Donnersbergkreis Musik hält Einzug im „Jagdhaus“

Claudia Henninger hat im früheren Gastraum nun ihr Musikzimmer eingerichtet.
Claudia Henninger hat im früheren Gastraum nun ihr Musikzimmer eingerichtet.

Gut sechs Jahre stand das „Jagdhaus“ in Dannenfels leer. Nun tut sich dort, wo jahrzehntelang Gäste bewirtet, wo im Saal getanzt oder zuletzt das Keschdetheater für seine Auftritte gefeiert wurde, Bemerkenswertes. Klavierspiel lässt sich vernehmen, Baustellenatmosphäre zeugt von Wandel. Die Pianistin Claudia Henninger und ihr Mann Fabian Lange haben das Anwesen übernommen – in dem es schon am Wochenende erstmals ein Konzert geben wird.

Für die aus Wiesbaden stammende Musikerin und ihren Mann ist das „Jagdhaus“ ein Glücksfall. Nach Jahren in Frankfurt hat das Paar die letzte Zeit – nach zuvor langer Suche nach einem passenden Hof – in Armsheim gelebt, doch das dort gemietete Anwesen erwies sich als zu klein, zuletzt habe noch außerhalb ein Büro angemietet werden müssen. „Dann hatten wir die Idee, nach einem Gasthof zu suchen. Und das Erste, was wir uns angeschaut haben, war das ’Jagdhaus’.“ Hier sei gleich alles da gewesen, Gästezimmer, Saal, Wohnräume, Schankraum, Garten. Platz für Klavierunterricht, für Konzerte, für die publizistische Arbeit ihres Mannes – auch Raum, ihrer Mutter eine Wohnung einzurichten in den Räumen des Hauses, die zuletzt von einer Fahrschule genutzt worden waren. Und nicht zuletzt gibt es im Ort viele Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste, die zu Konzerten anreisen wollen, und dazu ein landschaftlich attraktives Ambiente. Der Schankraum, wo Generationen von Gasthausbesuchern ihr Feierabendbier getrunken haben, ist nun das Musikzimmer, hier steht seit einigen Tagen der Konzertflügel. Im alten Tanzsaal, der sich anschließt, staut sich noch, erahnbar hinter einem Folienvorhang, das aufgestapelte alte Gaststättenmobiliar, das auch weiter benutzt werden soll. Mit der Akustik des Saales ist Claudia Henninger zufrieden, „da muss man nichts machen“. Claudia Henninger ist Konzertpianistin, hat in Köln und Frankfurt studiert. Auf Kammermusik spezialisiert, hat sie sich mit den Jahren verstärkt auf Klavierunterricht verlegt mit dem Schwerpunkt musikalischer Begabtenförderung, musikalischer Persönlichkeitsbildung und Hochschulvorbereitung. Ihre Schüler sind vielfache Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe, wie man auf der Internetseite ihres 2005 gegründeten „Klavierforums“ nachlesen kann. Neben Frankfurt ist nun auch das „Jagdhaus“ Ausbildungsort für junge Leute, die aus weitem Umkreis zu ihr kommen und ihr die Förderung ihres Talentes anvertrauen. Die 1965 geborene Hessin ist eine lebhafte, offene Gesprächspartnerin mit wachem, heiterem Geist und ist fühlbar von der Musik beseelt, in der sie lebt und unterwegs ist. Solches Unterwegssein zielt bei ihr über die musikalische Praxis hinaus auch darauf, der Musik Räume zu schaffen und Bühnen zu bereiten. So hat sie 2009 das hochkarätige Musikfestival Rheinhessen ins Leben gerufen. Das fing vor zehn Jahren noch klein an mit Konzerten ihrer Schüler. „Dann habe ich leichtsinnigerweise gesagt, es gibt hier so viele schöne Orte in Rheinhessen mit schönen Konzerträumen.“ Schon wurde sie beim Wort genommen – und der Aufwand an Logistik und Organisation vervielfältigte sich prompt. „Am Anfang ist das Graswurzelarbeit“, schmunzelt sie im Rückblick auf die Mühen, ein solches Festival zu etablieren und die Menschen dafür zu gewinnen. „Ich habe aber das Glück, mit einigen Gemeinden schöne Kooperationen zu haben, und werde sehr unterstützt.“ So ist ihr das Festival, die Zusammenarbeit mit Bürgermeistern und anderen Unterstützern ans Herz gewachsen, so dass ihr durch den Umzug nach Dannenfels gar nicht in den Sinn kam, diese Intendanz abzugeben. „Da steckt mein Herzblut drin.“ Im Gegenteil: Das aktuelle Programm, das seit Juni läuft, umfasst sieben Konzerte vom Rezital über Kammermusik bis zum Jazz und wird unterstützt vom Kultursommer Rheinland-Pfalz – und führt nun neben Ingelheim, Sprendlingen, Herrnsheim und Bornheim eben auch Dannenfels als Veranstaltungsort dieser Reihe. Gleich drei Konzerte sind hier in diesem Jahr noch zu erleben, beginnend am 29. September, 19 Uhr, mit einem Klavierabend von Sergey Markin, der Werke von Bach, Schubert, Liszt sowie als Höhepunkt Brahms’ Variationen über ein Thema von Händel op. 24 aufführen wird – vor zwei Jahren hat Moritz Winkelmann dieses bedeutende Variationenwerk in der Klavierreihe „Junge Stars der Klassik“ in Kirchheimbolanden gespielt. Weitere Konzerte folgen am 30. September und 3. Oktober. „Ich mache erstmal ein Gespräch mit den Musikern vorm Publikum“, kündigt Claudia Henninger eine kleine Besonderheit an. Eine Stunde vor Konzertbeginn möchte sie in dieser Dialogform denen entgegenkommen, die mehr wissen möchten über die Musik und die Interpreten, und ihnen Herz und Verständnis öffnen für das, was sie anschließend zu hören bekommen. Im Dorf fühlt sich das Paar gut aufgenommen, der eine oder andere traue sich auch mal rein, schaue sich um. Wo es möglich war, wurden Handwerker aus dem Dorf und der Umgebung für den Umbau ins Boot geholt. Gern will sich das Paar auch einbringen. Die Aufgeschlossenheit von Ortsbürgermeister Ernst-Ludwig Huy, der hier Perspektiven für sein Dorf erkenne, wird dankbar vermerkt – „Ich hab’ gleich gesagt: Das ist eine tolle Sache, das erhält mir von mir jede Unterstützung“, bekräftigt das Huy gegenüber der RHEINPFALZ. Einstweilen bestimmt noch die Baustelle das Bild. Übernommen haben Claudia Henninger und Fabian Lange das Haus im März, um zunächst die früheren Gästezimmer zu renovieren und sich dort häuslich einzurichten. Von dort aus treiben sie die Renovierung des langgezogenen Bauwerks aus dem Jahr 1905 mit den markanten Treppenaufgängen voran, wollen manches alte Detail wieder herstellen, sind aber nicht an Auflagen des Denkmalschutzes gebunden. Von Vorteil ist dabei Fabian Langes ursprüngliche Profession: Heute Buch-autor und Wein-Journalist bei so namhaften Zeitschriften wie „Stern“, „Die Zeit“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ oder „Vinum“, hat Lange zunächst Architektur studiert und war als Architekt und Hochschuldozent tätig. Beste Voraussetzungen für ein solches Projekt, in dem im wahren Wortsinn Musik drin ist.

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