Donnersbergkreis Peterskirche als Kunstraum

Die Begleitausstellung zum Albisheimer Markt hätte zur Eröffnung noch ein paar mehr Besucher verdient.
Die Begleitausstellung zum Albisheimer Markt hätte zur Eröffnung noch ein paar mehr Besucher verdient.

«ALBISHEIM.» Kunst in der Kirche? Dozent Rainer Steve Kaufmann und Studierende der Universität Koblenz-Landau haben genau diese Kombination gewagt, und das Ergebnis gibt ihnen recht. Getreu dem Motto „QuerDurch“ wurden Werke quer durch verschiedene Themenfelder präsentiert: Malerei, Fotografie und Keramik.

„Die Werke hier zu zeigen, war eine Herausforderung für uns“, so Rainer Steve Kaufmann bei der Eröffnung am Freitagabend. Immerhin dürften die Wände nicht berührt werden, fügte er hinzu. Und doch hatte am Ende jedes Kunstwerk den perfekten Platz, um ganz eigene Wirkung zu entfalten. (Nah-)Aufnahmen eines Pferdehofes in Bischheim zeigen die Fotografien von Marie Kirsch aus Kirchheimbolanden. Sie spielt mit ungewöhnlichen Perspektiven und humorvollen Titeln. „Das Pferd von hinten aufgezäumt“ zeigt beispielsweise Zaumzeug in einer Nahaufnahme. Obwohl alle Werke in Schwarzweiß gehalten sind, wirken sie sehr lebendig, lassen den Betrachter viele Details erkennen. Kleinigkeiten, die im Alltag keine Beachtung finden würden. Anhand der Bilder erhielt der Betrachter einen neuen Zugang zu den Vierbeinern. Und das, obwohl die Studentin für gymnasiales Lehramt der Fächer Geographie und Kunst eigentlich „mit Pferden nichts am Hut hat“, wie sie selbst erzählt. Die Bilder hätten sie manchmal sogar Überwindung gekostet, sagt sie mit Blick auf eine Nahaufnahme von Pferdenüstern. Eine Prise Humor ist auch in den Fotografien von Lisa Lorenz zu spüren. Ihre „Sommerkollektion Chanel Nr. 345 I-IV“ zeigt alte Gummischuhe, die in einem rumänischen Eisenwerk unbeachtet entsorgt wurden. Indem sie den Abfall gekonnt in Szene setze, habe die Studentin Müll einen neuen Wert gegeben, befand Kaufmann. Ebenfalls mit Nahaufnahmen verzaubert Sophie-Christine Silbernagel den Betrachter. Sie fokussiert den Blick der Kamera auf Teile der Orgel in der barocken Bergkirche von Bad Bergzabern. Die Fotografien wirken zart, die abgenutzten Tasten der Orgel scheinen dem Zuschauer ihre eigene Geschichte zu erzählen. Silbernagel selbst ist Organistin, was ihre liebevolle und zarte Herangehensweise erklärt. Und nicht nur bei ihr wird deutlich, welch passenden Rahmen die Albisheimer Peterskirche der Ausstellung gibt. Die großformatigen Malereien von Dozent Kaufmann und Student Alex-ander Gaer entfalten ihre Wirkung, weil sie von der Empore herabhängen. „Felsenmeer“ von Rainer Steve Kaufmann zeigt zwei junge Männer auf Felsen im Wald sitzend. Herbstliche Farben entfalten durch eine sichtlich dynamische Pinselführung ihre Wirkung. Alexander Gaer beschäftigt sich in seinen Malereien mit Wasser. Die Trennung zwischen Meer und Land verschwimmt oftmals in unendlich vielen Türkisnuancen. Und auch hier das Besondere des Ausstellungsraums: Man kann sich in die Kirchenbank setzen, den Blick auf die so echt wirkenden Wellen lenken und dabei die Zeit vergessen. Wasser spielt auch in den abstrakten Fotografien von Jasmin Marohn eine Rolle. „Farbverlauf I-VIII“ zeigt Wasser in Bewegung. Die schwarz-weißen Aufnahmen wirken kraftvoll und entwickeln ganz eigene Dynamik. Vanessa Leiniger zeigt Keramiken, die noch in heißem Zustand aus dem Ofen genommen und dann in Sägespäne geworfen wurden. So entstand eine Musterung, die nicht planbar, aber faszinierend ist. Ihre Acrylmalereien zeigen einen grau-weiß-goldenen Farbverlauf. Die Leinwände hängen an der Kanzel der Peterskirche und sind farblich so passend, dass man meinen könnte, sie seien eigens dafür erschaffen. Caroline Seelinger setzt ihre Jahrmarkt-Fotografien in Schwarzweiß und Farbe gekonnt in Szene. Sie ermöglichen dem Betrachter, die Leuchtdetails an den Fahrgeschäften auf dynamische, aber eben auch ganz stille Art und Weise wahrzunehmen. Uli Pohl von der Albisheimer Kulturwerkstatt zeigte sich ebenso beeindruckt wie Ortsbürgermeister Friedrich Strack, der den Albisheimer Markt zum 20. und letzten Mal eröffnete. Pfarrer Volker Jakob sagte, man spüre durch die Ausstellung den Schöpfergeist auf eine neue Art und Weise. Und während Merle Roggmann die Kirche mit klarem Gesang zu Gitarrenklängen von Detlev Malms füllte, konnte man mit Blick auf die Werke genau das spüren. Dieses Gefühl hätten ein paar Besucher mehr auf sich wirken lassen können.

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