stipendiatin eines Musikinternats in Edinburgh. Yonina spielt Joseph Haydns (1732- 1809) dreisätzige Klaviersonate C-Dur, Hob. XVI: 50, die sehr wahrscheinlich in England entstand. Der schnelle Kopfsatz, voller Spielfreude, ja Übermut mit seinem wie hingetupften Staccato-Thema in immer ansprechenderen Variationen. Die junge Interpretin spielt glasklar zupackend und perlend leicht zugleich, souverän, gelöst und mit schier unglaublicher technischer Perfektion und Fingerfertigkeit, als brächte sie mit ihren 14 Jahren bereits jahrzehntelange Erfahrung mit. Chapeau! Die Miene introvertiert, lange, schmale Finger, lebhaft angeregt, fast „neckisch“ lässt sie die Hände miteinander dialogisieren, den federleichten Diskant gegen die durchdringende Bassstimme. Das getragene „Adagio“ kontrastiert mit der gebotenen Tiefe und Nachdenklichkeit, der Finalsatz „Allegro molto“ sprüht nur so vor Temperament und bravourösem Können. Das Feuerwerk zu Ehren der glorreichen Revolution – Höhepunkt jedes französischen Nationalfeiertags am 14. Juli –, Claude Debussy (1862-1918) schrieb davon inspiriert seine „Feux d´artifice“ aus den „Préludes“, Buch II. Die Pianistin, beherrscht bis in die sprichwörtlichen Fingerspitzen, brennt ein loderndes Farbenspiel ab, jagt Glissandi bis zur Feuersbrunst über die Klaviatur, um nach schroffen Akkorden im Bass den Brand dumpf ausglühen zu lassen. Chapeau! Der 16-jährige Pavel-Theodor Chatzipavlidis gewann zahlreiche nationale und internationale Preise und hatte bereits einige Konzertauftritte. Seit seinem fünften Lebensjahr spielt er Klavier. Er will Musik studieren. Bewundernswert sind fürs Erste sein plastisches Musizieren und seine transparente Linienführung in J. S. Bachs (1685-1750) „Allemande“ aus der Partita Nr. 1 B-Dur, BWV 825. Bachs arithmetische Logik wie seine Vollblut-Musikalität sind hier eins. Glänzende Höhepunkte des Konzerts werden die beiden ersten Sätze aus Ludwig van Beethovens (1770- 1827) Sonate Nr. 7, D-Dur op.10, 3: ein virtuoses Werk, voller Ideenreichtum und bereits orchestraler Ausstrahlung. Pavel nimmt den Presto-Satz mit einer rasanten Brillanz und mitreißenden Wucht, dass man den Atem anhält. Von stupender Spieltechnik oder Virtuosität gar nicht erst zu reden. Der tiefen Empfindung und der überspringenden Emotionalität des äußerlich zurückgenommenen jungen Künstlers kann man sich kaum entziehen. Ganz besonders anrührend wirkt die feine, in sich gekehrte Innerlichkeit, mit der er das tieftraurige bis verzweifelte „Largo e mesto“ gestaltet. Berstend vor Vitalität Düstere romantische Miniaturen sind die zwei folgenden Waldszenen (op. 82) von Robert Schumann (1810 -1856), „Jäger auf der Lauer“, düster getönt und koboldhaft bis wild, und die „Verrufene Stelle“, wo es um das Grauen blutgetränkter Erde geht. Der Pianist gibt diese dunkle Abgründigkeit mit unpathetischem Feingefühl wieder. Berstend vor Vitalität: Béla Bartóks (1881-1945) „Tanz in bulgarischem Rhythmus“ Nr. 4 aus dem „Mikrokosmos“ (Band 6) – rhythmisch auftrumpfend, folkloristisch eingefärbt und hier sehr pointiert dargeboten. Den Bogen zurück zum französischen Impressionismus schlagen Maurice Ravels (1875- 1937) „Jeux d’eau“ (Très doux). Chatzipavlidis malt das Stimmungsbild der „Wasserspiele“ in schillernden Schattierungen nach, mit silbrigen Glitzerkaskaden, aufschäumend und brausend, plätschernd oder zart rieselnd. Wunderbar und vielversprechend. Langer, sehr zugetaner Beifall. Und von der Lehrerin gibt’s zur Belohnung Gutscheine für demnächst stattfindende Konzerte.

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