Donnersbergkreis Reportage: Unterwegs im Post-Streetscooter durch Rockenhausen

Bevor die Fahrt losgeht, muss Claudia Schultheiß ihren Streetscooter zuerst beladen. Zwischen 100 und 120 Pakete liefert die Zus
Bevor die Fahrt losgeht, muss Claudia Schultheiß ihren Streetscooter zuerst beladen. Zwischen 100 und 120 Pakete liefert die Zustellerin täglich mit dem elektrobetriebenen Fahrzeug aus. Hergestellt werden die Streetscooter von einer Tochterfirma der Deutschen Post.

Seit zwei Jahren sind in Rockenhausen Streetscooter der Deutschen Post im Einsatz. Wie fahren sich die elektrobetriebenen Wagen? Und was sagen die Kunden dazu? Die RHEINPFALZ durfte Claudia Schultheiß auf ihrer Route begleiten und hat dabei interessante Einblicke in den Alltag einer Zustellerin bekommen.

Claudia Schultheiß dreht den Schlüssel unterm Lenkrad. Der Wagen springt an und man hört: nichts. Oder zumindest fast nichts. Denn der elektrobetriebene Streetscooter der Deutschen Post fährt nahezu geräuschlos. „Das ist kein Vergleich zu dem Dieselfahrzeug vorher“, sagt Schultheiß. Die 46-Jährige ist Zustellerin der Post und liefert Briefe und Pakete aus. Seit rund zwei Jahren nutzt sie dafür einen elektrobetriebenen Streetscooter.

„Umstellung war komisch“

Am frühen Morgen hat Claudia Schultheiß am Zustellstützpunkt der Post in Rockenhausen bereits die Ladung im Scooters verstaut. Nun müssen Briefe und Pakete zugestellt werden. Einen großen Teil der Strecke legt Schultheiß dabei zu Fuß zurück, der Streetscooter wird vor allem für die Fahrt zwischen den einzelnen Etappen gebraucht. „Gerade für die kurzen Strecken ist so ein Elektrofahrzeug natürlich viel umweltfreundlicher. Am Anfang war die Umstellung aber schon komisch. Der Scooter fährt sich halt doch anders“, berichtet die Zustellerin, während sie den Wagen von der Halle des Zustellstützpunkts in Rockenhausen auf die Straße lenkt. Dazu kommt: „Mein Privatauto hat Schaltgetriebe. Der Scooter fährt mit Automatik. Ich weiß gar nicht, wie oft ich in der ersten Zeit mein Auto abgewürgt habe.“ Nach zwei Wochen sei das aber schon kein Problem mehr gewesen.

Kunden spendieren Kaffee

Die ersten Stopps führen Claudia Schultheiß zu mehreren Firmen. Ihre Route kennt die Zustellerin wie ihre Westentasche. „Ich fahre die Strecke schon seit etwa fünf Jahren“, sagt sie und verschwindet mit einem Paket in einem Firmengebäude. Heraus kommt sie mit einem weißen Thermobecher in der Hand. „Ja, hier bekomme ich einen Kaffee. Ich nehme dafür deren Post mit, damit die nicht zum Briefkasten müssen. Es hat schon so seine Vorteile, wenn man seine Kunden kennt“, sagt sie schmunzelnd, während sie den Kaffeebecher verstaut.

Das sagen die Kunden

Vielen ihrer Kunden sei auch aufgefallen, dass ihre Zustellerin plötzlich nicht mehr am Fahrzeuggeräusch erkennbar ist. „Die waren schon neugierig und haben sich erkundigt, wie sich der Scooter so fährt. Manche wollten auch mal in den Laderaum sehen.“ Prinzipiell komme der Vorstoß der Post, auf Elektrofahrzeuge umzusatteln, gut an, schildert Claudia Schultheiß ihren Eindruck. Manche seien sogar ganz begeistert. Einer davon ist Konrad Gehm. Der Rockenhausener winkt bereits zur Begrüßung, als die 46-Jährige den Wagen in das Wohngebiet lenkt. „Der würde ihn mir wahrscheinlich direkt abkaufen“, meint sie und lacht. Der Streetscooter hat es dem Rockenhausener angetan. „Ich bin schon ein bisschen neidisch. Wenn sie in Rente geht, übernehme ich das Auto gern“, bietet Konrad Gehm an.

Neidische Kollegen

Schultheiß hat der Scooter ebenfalls überzeugt. In rund zwei Jahren war er auch schon bei Schnee und Eis im Einsatz. „Das war kein Problem. Und Straßen, die nicht geräumt sind, komme ich mit einem anderen Auto auch nicht besser hoch.“ Im Vergleich zu anderen Fahrzeugen der Post habe der Scooter im Winter sogar einen Vorteil gehabt. „Während er an der Ladesäule hängt, hat er so eine Art Standheizung, die man einstellen kann. Die sorgt dafür, dass der Fahrerraum schön warm wird und die Scheiben nicht gefrieren.“ So mancher Kollege sei da schon neidisch geworden. „Bei den anderen Fahrzeugen muss man nämlich oft noch die Scheiben freikratzen.“ Das einzige Manko, das Schultheiß bei dem Streetscooter erkennen kann: „Der Wagen ist so leise, dass man ihn wirklich fast gar nicht hört.“ Besonders bei älteren Menschen und Kindern könne das gefährlich werden. „Dafür stinkt er aber auch weniger.“

Tierische Begegnungen

In ihrem Berufsalltag als Zustellerin der Post hat Claudia Schultheiß schon viel Kurioses erlebt – sowohl bei der Ladung als auch bei ihren Kunden. „Einmal hatte ich Lebendfutter für einen Leguan geladen. Die Sendung ist allerdings kaputtgegangen, und ich hatte den ganzen Laderaum voller Heuschrecken. Ich habe mit dem Kunden zusammen die Tiere aus dem Auto gesammelt“, erinnert sich die Nordpfälzerin, die in Bisterschied wohnt. Heute kann sie darüber schmunzeln. „Aber damals habe ich mich schon ein bisschen geekelt“, gesteht sie. Auch mit anderen Tieren hat sie Bekanntschaft geschlossen. „Einmal ist mir eine Katze in den Wagen gekrochen. Die hat sich erst zwei Straßen weiter bemerkbar gemacht, dann aber lautstark.“ Mit Hunden habe sie nie Probleme gehabt. Denn die Zustellerin hat einen Geheimtipp: „Ich habe immer Leckerlis dabei“, verrät sie und grinst.

Kuriose Begegnungen

Aber auch mit Menschen hat Schultheiß kuriose Erfahrungen gemacht. „Ich hatte vor vielen Jahren auch schon Männer, die mir die Tür komplett nackt aufgemacht haben. Die fanden das wohl witzig“, erzählt sie. „Beim ersten Mal war ich geschockt, beim zweiten Mal verlegen. Und beim dritten Mal hatte ich eine passende Antwort parat. Danach ist das auch nicht mehr vorgekommen.“

Wer beliefert die Zusteller?

Sich selbst beliefert die Bisterschiederin übrigens nicht – ihre Route beschränkt sich auf Rockenhausen. „Die zuständigen Kollegen geben dann aber in der Regel Bescheid, wenn etwas für mich da ist. Das nehme ich dann so mit.“

Claudia Schultheiß fährt hauptsächlich kleine Etappen mit dem Streetscooter, den Großteil erledigt die Zustellerin zu Fuß.
Claudia Schultheiß fährt hauptsächlich kleine Etappen mit dem Streetscooter, den Großteil erledigt die Zustellerin zu Fuß.
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