Donnersbergkreis Mit Entdeckerblick

Das Pardall-Quartett bei einem früheren Auftritt im Weingut Janson Bernhard: Ekaterina Polkinhorn, Mari Kitamoto, Friedemann Par
Das Pardall-Quartett bei einem früheren Auftritt im Weingut Janson Bernhard: Ekaterina Polkinhorn, Mari Kitamoto, Friedemann Pardall und Johannes Pardall (von links).

«HARXHEIM.» Weit mehr Menschen als erwartet füllten am 1. Mai das Kreuzgewölbe des ehemaligen Kuhstalls im Weingut Janson-Bernhard in Harxheim beim Konzert des Pardall-Quartetts. Immer neue Stühle mussten geholt werden, um jedem Gast eine Sitzmöglichkeit zu geben. Dabei war am Abend vorher noch eine Absage erwogen worden, nachdem es kaum Reservierungen gegeben hatte. Unter der Themenstellung „Klänge der Heimat“ spielten Mari Ktamoto, Ekaterina Polkinhorn (beide Violine), Johannes Pardall (Viola) und Friedemann Pardall (Violoncello) Werke von Grieg und Smetana sowie als besonderen Leckerbissen einige Quartett-fragmente des Osthofener Komponisten Wendelin Weißheimer. „Zusammen mit dem Osthofener Stadtbürgermeister Goller, der mit Weißheimer verwandt ist, haben wir vor einiger Zeit den Nachlass Weinheimers durchsucht“, äußerte Johannes Pardall gegenüber der RHEINPFALZ: „In der Biographie des Liszt-Schülers und Richard-Wagner-Bekannten waren wir darauf gestoßen, dass er ein Quartett komponiert hatte, das allerdings verschollen ist. Auf einige handgeschriebene Fragmente sind wir bei unserer Suche gestoßen. Das vollständige Werk haben wir leider bislang nicht gefunden. Nichtsdestoweniger wollten wir die gefundenen Teile heute hier, ganz in der Nähe seiner Entstehung, zu Gehör bringen.“ Und auch Goller war gekommen, um sich das Wiederentdeckte anzuhören: „Ich war sehr gespannt. Immerhin wurde diese Musik seit über 100 Jahren nicht mehr gespielt. Und dann von diesen überragenden Künstlern und in dieser tollen Atmosphäre. Ich bin schon beeindruckt von diesem Klang. Das animiert, weiter nach dem fertig komponierten Werk zu suchen.“ Weit mehr Raum nahmen aber die Werke von Bedrich Smetana und Edvard Grieg ein. Im Streichquartett Nr. 1 in e-Moll mit dem Titel „Aus meinem Leben“ versuchte Smetana, den Verlauf seines Lebens auszudrücken. Sein Werk, das zunächst als unspielbar galt, so dass sich seine Uraufführung verzögerte, zeigt, wie leidenschaftlich, impulsiv und dynamisch der Tscheche seine Musik gestaltete. Und genau das verkörperten die vier Musiker in ihrer Interpretation. Das gesamte Spektrum von feinstem Piano bis zum gewaltigen Fortissimo, von verspielten Polka-Elementen bis hin zu schrägen Tinitus-Tönen, mit denen der Komponist wohl auf seine beginnende Taubheit anspielte, wurde musikalisch abgeschritten. Die vier Musiker, jeder ein Meister seines Instruments, spielten ihr Konzert mit absoluter Hingabe, größter Leidenschaft und ohne jede Theatralik. Johannes Pardall führte mit interessanten Hintergrundinformationen jeweils in die Werke ein, so dass die Zuhörer die Möglichkeit hatten, auf die Besonderheiten der Musik zu achten. Im zweiten Teil stand das Streichquartett g-Moll op. 27 von Grieg auf dem Programm. In diesem Werk wurde der Künstler erstmals seinen eigenen Ansprüchen gerecht, die Klänge und Folklore seiner norwegischen Heimat in die klassischen Formen der Kammermusik umzusetzen. Es begann nordisch, mystisch und düster, steigerte sich zu einem massiven Klangvolumen, so dass man meinen konnte, ein ganzes Streichorchester vor sich zu haben, um dann wieder sehr fein und akzentuiert zu werden. Immer wieder konnte man Volksliedmelodien oder Tanzelemente ausmachen, ohne dass es ins vordergründig Folkloristische abglitt. „Es war ein phantastisches Konzert, ein echter Genuss. Und das in diesem tollen Ambiente“, meinte Antje Gläser aus Harxheim. „Ich finde, dass Christine Bernhard immer wieder ein feines Gespür für ausgezeichnete Aktionen hat.“ Auch Tilla Basurco aus Worms, die diese Kammermusik-Konzertreihe ins Leben gerufen hat und selbst anwesend war, war begeistert davon, was aus ihrer Initiative geworden ist. Und Kaffee und Kuchen sowie die Bio-Weine des Weingutes taten ein Übriges, um der Veranstaltung eine gastliche Abrundung zu geben.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x