Donnersbergkreis Sechs Jahre als gutes Einstiegsalter

Gute Haltung: Paula Schlimmer (auf dem Rad), unterstützt von Trainerin Evi Gehrhardt.
Gute Haltung: Paula Schlimmer (auf dem Rad), unterstützt von Trainerin Evi Gehrhardt.

«BOLANDEN.» Seit 1903 gibt es den Radfahrer-Verein All Heil Bolanden, dessen Erfolge im ganzen Donnersberg regelmäßig für Aufmerksamkeit sorgen. Im Kunstradfahren zeigen die Mädchen, wie man auf den speziellen Rädern von einer schwierigen Position in die nächste gleitet und dabei die Balance hält. Beim Radball versuchen die Jungs in Zweierteams mit den Rädern Tore zu erzielen und so das Spiel für sich zu gewinnen. Wichtig sind vor allem die vielen Eltern, die sich im Hintergrund ehrenamtlich engagieren.

Lea und Paula machen sich gegen Ende des Trainings für die Probe ihrer Kür bereit. Musik ertönt, Lea schwingt sich auf ihr Kunstrad. In einem Bereich, markiert durch einen weißen und gelben Kreis auf dem Hallenboden, muss sie nun Runde für Runde drehen und zeigen, was sie im Training alles gelernt hat. Und schon steht sie einbeinig auf dem Rad oder beugt sich über den Lenker, streckt die Beine in die Luft oder sitzt rückwärts im Sattel. Fünf Minuten dauert eine Kür, die Reihenfolge der Positionen wird vorher festgelegt, sodass es keine Abweichungen und Improvisationen geben darf. Paula startet ihre Kür mit einer Acht als Einstieg, bei der sie auf dem Rad steht, und dann turnt auch sie munter um das Rad herum. Bei den Meisterschaften wird die Darbietung von Kampfrichtern bewertet, diese achten zum Beispiel auf die genaue Ausführung der Übungen und dass die Runden schön ausgefahren werden. Vom Rand beobachtet Trainerin Evi Gehrhardt ihre Mädchen. „Die Arme ein bisschen höher. Streck dein Bein durch“, ruft sie ihnen zu. Sie weiß, dass es beim Kunstradfahren vor allem auf die Haltung ankommt. Seit 2004 ist Gehrhardt mit anderen für das Training zuständig. Schon 2001 hatte ihre Tochter Alisa mit dem Kunstradfahren angefangen, 2004 stieg ihre Tochter Lea ein, und weil die damalige Trainerin aufhörte, übernahm Gehrhardt den Posten. Ihr Mann Falk Gehrhardt engagiert sich als Fachwart des Kunstradfahrens und Jugendleiter beim RVB. Schnell folgte dann der Übungsleiterschein, und gelegentlich ergreift die Arzthelferin die Chance, Fortbildungen zu besuchen. Trainiert wird in kleinen Gruppen von etwa sechs Mädchen. Im Moment gibt es keine Jungen, die beim Kunstradfahren mit dabei sind, obwohl da natürlich nichts dagegen spricht. Mit fünf oder sechs Jahren sollten die Kinder mit diesem Sport beginnen, die Ausrüstung wird dabei komplett vom Verein gestellt. „Das Geld sammeln wir über Mitgliedsbeiträge, Vorführungen, Ausrichten der Kerwe Bolanden und Spenden. Wichtig sind natürlich auch die ehrenamtlichen Eltern im Hintergrund.“ Allein über Mundpropaganda kommen immer wieder neue Gesichter in ihre Trainings, Nachwuchs ist genug da. Am Anfang geht sie vor allem spielerisch vor. Da gibt es Koordinationsführungen, in dem man zum Beispiel über einen Parcours balancieren muss, erst dann kommen das Radtraining und die Übungen. Je älter die Sportlerinnen werden, desto intensiver wird das Training. „Das müssen unsere Mädchen wirklich kontinuierlich machen. Kunstradfahren erfordert Disziplin, Körperspannung, Konzentration, Balance. Und das nicht nur mit dem eigenen Körper sondern im Zusammenspiel mit dem Fahrrad.“ Trotzdem will sie vor allem den Kindern Spaß vermitteln und ihnen die Freude am Kunstradfahren zeigen, auch wenn es anstrengend ist. Neben Kunstradfahren bietet der RVB auch Radball an. Hier läuft es mit dem Nachwuchs nicht ganz so rosig, erzählt Markus Hack. Der 49-Jährige ist seit 15 Jahren Trainer und hat davor selbst leidenschaftlich Radball gespielt. „Das Problem ist, dass man mindestens zwei bis drei Jahre trainieren muss, bevor man überhaupt mal in der Runde spielen kann. Das geht nicht von heute auf morgen. Radball ist eine sehr schwere und anspruchsvolle Sportart, viele verlieren schnell die Motivation“, sagt Hack. Trotzdem sind auch heute wieder ein paar Neulinge mit im Training, die hoffentlich am Ball bleiben. Das perfekte Einstiegsalter beim Radball ist auch mit sechs Jahren. Außerdem ist es immer von Vorteil, einen Partner im selben Alter zu finden, sodass die körperlichen Unterschiede nicht zu groß werden. Bei den Erwachsenen ist der RVB gut aufgestellt und an Trainern mangelt es nicht. Da helfen auch gerne Jugendliche aus dem Verein mit, wie heute Noah Gehrhardt, und üben mit den Kleineren Slalomfahren, mit und ohne Ball, Passspiel und Torschusstraining. Hack: „Wenn man mit Spaß dabei ist, kommt man am Ende nicht mehr davon weg. Es ist einfach eine komplett andere Sportart und es kann lange nicht jeder.“ Genauso erging es wohl auch der Familie Gehrhardt. Ob Kunstradfahren oder Radball, wer mit Fahrrädern nicht nur Radtouren unternehmen will, bekommt beim RV Bolanden auf jeden Fall viel Abwechslung geboten.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x