Donnersbergkreis Mit Balkon zum Rhein

Der Eingang der Mainzer Rheingoldhalle auf der Rheinseite: Hier soll künftig ein Balkon entstehen, das Entree aufgewertet werden
Der Eingang der Mainzer Rheingoldhalle auf der Rheinseite: Hier soll künftig ein Balkon entstehen, das Entree aufgewertet werden.

«Mainz.» Sie ist die Halle für alle Bälle, Großfeste und zentrale Feiern, hier halten Bundespräsidenten Reden und feiern die Narren ausgelassen Fastnacht: die Rheingoldhalle ist die wichtigste Großhalle für Mainz. Doch das Gebäude mit dem goldenen Dach ist schwer in die Jahre gekommen. 50 Jahre nach ihrer Einweihung gibt die Stadt nun den Startschuss zur Generalsanierung: Bis November 2019 soll die Rheingoldhalle eine komplette Innenerneuerung erfahren – und einen Balkon zum Rhein hin bekommen.

Es war am 9. November 1968, als die Mainzer mit einem rauschenden Fest die neue Rheingoldhalle einweihten. Mit dem Jahrestag der Reichspogromnacht hatten die Mainzer zwar nicht unbedingt das ideale Datum gewählt, der Anlass aber war in der Tat einer zum Feiern: Mit der neuen Rheingoldhalle bekam Mainz endlich, 23 Jahre nach dem Krieg, wieder eine große Stadthalle für Feste, Feiern und die Fastnacht. 50 Jahre danach ist die große Feierbude marode, eine Sanierung überfällig. Technik, Bühne, Decke, Aufzüge, Heizkörper – alles muss raus und erneuert werden. Anlass für den Startschuss vergangene Woche: Ein Scheck vom Land über 4,68 Millionen Euro, am gleichen Tag gingen die Ausschreibungen für die Baumaßnahmen raus. Die Zeit drängt, denn ein Jahr lang wird der Große Saal der Rheingoldhalle nun für Vereine und Feste nicht zur Verfügung stehen. Das ist vor allem auch ein Problem für die Fastnachter, der große Saal reißt eine riesige Lücke in den Kalender der Fastnachtssitzungen – und damit in die Budgets. Statt normal fünf Sitzungen müsse der Mainzer Carnevals-Verein (MCV) in der Kampagne 2019 zehn Sitzungen veranstalten, klagte MCV-Präsident Reinhard Urban kürzlich – statt 2300 Gäste wie im großen Saal, fasse das Ausweichquartier, der kleinere Gutenbergsaal, nur rund 1200 Zuschauer. „Wir hoffen ernsthaft, dass es nur eine Kampagne so sein wird“, sagte Urban. Die Stadt verspricht, im November 2019 werde die erste Veranstaltung in der runderneuerten Halle stattfinden können: „Das ist alternativlos“, versprach Bürgermeister Günter Beck (Grüne). Tatsächlich hat die Stadt mit den vorbereitenden Arbeiten schon begonnen: Anfang Oktober wurde bereits der große Saal still gelegt, eine Trennwand zum vorderen Foyer mit dem Gutenbergsaal hochgezogen. Der Zeitplan ist trotzdem ambitioniert, man baue „in einem ambitionierten Umfeld“, räumte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) ein. Die Baukonjunktur sei überhitzt, Handwerker kaum zu bekommen. „Die Runderneuerung braucht die Stadt dringend“, betonte Ebling. Tatsächlich stand die Rheingoldhalle schon wegen veraltetem Brandschutz kurz vor der Schließung, die alte Halle hat nach heutigen Standards nicht genügend Fluchtwege. Und so wird die Hauptneuerung nach außen auch ein Balkon zur Rheinseite sein – mit drei Fluchttreppen zum Rhein. Dazu wird die Rheingoldhalle vom Keller aufwärts komplett auf den neuesten Stand gebracht, Lampen, Decke und Veranstaltungstechnik, Leitungen, Toiletten und Cateringräume im Hintergrund, alles wird erneuert. Der große Saal wird künftig keine Empore mehr haben, die riesige Bühne soll um zirka einen Meter abgesenkt werden – die alte hoch liegende Bühne ist für heutige Multifunktionsnutzungen völlig ungeeignet. 17 Millionen Euro soll der erste Bauabschnitt kosten, neben den 4,68 Millionen Euro vom Land schießt die Stadt selbst 7,8 Millionen Euro zu, weitere vier Millionen Euro kommen von der Betreibergesellschaft der Rheingoldhalle. Reichen wird das nicht, ein zweiter Bauabschnitt ab 2019 folgen. Dann sollen auch die unteren Räume im Keller neu gemacht werden und künftig Raum für bis zu 800 Besucher bieten. Und im zweiten Abschnitt soll dann auch das Umfeld gleich mit attraktiver gestaltet werden, der eher altmodische Heckenstreifen samt Schmutzecken verschwinden. Das Geld, „goldene Treppen zu bauen“, habe die Stadt zwar nicht, sagte Beck: „Aber hier soll ein Entree entstehen, das man jemandem zeigen kann.“

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