Donnersbergkreis Neues Zuhause für Kinder

Gemeinsam durchs Leben: Bis Bewerber ein Kind adoptieren können, müssen sie einen längeren Prozess durchlaufen. In einer Pflegez
Gemeinsam durchs Leben: Bis Bewerber ein Kind adoptieren können, müssen sie einen längeren Prozess durchlaufen. In einer Pflegezeit soll dann die Beziehung zwischen Adoptiveltern und Kind gestärkt werden.

Die Gemeinsame Adoptionsvermittlungsstelle hat ihre Büros im Kaiserslauterer Rathaus Nord. Die drei Mitarbeiterinnen, Elisabeth Goldinger-Vollmer, Marese Mees und Susanne Williams sind sowohl für die Stadt und den Landkreis Kaiserslautern, den Donnersbergkreis sowie den Landkreis Kusel zuständig. Die Trägerschaft liegt jedoch bei der Stadtverwaltung Kaiserslautern. Angeschlossen ans Referat Jugend und Sport ist die Vermittlungsstelle Teil des Jugendamts. Seit 2003 gibt es den Zusammenschluss, zuvor war die Adoptionsvermittlung Aufgabe der jeweiligen Kommune. „Unsere Stelle war eine der ersten in Rheinland-Pfalz“, erzählt Leiterin Elisabeth Goldinger-Vollmer. Die drei Kolleginnen haben die einzelnen Landkreise unter sich aufgeteilt: Mees ist für den Donnersbergkreis zuständig, Williams bearbeitet die aus Kusel eingehenden Fälle und Goldinger-Vollmer kümmert sich um Kaiserslautern. „Wir haben jährlich etwa 240 Fälle. Darunter zählt aber nicht nur die klassische Adoption, sondern auch Stiefkind-Adoption, Verwandten-Adoption, die Wurzelsuche oder Beratung“, erklärt Goldinger-Vollmer. Über konkrete Adoptionszahlen möchte sie nicht sprechen: „Es ist so, dass jeder Fall ganz unterschiedlich ist, teilweise auch ganz unterschiedlichen Aufwand bedeutet.“ „Da wir schauen, die für das Kind passenden Bewerber als Adoptiveltern zu finden, kann man auch nicht sagen, wie lange die Vermittlung dauert“, erklärt sie weiter. „Das Kind und dessen Wohl ist immer der Ausgangspunkt.“ Goldinger-Vollmer und ihr Team beraten Frauen, die ihr Kind zur Adoption freigeben möchten genauso wie Personen, die ein Kind dauerhaft bei sich aufnehmen wollen. Manches Mal gehe es von dem Moment, in dem ein Paar zu ihnen in die Beratung komme, über das Bewerberverfahren bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Kind zur Adoption gefunden würde, schnell – in anderen Fällen sei Geduld notwendig. Wichtig sei, dass sowohl die abgebenden Eltern als auch die leibliche Mutter offen über ihre Erwartungen sprechen können. Genauso sei aber auch von Interesse, die Lebensumstände, die Vorstellungen, Hoffnungen und Grenzen der Adoptionsbewerber kennenzulernen und miteinzubeziehen. Diese Erfahrungen hat auch Familie Heinze (Name von der Redaktion geändert) gemacht. „Nachdem wir vom Krankenhaus gesagt bekommen haben, dass für mich keine Schwangerschaft möglich ist, haben wir im Internet die Telefonnummer der Adoptionsvermittlungsstelle gesucht und sind zur Erstberatung gegangen“, erzählt Iris Heinze. Einige Zeit später hätten sie dann am Bewerberseminar teilgenommen. Der Bewerbungsprozess habe etwa ein Jahr gedauert, danach hieß es zunächst: warten. Etwa drei Jahre habe es gedauert, bis dann ein Anruf das Leben des Ehepaars verändert habe. „Es hieß, wir müssten uns zum Gespräch treffen, und dass es dringend wäre“, erzählt Thomas Heinze. In der Vermittlungsstelle erfuhren sie, dass es ein Kind gebe und dass die leibliche Mutter das Paar gerne vor der Geburt kennenlernen würde. „Das ist heute eigentlich der Regelfall, passiert aber anonym“, erzählt Goldinger-Vollmer. Die halboffene Adoption biete die Möglichkeit, dass beide Seiten, immer im Beisein einer Mitarbeiterin, auch gegenseitig Fragen stellen könnten. Goldinger-Vollmer und ihre Mitarbeiterinnen werden nur dann aktiv, wenn von beiden Seiten das Einverständnis für ein solches Treffen existiert. Diese Gespräche und das gegenseitige Kennenlernen seien für alle Beteiligten wichtig: „Es hilft der leiblichen Mutter loszulassen, und es hilft den Adoptiveltern. Es fällt ihnen viel leichter, die Entscheidung zu verstehen, sie können Fragen stellen zur Mutter, ihrer Situation und zu dem Kind“, berichtet Mees. „Es sind Frauen, die man sehr wertschätzen muss für die Entscheidung, das Kind in eine Familie zu geben, ihm damit alle Sicherheiten, auch rechtlich, zu geben. Diese Mütter treffen diese Entscheidung zu einem frühen Zeitpunkt im Leben des Kindes“, sagt Goldinger-Vollmer. Die Heinzes, das erzählen sie, haben nie an ihrer Entscheidung, ein Kind zu adoptieren, gezweifelt. Mittlerweile leben sie schon einige Jahre gemeinsam mit ihrer Adoptivtochter, die eine weiterführende Schule besucht. „Alles ganz normal, eigentlich ist es im Alltag auch kein Thema“, erzählt Iris Heinze. Da sie von Anfang an offen mit ihrer Tochter gesprochen hätten, sei die Adoption nie ein Geheimnis gewesen. „Heute wachsen eigentlich alle Adoptivkinder in dem Wissen auf, dass sie adoptiert sind“, berichtet Williams. Die Adoptionsvermittlungsstelle organisiert auch immer wieder Wochenendseminare, Sommerfeste oder Spaziergänge, an denen sich Adoptiveltern und -kinder kennenlernen und austauschen können.

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