Donnersbergkreis Seit 100 Jahren geht es bunt zu

Vor zehn Jahren bauten die Nieders in der Marnheimer Hauptstraße eine alte Scheune in ein modernes Verkaufs- und Betriebsgebäude
Vor zehn Jahren bauten die Nieders in der Marnheimer Hauptstraße eine alte Scheune in ein modernes Verkaufs- und Betriebsgebäude um. Für Gerd (links) und Tobias Nieder eine goldrichtige Entscheidung.

Es war eine Zeit, die nicht zu vergleichen ist mit der heutigen. Eine andere Zeit, als sich Friedrich Nieder im Jahr 1919 mit seinem Schwager Ludwig auf zur Arbeit machte. Die beiden Tünchermeister packten die Malersachen auf den Leiterwagen. Dann ging es zum Kunden nach Bennhausen – zu Fuß wohlgemerkt. Und nicht nur das: „Friedrich Nieder arbeitete auch noch als Metzger. Im Winter, als es kalt war, nichts zu tünchen gab. Da hatte er ein zweites Standbein“, erzählt Gerd Nieder. Heute ist die Situation eine ganz andere. „Die Auftragslage ist sehr gut – das ganze Jahr über“, sagt der Firmenchef. Und wenn größere Aufträge hinzukommen, dann arbeitet der Malerbetrieb auch mal mit einem befreundeten Unternehmen zusammen. So, dass die neun Mitarbeiter Verstärkung erhalten. Auch das Spektrum ist nicht mehr vergleichbar mit den Anfängen 1919. Heute reicht es vom Innenausbau über Maler- und Tapezierarbeiten im Innenbereich über Malerarbeiten außen, Beschriftungen, Lackierarbeiten bis hin zum Verlegen von Holz- und Vinylböden. Goldene Hähne Und dann ist da noch die Spezialität von Gerd Nieders Frau Gisela: Vergoldungen. Seien es Zifferblätter, Wetterhähne oder Kugeln an (Kirch)-Türmen. Schon Gerd Nieders Vater Kurt, der 1956 den Betrieb übernahm, hatte bei Renovierungsarbeiten in Kirchen sein Faible fürs Vergolden entdeckt. Dabei wurde er von seiner Frau Anneliese unterstützt, die ihr Wissen und ihre Erfahrung an ihre Schwiegertochter Gisela weitergegeben hat. Auch wenn der Malerbetrieb immer wieder Aufträge bei Unternehmen wie bei Gienanth, der Sparkasse oder Zoar hat, so ist Gerd Nieder, der 1984 Maler- und Lackiermeister wurde, eines besonders wichtig: „Unsere Hauptkunden sind Privatleute. Da legen wir auch großen Wert darauf.“ Und natürlich haben sich im Laufe der Jahre auch die Wünsche der Kunden verändert. So haben diese mittlerweile mehr Mut, was die farbliche Gestaltung ihrer Häuser betrifft. Für das Unternehmen heißt das, stets auf dem neusten Stand zu sein. Im Malerladen in der Marnheimer Hauptstraße können so mit Hilfe einer Maschine Wunschfarben direkt vor Ort gemischt werden. „Es ist wichtig, immer die neusten Trends im Programm zu haben. So haben wir derzeit 100 Tapetenkollektionen“, sagt Gisela Nieder. Zurück zur Marnheimer Hauptstraße: Dort ist vor zehn Jahren etwas entstanden, was damals ein großer Schritt war und sich heute als goldrichtige Entscheidung herausgestellt hat. Eine 150 Jahre alte Scheune wurde in ein Verkaufs- und Betriebsgebäude umgebaut. „Damals, in der Rezession, hatte uns jeder geraten, nicht umzubauen. Heute sind wir glücklich, dass wir es gemacht haben. Wir haben hier Büros, Lager und einen Laden, der gut angenommen wird“, berichtet Gerd Nieder, der in diesem Jahr noch 60 Jahre alt wird. Also schon das zweite Jubiläum. Weitere Feste stehen ebenfalls an: Sohn Tobias wird 30 und heiraten, außerdem ist ein Enkel bei der Familie von Sohn Peter unterwegs. Tochter Luisa wohnt in Marnheim nebenan. Ein Zirkusfest zum Geburtstag Froh ist Gerd Nieder, dass seine 97-jährige Mutter das alles miterleben kann. „Sie hat fast 100 Jahre Malerbetrieb mitgemacht“, sagt er – und fügt an: „Mein Opa und mein Vater haben die Vorarbeit gemacht.“ Dankbar ist er auch seinen Mitarbeitern, einige sind seit vielen Jahrzehnten im Betrieb. Genauso, dass mit seinem Sohn Tobias, der 2011 seinen Meisterbrief machte, nun die vierte Generation im Unternehmen ist. „Er hat schon als Kind gesagt, dass er einmal Maler wird.“ Was fehlt, sind jedoch junge Mitarbeiter. Den Fachkräftemangel bekommen auch Nieders zu spüren. Nun wird aber erst einmal gefeiert. 100 Jahre Malerbetrieb Nieder. Am Samstag, 3. August, ab 11 Uhr mit einer Hausmesse in Marnheim. Am Sonntag, 4. August, ebenfalls ab 11 Uhr, mit einem Familientag. Beides am Firmensitz – beides als Zirkusfest. „Bei uns geht es seit 1919 bunt zu. Auch ein Zirkus ist bunt, aus dem Thema lässt sich viel machen. Manchmal sage ich auch, dass bei uns seit 100 Jahren Zirkus ist“, erzählt Gisela Nieder schmunzelnd. Am 1. August wird bei einem Festakt für 220 geladene Gäste sogar die Kirchheimbolander Stadthalle in eine Manege verwandelt. Ein großes Fest zu einem großen Geburtstag. Für Gerd, Gisela und Tobias Nieder vor allen Dingen ein Dankeschön an die Mitarbeiter und die Kunden.

Malerarbeiten vor vielen Jahren: Gerd Nieders Vater Kurt.
Malerarbeiten vor vielen Jahren: Gerd Nieders Vater Kurt.
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