Donnersbergkreis Rockenhausen: Die neue VG Nordpfälzer Land ist nun handlungsfähig

Der Bürgermeister ist ernannt, der Rat konstituiert – die VG Nordpfälzer Land ist damit handlungsfähig. Beim offiziellen Festakt setzten die Redner unterschiedliche Schwerpunkte, waren sich aber in mehreren Punkten einig: Die Vereinigung der beiden Verbandsgemeinden ist nicht von jedem gewollt, schwierig – aber auch eine große Chance.

Für den Lacher des Abends in der mit rund 700 Personen gefüllten Donnersberghalle sorgte – unfreiwillig – Klaus Gebhardt: Der bisherige Beigeordnete der Verbandsgemeinde Rockenhausen, der als Wahlleiter die dem Festakt vorangehende konstituierende VG-Ratssitzung eröffnet hatte, ernannte Michael Cullmann (SPD) „zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nordpfälzer Wald“. Den Ball nahm Landrat Rainer Guth später auf: Als Förster hätte er auch mit diesem Namen gut leben können – schob dann aber schmunzelnd nach: „Nordpfälzer Land passt schon besser.“Nein – der Versprecher Gebhardts, für den durch die Fusion von Rockenhausen und Alsenz-Obermoschel eine Verbandsgemeinde mit „lebenswerten und zukunftsfähigen Aussichten“ entsteht, war eine willkommene Auflockerung. Aber, auch darin stimmten alle Beteiligten am Dienstagabend überein, (hinter-)wäldlerisch will und wird die neue Verbandsgemeinde – bei allen Vorzügen der Nordpfälzer Landschaft – nicht daher kommen.

Cullmann stellte, nachdem er die 32 Mitglieder des Rates verpflichtet hatte, folglich weniger die sich aus der Zusammenführung ergebenden Herausforderungen – „die mit Sicherheit nicht einfach werden“ –, als vielmehr mögliche Verbesserungen in den Mittelpunkt: Er sei überzeugt, dass sich die größere Verwaltung „breiter und qualifizierter“ aufstellen wird als die beiden bisherigen. Es werde verstärkt „Expertenwissen ausgebildet, Vertretungsregelungen können optimiert sowie deutlich bessere Aus-, Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten für die Mitarbeiter geboten werden“.

Ferner lasse sich zusätzliche Bürgernähe realisieren, indem beispielsweise das digitale Rats-/Bürgerinformationssystem auf die gesamte VG ausgedehnt oder an beiden Standorten samstags Verwaltungsdienstleistungen angeboten werden. Weiterhin ergäben sich Synergieeffekte – sei es bei der Kasse, der Personalverwaltung, dem Einkauf, dem Gebäudemanagement oder bei Statistiken. Auch sei es notwendig, gemeinsam den Flächennutzungsplan fortzuschreiben. Nicht zuletzt ließen sich als flächenmäßig größte VG im Kreis die eigenen Interessen gegenüber anderen wirkungsvoller vertreten. Für all dies benötige er die Unterstützung der Ratsmitglieder: Diese legten die Rahmenbedingungen fest, „nach denen wir das Zusammenwachsen der Verbandsgemeinde gestalten“. Er freue sich auf die Zusammenarbeit und hoffe, „dass wir Chancen erkennen, bewerten und nutzen und dann unser ganzes Engagement dafür einsetzen“.

Glaserfaser zwischen Standorten

Der VG-Chef machte aber auch keinen Hehl daraus, dass in der neuen VG noch eine Menge zu tun ist. Dabei mahnte er an, weniger zu jammern als vielmehr seine Hausaufgaben zu erledigen: „Wenn man in einem Gremium sitzt und nur über andere schimpft, dann vergisst man leicht, im eigenen Stall zu kehren.“ Und dort warteten zahlreiche Aufgaben: von der Stärkung des ehrenamtlichen Engagements, dem Erhalt der ärztlichen Versorgung und der Durchführung von Projekten in Schulen und Kitas über die Sicherstellung des Brandschutzes in kommunalen Gebäuden, des Hochwasserschutzes und der Trinkwasserversorgung bis hin zum Erstellen eines Tourismuskonzepts, der Pflege der Partnerschaft mit dem polnischen Glubczyce, einer besseren Bahn-Anbindung ans Rhein-Main-Gebiet sowie schnellem Internet für alle Gemeinden. Hier kündigte Cullmann an, dass zur besseren Kommunikation zwischen den beiden Verwaltungs-standorten in Rockenhausen und Alsenz in den nächsten Wochen eine eigene Glasfaserleitung gelegt wird.

