Donnersbergkreis Musikalische Höhenflüge

Die Musikerinnen und Musiker des MV Winnweiler meisterten unter Leitung von Harry Geib ihre Aufgaben souverän.
Die Musikerinnen und Musiker des MV Winnweiler meisterten unter Leitung von Harry Geib ihre Aufgaben souverän.

«WINNWEILER.» Respekt, Chapeau: Das Jahreskonzert des Musikvereins Winnweiler im dicht besetzten Festhaus Winnweiler war hinsichtlich programmatischer Konzeption, Organisation (im reibungslosen Ablauf) und interpretatorischer Umsetzung beispielhaft für den künstlerischen Aufschwung mancher Musikvereine: Von der „Stimmungskanone“ hin zu modernen Konzert-Blasorchestern, die mit Akribie und Esprit wie hier am Samstag sogar Themenkonzerte („Very british“) mutig angehen und dabei so eindrucksvoll reüssieren.

Von legendären Volkshelden des Mittelalters wie Robin Hood und sagenumwobenen Gestalten wie König Artus bis zu Filmidolen wie James Bond gab es für zeitgenössische Komponisten und Arrangeure genügend historischen und modernen „Stoff“ für Suiten im konzertanten Stil, um vor allem im ersten Konzertteil diesen thematischen Bezug herzustellen. Ein Konzertmarsch des britischen Komponisten Edward Elgar und Adaptionen aus Pop und Rockgenres rundeten das Gesamtbild eines stilistisch vielseitigen, weltoffenen Konzert-Blasorchesters ab, das konsequent und stringent mit gestalterischem Nachdruck die klaren Werkvorstellungen seines musikalischen Leiters Harry Geib differenziert umsetzte. Der Reihe nach: Nach dem harmonischen Zusammenwirken aller Kräfte im Eröffnungs-Konzertmarsch Elgars in spielerischer Präzision durften sich vor allem die schön timbriert klingenden Klarinetten im „Londonderry Air“ – nach einer altirischen Volksweise – auszeichnen. Zauberhafte Klänge folgten danach nicht nur, weil das Zauberschwert „Excalibur“ in einer Konzertsuite über dem Vortrag schwebte. Sondern die bestens disponierten Musikerinnen und Musiker verzauberten auch mit raffiniert aufgefächertem Klangbild, gut ausbalanciert, von den Arrangeuren ideenreich instrumentiert und von Geib entsprechend inspiriert. Die britische Rockband „Queen“ war mit ihrem Welthit „Bohemian Rhapsody“ präsent, und da schlug die große Stunde des Trompeters Joshua Dahl, der hier und bei der Pop-Ballade von John Miles „Music“ die Soli souverän gestaltete und dessen Sicherheit sich auf die Pultkollegen übertrug. So wurden bei „Music“ von Miles so die Takt- und Tempowechsel nahtlos gut bewältigt. Dennoch ist das quantitativ unterbesetzte Trompeten/Flügelhornregister das Sorgenkind des Vereins, was sich im Hoffnungsschimmer des Jugendorchesters unter Jens Illichmann mit drei Nachwuchskräften im hohen Blech bessern könnte. Auch das Jugendensemble gab sich britisch, hatte mit dem Kultsong der genannten Gruppe „Queen“ seine stärksten Momente, wirkte ebenfalls „sattelfest“ und konnte sich nachdrücklich auszeichnen. Nach der Pause setzten sich diese Höhenflüge noch eindrucksvoller fort: Vereins-Vorsitzender Nicolas Geminn spielte den Jazz-Klassiker „Petite Fleur“ auf der Klarinette mit schöner, klarer und klassischer Tonbildung, und die Riege der Solisten fand dann mit Flötistin Jutta Schreyer eine weitere Steigerung des künstlerischen Ertrags: Der Evergreen der James-Last-Ära „Einsamer Hirte“ wurde auf der Blockflöte mit sanft schwingendem Vibrato und ausdrucksvoll zelebrierten melodischen Linien zum Hochgenuss zwischen dezenter Orchesterbegleitung und sanftmütigen Kantilenen der Solistin. Zu diesem Zeitpunkt schien das Konzert seinen Höhepunkt gefunden zu haben, wurde aber doch noch übertroffen vom Alt-Saxofonisten Patrick Schwehm. Sein Solo eines Welthits von Elvis Presley („Can’t help falling in love“) war einerseits eine kabarettreife Parodie im nachgespielten Habitus der Popikone, andererseits musikalisch restlos überzeugend in der freien, lockeren Melodieführung und in improvisierten Umspielungen, darin die lebendige Art der Präsentation zeigend, die sich vom Notentext löst und frei gestaltet. Durch den Vorsitzenden des Musikkreises Donnersberg, Michael Cullmann, wurden langjährige Aktive und der Dirigent Harry Geib geehrt. Für 20 Jahre Jutta Schreyer und Wolfgang Stadtmüller sowie für 30 Jahre Matthias Müller.

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