Donnersbergkreis Musik als Brücke zwischen Kulturen

Abbas Mashayekh.
Abbas Mashayekh.

«DANNENFELS.» Am Sonntagabend zog es über 50 Personen zur protestantischen Kirche in Dannenfels. Dort gab Abbas Mashayekh ein Benefizkonzert mit spanischer Gitarren- und iranischer Oudmusik. Der in Dannenfels lebende Künstler spielte im Rahmen der interkulturellen Woche des Donnersbergkreises zugunsten der Renovierung des Kirchendaches.

„Vielfalt ist Alltag. Sie weckt Neugier und bereichert. Vielfalt kann aber auch Angst vor dem Fremden auslösen. Deshalb muss man Vielfalt auch aushalten und das muss eingeübt werden. Deshalb freue ich mich, Sie zu einer Begegnung zwischen Klängen, zwischen Orient und Okzident, zwischen Jung und Alt, begrüßen zu dürfen.“ Mit diesen Worten eröffnete Gemeindepfarrerin Jessica Rust-Bellenbaum den Abend. Der erste Teil des Konzerts war der klassischen spanischen Gitarrenmusik gewidmet und spannte einen Bogen von Uruguay und Venezuela bis nach Granada. Das bekannte Stück „Recuerdos de la Alhambra“ von Francisco Tárrega gab dem Künstler Gelegenheit, seine musikalische und technische Klasse zu zeigen und auch auf die Blütezeit Granadas unter islamischer Herrschaft einzugehen: „Als Oase in der Wüste war Granada damals das Zentrum religiöser Toleranz, Philosophie und wissenschaftlicher Freiheit. Die Alhambra zeugt davon als beeindruckendes Kulturdenkmal. Nach der Rückeroberung Granadas durch die katholischen Spanier war diese Blütezeit durch eine lange Periode der Inquisition abgelöst worden.“ Mashayekh hat am eigenen Leib verschiedene totalitäre Unterdrückungssysteme erlebt und ist, davor fliehend, vor über 30 Jahren aus dem Iran über verschiedene Zwischenstationen nach Deutschland gekommen. Nach eigenen Worten erlebte er hier einen wahren Kulturschock mit vielen Missverständnissen. Nachdem er schließlich verstanden hatte, dass nicht immer die Anderen die Schuld am Nicht-Verstehen haben, gründete er bereits während seines Studiums der Musikwissenschaften einen Verein für die Förderung der interkulturellen Verständigung. Als Konzertgitarrist, Oud-Spieler und Gitarrenlehrer hat er sich weiterhin der kulturübergreifenden Verständigung verschrieben. Im zweiten Teil des Konzerts stand die Oud im Mittelpunkt. Oud bedeutet „Holz“ und wird auch „arabische Laute“ genannt, wobei der Begriff „Laute“ wiederum von „al out“ abstammt. Für das europäisch geprägte Ohr war die Musik dieses Instruments durchaus befremdlich, da sie andere Tonschritte und Rhythmen beinhaltete, als sie hier üblich sind. „Dabei hat sie“, vermittelte Mashayekh, „die gleichen modalen Grundlagen, die auch die europäische Musik des Mittelalters hatte, bis sie von der halbton-schrittigen, wohltemperierten Musik abgelöst wurde. Man kann sagen, die Sonne der Kultur ist im Morgenland aufgegangen.“ Je nach Modus, in dem ein Musikstück zu spielen ist, ist die Oud sechs oder siebensaitig, hat keine Bundstege und wird mit einer Art Plektrum, Rischa (Adlerfeder) genannt, gespielt, wodurch sie einen harten Klang erhält. „Ich finde es faszinierend, die Klänge der Oud in der Kirche zu hören und wie Musik den weiten Bogen zwischen den Kulturen spannt“, meinte Reinhard Horsch aus Bennhausen zu dieser Veranstaltung. „Heute Abend war etwas ganz Besonderes, weil Musik direkt ins Herz geht“, resümierte Rust-Bellenbaum nach Konzertende. „Mashayekh drückt aus, was wir in unserer Gemeinde leben wollen: Offenheit und Verstehen über die eigenen Grenzen. Ich finde es immer wieder wunderschön, dass wir solche Kompetenzen hier in der Gemeinde haben“. Zum Abschluss seines interkulturellen Konzerts spielte der Künstler noch ein barockes Rondo auf der Oud und zeigte so, dass auf diesem Instrument eben auch klassische europäische Lautenmusik spielbar ist. Damit holte er sein Publikum wieder in die gewohnte Hörwelt zurück.

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