Donnersbergkreis Planlos nach dem Schulabschluss

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Wir sind Zukunft: Viele Jugendliche sind nach dem Schulabschluss zuerst einmal planlos. Studieren? Eine Ausbildung? Cayenne Winter und Anna Karp entschieden sich für eine Auszeit. Sie begannen im August vorigen Jahres ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Georg-von-Neumayer-Schule in Kirchheimbolanden. Und sind begeistert.

 „Nach dem Abi war für mich eigentlich klar: Auf keinen Fall studieren.“ Das erzählt Cayenne Winter. Im Schneidersitz hat sie es sich auf dem roten Tartanboden des Sportplatzes bequem gemacht. Heute hat sie – durch die Arbeit an der Schule – ihre Meinung klar geändert: Sie will Lehramt studieren. Am Rand der Laufbahn hört man ihre Kollegin Anna Karp die laufenden Schülerinnen anfeuern: „Auf! Komm! Du hast eine super Zeit! Nur noch eine Runde!“ So klar wie für Winter die Entscheidung gegen das Studium schien, so klar war für Anna, dass sie auf alle Fälle direkt nach dem Abi zu studieren beginnt. Sport, Mathe, Deutsch auf Lehramt war ihre Wahl. Doch eine Verletzung, die sie sich bei der Sport-Aufnahmeprüfung zuzog, zwang sie, ihre Pläne zu ändern. Bereut hat sie es nicht: „Ich habe nie überlegt das FSJ abzubrechen“, sagt sie. „Und ich kann mir das soziale Jahr an der Universität als Praktikum anerkennen lassen.“ Die entspannten Körperhaltungen und das fröhliche Auftreten der Beiden zeigen, dass sie an ihrem sozialen Jahr wirklich Spaß haben. Das liegt auch an den vielfältigen Aufgaben. Auf dem Weg vom Sportplatz zum Schulgebäude hört man immer wieder Schüler die beiden Frauen freundlich grüßen. Mit allen wird kurz geplaudert. Winter und Karp kommen gut bei den Jugendlichen an. Sie lassen die Schüler und auch das Kollegium spüren, dass sie gerne an der Georg-von-Neumayer-Schule sind. Dennoch werden sie von den Lernenden gesiezt. Trotz des geringen Altersunterschieds werden die Beiden als Autoritätspersonen wahrgenommen. „Anfangs war es komisch, dass man an eine Schule geht, aber keine Schülerin mehr ist“, meint Cayenne Winter. Durch das Freiwillige Soziale Jahr sei sie erwachsener geworden. „Man lernt in vielerlei Hinsicht dazu, übernimmt Verantwortung, schlichtet Streits“, so die 19-Jährige. Beide Frauen sind sich einig, dass ihnen die Arbeit mit den Jugendlichen viel Spaß macht. „Am besten finde ich die Arbeit im Unterricht. Wir dürfen bei der Unterrichtsplanung und -durchführung helfen“, berichtet Karp. „Man kann eigene Entscheidungen treffen und übernimmt dafür dann auch die Verantwortung“, fügt sie hinzu. Karp und Winter leiten mittlerweile selbstständig zwei AGs: „Sport, Spiel und Spaß“ sowie „Fußball“. Sie haben sogar ein eigenes Büro. Beide sind sich einig, „dass man sich gut um die FSJler kümmert“. Einfach ist das soziale Jahr trotzdem nicht immer. „Klar, es gibt auch Tage, an denen man eine unmotivierte Klasse vor sich sitzen hat. Das sind dann auch schon mal schwere Stunden“, sagt Karp. Apropos Stunden: Acht sind es pro Tag, die beide arbeiten. Nur freitags ist früher Schluss. Neben der Arbeit an der Schule gehören auch Seminare zu dem Freiwilligen Sozialen Jahr dazu. Sie dienen vor allem als Vorbereitung auf den Schul-alltag. Die Vergütung ist eher gering: 350 Euro pro Monat. „Wegen des Geldes sollte man das FSJ nicht machen“, weiß Winter. Das Gehalt ist beiden auch nicht so wichtig, sammeln sie doch jede Menge Erfahrungen für das Berufsleben. Gerade junge Menschen, die mit dem Gedanken spielen, einen Studiengang Richtung Lehramt oder Pädagogik zu wählen, können durch das FSJ herausfinden, ob der Beruf auch wirklich etwas für sie ist. „Die Beiden sind Gold wert“, sagt Konrektor Stefan Klemme. „Durch ihre Unterstützung können die Schüler im Unterricht individueller gefördert werden. Es profitieren also auch die Lernenden.“, so Klemme. Im Sekretariat sind Winter und Karp ebenfalls tätig. „Durch das FSJ kann man die ganze Bandbreite von Schule kennenlernen“, fügt Klemme an. Das Freiwillige Soziale Jahr ist also nicht bloß ein Lückenfüller für Unentschlossene, sondern eine gute Möglichkeit, sich zu engagieren und sich menschlich weiterzuentwickeln. Info Auch für das nächste Jahr sucht die Georg-von-Neumayer-Schule in Kirchheimbolanden Menschen, die dort ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren möchten. Interessierte können sich im Sekretariat informieren, Telefon 06352 753240. Gerne geben auch die aktuellen FSJler Anna Karp und Cayenne Winter Auskunft.

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