Dank sagte Cullmann den vier weiteren Bürgermeisterkandidaten Tanja Gaß, Frank Haage, Uwe Krebs und Ilonka Schäfer für einen fairen Wahlkampf, seiner Familie für die Unterstützung, allen in den Gemeinden engagierten Menschen („Dort spielt die Musik in Dorfgemeinschaft und Ehrenamt, dort packen die Menschen an und bewegen etwas“), besonders aber den Verwaltungsmitarbeitern: „Auch für sie ist die Fusion etwas, was nicht alltäglich ist. Sie sind qualifiziert, willens und geben täglich ihr Bestes für uns alle.“ Allen Anwesenden rief er zu: „Unser gemeinsames Ziel muss die Weiterentwicklung der Region Nordpfälzer Land sein. Ein herrliches Stück Heimat, meine und ihre.“

„Es wird gelingen“

Etliche Grußworte schlossen sich an. Anja Schwarz (SPD) sprach für die Fraktionen im VG-Rat und appellierte an ihre Kollegen, das Wohl des Gemeinwesens zur obersten Maxime der Ratsarbeit zu machen, „nicht Einzelinteressen zu dienen und die Mitmenschlichkeit nicht zu vergessen“. Michael Cullmann sei als „Mann des Ausgleichs und kommunalpolitischen Geschicks“ gefordert, „kluge statt faule Kompromisse herbeizuführen“.

Bernhard Kiefer (Gehrweiler) verglich als dienstältester Ortschef Cullmanns Aufgabe mit der eines Fußballtrainers, „der begabte Einzelspieler zu einem schlagkräftigen Team zusammenführen muss“. Diese „Spieler“ seien die Verwaltungsmitarbeiter, die durchweg über eine fundierte Ausbildung und viele von ihnen über große Erfahrung verfügten. Kiefer zeigte sich daher sicher: „Es wird gelingen.“

Ausgehend von einem Lied des Sängers Clueso betonte Markus Schreiber als Vertreter des Personalrats, die Verwaltungsmitarbeiter stünden vor einem Neuanfang, „mit neuen Aufgaben und Lernfeldern“. Dies erfordere Mut, weil Vertrautes verloren gehe. Man könne den Wind nicht ändern, nur die Segel drehen. Schreiber forderte die Kollegen auf, „den Weg gemeinsam zu gehen und die Segel richtig zu setzen“.

Landrat schenkt Zeit und Wappen

Landrat Rainer Guth verschwieg nicht „die langen Diskussionen“ und „das Ungemach“, das die Fusion verursacht habe. Doch nun sei „eine Struktur geschaffen worden, die Zukunftsfähigkeit beweist und zu diesem wunderschönen Landstrich passen wird“. Zwei Geschenke hatte er mitgebracht: „Zeit für Gespräche, die es braucht, um Dinge zu lösen“ und eine Tafel mit zwei handgeschnitzten Wappen der beiden bisherigen Verbandsgemeinden – samt Platz für ein drittes, sobald die neue VG über ein Wappen verfügt.Als Vertreter der VG-weit rund 40 Einheiten mit über 700 Aktiven plus weiteren 100 Jugendlichen in acht Nachwuchsgruppen würdigte der Gerbacher Wehrführer Jochen Hönes Cullmanns Einsatz für die Feuerwehr. So habe dieser bei einer Haustür-Aktion in der VG Rockenhausen selbst „Klinken geputzt“, um neue Mitstreiter zu gewinnen. Generell bat Hönes die Ratsmitglieder, „das Ehrenamt zu stärken – gleich in welchem Bereich“.

Cullmanns Fähigkeiten als „Kümmerer“ hob Bundestagsabgeordneter Gustav Herzog (SPD) hervor – „für den einzelnen Menschen, seine VG, seine Region“. Besonders setze sich dieser für gleichwertige Lebensverhältnisse im ländlichen Raum ein – sei es bei Kitas, Schulen, ärztlicher Versorgung, Verkehrsanbindung, Energie oder Telekommunikation. Und, so Herzog, der VG-Chef sei „nah bei de Leit“.

Ralph Spiegler vom Gemeinde- und Städtebund lobte die „Altvorderen“ in beiden Verbandsgemeinden: Diese hätten dafür gesorgt, dass „in dieser Region vieles – nicht alles – so ist, wie es sein soll“. Den neuen Ratsmitgliedern wünschte er einen guten Start. „Sie leisten die eigentliche Arbeit für die Menschen vor Ort, die Kommunalpolitik ist schon die Königsdisziplin.“

Als Vertreter der Kirchen betonte der katholische Dekan Markus Horbach anhand eigener Fusions-Erfahrungen im Bistum die große Herausforderung, „die Zusammenlegung der beiden Verbandsgemeinden mit Leben zu füllen“. Wie das gelingen kann, zeigte er anhand der Slogans „zusammen wachsen“ und „weiter denken“, mit denen man für die jüngsten Pfarrgremienwahlen geworben habe. Dann segnete er die neue Verbandsgemeinde – jetzt kann’s losgehen!

Viel Beifall gab es auch für die Vorträge des MGV Gemischter Chor Alsenz.
Viel Beifall gab es auch für die Vorträge des MGV Gemischter Chor Alsenz. Foto: J. Hoffmann
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