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Manfred Mages berichtete den Besuchern beim Tag des offenen Denkmals am Schillerdenkmal von der Entstehung und der Geschichte de
Manfred Mages berichtete den Besuchern beim Tag des offenen Denkmals am Schillerdenkmal von der Entstehung und der Geschichte des Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Bürgerparks

«KIRCHHEIMBOLANDEN.» „Tag des offenen Denkmals“ – beim Schillerhain oberhalb der Kreisstadt bedürfte es eines solchen Tages eigentlich nicht, denn einst als Bürgerpark angelegt, steht er immer und jedem offen. Und doch brachte der Sonntagnachmittag dem sonst etwas vor sich hinträumenden Areal einen ungewohnten Zulauf interessierter und lustwandelnder Besucher, die der Einladung zu „Die kleine Residenz und der große Dichter“ gefolgt waren.

„Dich auch grüß ich, belebte Flur, euch, säuselnde Linden / Sei mir, Sonne, gegrüßt, die (sie) so lieblich bescheint! …“, so zitierten Monique Meyer und Nico Mayer, junge Theaterleute vom Nordpfalzgymnasium, den in der Tat am Ende einer Allee „säuselnder Linden“ von der milden Septembersonne beschienenen überlebensgroßen Dichter: Vor einem ansehnlichen Publikum, das sich einer literarisch-musikalischen Collage erfreuen durfte, die von Ulrike Ettinger (IG „Bürgerpark Schillerhain“) konzipiert worden war und auch moderiert wurde. Sie stellte den Zusammenhang her, der den Namen des Parks erklärte. Zu Schillers 1859 allerorts groß gefeiertem 100. Geburtstag wurde diese Anlage von den Kirchheimbolandern beschlossen; aus einer Vielzahl hehrer Motive heraus, unter denen bürgerliche Kulturbegeisterung und Naturromantik sicher hervorragten, nicht zuletzt aber auch politischer Veränderungswille: Erst zehn Jahre zuvor war ja die demokratische Revolution erst einmal gescheitert, besonders augenfällig gerade in Kirchheinmbolanden, wo im Schlossgarten 17 Freischärler von preußischen Truppen hingemetzelt worden waren. In dem neuen Bürgerpark wurde – paradox erscheinend – später auch ein Denkmal Kaiser Wilhelms I. aufgestellt, der als „Kartätschenprinz“ die unerbittliche Schlossgartenaktion befohlen hatte. Doch hatte er sich ja inzwischen um eine weitere Sehnsucht der Deutschen, die nationale, verdient gemacht. Schiller gab dem neuen Bürgerpark den Namen als, wie Ulrike Ettinger ihn charakterisierte, „großen Poeten, Philosophen, Aufklärer, Freiheitskämpfer für Demokratie, Europäer, Freund des Schönen und der Natur“. Schiller-Texte und -Szenen, die diese Leidenschaften des Klassikers belegen, wie „Deutschland und seine Fürsten“ aus „Wilhelm Tell“ oder „Der Spaziergang“, werden von Monique und Nico eindringlich vorgetragen, im Wechsel mit musikalischen Einlagen. Für diese sorgte Bernd Knell, der – gesanglich und instrumentell begleitet von Marianelli Spratte (Violine) und Angelika Tropf (Klarinette) – zur Gitarre zeitgenössische und moderne Lieder singt, die in Geist und Gesinnung gut zu der Veranstaltung passen. Zuvor erinnert Ulrike Ettinger an den gerade so unerwartet verstorbenen Elmar Funk, dem der Erhalt des Schillerhains als Bürgerpark auch ein Anliegen gewesen sei und den Aktivisten bestimmt ein „Weitermachen!“ zurufen würde. Übrigens stammt von ihm auch der witzige Name des Musik-Trios: „Knells Angels“! Diese geben, wie die beiden jungen Mimen mit freudigem Applaus bedacht, Lieder wie „Die Gedanken sind frei“ und „S’ist wieder März geworden“ zum Besten, die beide die Situation von äußerer Unterdrückung und innerem Aufbegehren, die Sehnsucht nach Freiheit und Gleichheit thematisieren. Und es gibt modernere Songs vergleichbaren Anliegens: „We shall overcame“ und das berühmte „Imagine“ von John Lennon. – Am Schluss noch ein heiteres jiddisches Lied, das das Zusammensein unter den sonnenlichtflirrenden Lindenblättern wunderhübsch abschließt: „ Die Sonn scheint scheen / Die Bliemlein blien …“. Die IG (Interessengemeinschaft) „Bürgerpark Schillerhain“, 2016 gegründet, um sich für den Erhalt der historischen Anlage, auch gegen Widerstände, einzusetzen und sie zu revitalisieren, sorgte zusätzlich mit Kaffee und Kuchen für Erquickung und Stärkung der Anwesenden, so dass viele von ihnen auch noch gern zu einer informativen Parkführung aufbrachen. Manfred Mages erläuterte kompetent das ganze Ensemble, auch anhand großformatiger Fotografien – an Bäume genagelt – mit alten Ansichten von Bürgerpark und „Kurhaus“ (1904). Der anlässlich des großen Jubiläums 1859 gegründete „Schillerverein“ wurde Träger der jahrzehntelangen Entstehung der Parkanlage, mit strengem inneren Reglement! So hatten sich beispielsweise an einem Sonntag 1860 „alle Schillerfreunde … morgens um sechs Uhr mit Hacke, Schippe, Schubkarren und Proviant … am ’Gasthaus zum Löwen’ einzufinden, von wo aus zur Arbeit an der Schillerhainanlage ausgerückt wird. Nichterscheinende werden mit 48 Kreuzern Strafe (!) belegt.“ Mages führte erläuternd zum „Wäldchen“, mit Schneckenturm samt Pavillon, das ursprünglich aus Nadelhölzern bestanden habe, heute aber ökologisch wertvolle Laubbäume birgt. Dann zum spätmittelalterlichen Wart- und um Jahrhunderte jüngeren Wasserturm und natürlich zu den beiden Lindenalleen (durch den neuen Hotelkubus etwas bedrängt wirkend), deren eine Standort der alten Schillerstatue von 1894 wurde: eines Industrieprodukts, dem Danecker-Vorbild nur nachempfunden, die wie die schon erwähnte Kaiserbüste im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurde – mit kümmerlichem Resultat allerdings, wie Mages spöttisch erzählt, da das ganze Innere aus wenig waffentauglichem Gips bestand. 1951 dann das aktuelle Unikat: Die eindrucksvolle Figur des Pfälzer Künstlers Richard Menges, sechs Jahre nach Diktatur und Weltkrieg in expressivem, abstrahierendem Stil, die „den Freiheitskämpfer und Prediger der Freiheit in idealisierter Darstellung …, in kraftvoller Pose und vorwärtsstürmender Grundhaltung zeigt“ (DIE RHEINPFALZ am 24. September 1951). Schlichtere Gemüter soll die Figur an einen damals populären Preisboxer erinnert haben. Hinter dem eindrucksvollen Denkmal erhebt sich eine kleine Anhöhe mit funktionslosem Gebäudefundament. Da stand einmal ein zierliches Kaiser-Wilhelm-Tempelchen, irgendwann verschwunden in den Wirren des vergangenen Jahrhunderts. Dieses Kleinod einmal wiederherzustellen – nicht der einzige Traum, den die Schillerhain-Freunde noch im Hinterkopf haben.

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