Donnersbergkreis „Merkwürdige Hausgenossen“

Sarah Hillebrecht mit einigen ihrer Geschöpfe.
Sarah Hillebrecht mit einigen ihrer Geschöpfe.

«Obermoschel.» Jetzt sind für Sarah Hillebrecht, gelernte Holzbildhauerin aus Bremen, die drei Monate ihres Stipendiums beim Kunstverein Donnersbergkreis vorüber. Bei der Vernissage zu ihrer Abschluss-Ausstellung unter dem Arbeitstitel „Ländliche Begegnungen“ im optimal passenden Ambiente des Obermoscheler Richard-Müller-Stübchens präsentierte sie ihre Arbeit.

Die 46-jährige Sarah Hillebrecht arbeitete von Juli bis September 2018 in Obermoschel. Hillebrecht, die nach ihrer Ausbildung zur Holzbildhauerin an der Hochschule für Künste in Bremen im Studiengang Integriertes Design ihr Diplom erworben hat, stellte bei der Abschluss-Ausstellung insgesamt 18 sehr gelungene Kleinplastiken aus, die sie überwiegend aus alten „Wingertsknorzen“ und Kunststoffmodelliermasse hergestellt und mit Acrylfarben koloriert hat. Viele interessante Skulpturen wie Weinnymphen, Dämonen, Moschelviecher, Heilige, eine Waldnymphe oder auch eine Moschelnixe hat die Künstlerin geschaffen. Jede hat ihre eigene Geschichte. So zum Beispiel die Dämonen – die Idee für deren Entstehung ist Hillebrecht beim Besuch des Schuck’schen Hauses gekommen, da dort an der Fassade ein geschnitztes Dämonengesicht vorhanden ist. Mit den Plastiken reflektiert die Künstlerin die kulturelle und gesellschaftliche Identität der ortsansässigen Pfälzer aus ihrer Sicht. Dabei war es Hillebrecht wichtig, dass sich nicht zwangsläufig eine naturalistische Darstellung ergibt, sondern vielmehr eine künstlerische Übersetzung in figürliche Arbeiten und dabei gleichzeitig eine Erprobung dreidimensionaler darstellerischer Möglichkeiten. Dies ist ihr mit ihren Werken wunderbar gelungen, wie auch die Gäste bei der Vernissage übereinstimmend bestätigten. „Als Künstlerin suche ich leidenschaftlich gerne neue Perspektiven auf“, beschreibt Hillebrecht, die national und international schon an etlichen Kunstausstellungen, Kunststipendien, Symposien und Wettbewerben teilgenommen hat, ihre Vorlieben. Da sie berufsbedingt in einer Großstadt lebt, genießt sie es um so mehr, sich zeitweise in ländlichen Gegenden niederzulassen und in deren Atmosphäre einzutauchen. Sie mag auch in künstlerischer Hinsicht die Reduzierung der Möglichkeiten, was sie zwangsläufig zu anderen Strategien als den bereits gewohnten und erprobten veranlasst habe. Ausgangspunkt für Hillebrechts Arbeiten im Rahmen des Kunststipendiums waren ausgiebige Recherchen vor Ort. Sie sammelte Bilder, Geschichten und Materialien, wie etwa alte Wingertsknorzen, es folgte dann eine Umsetzung mit klassischer Schnitztechnik und Modelliermasse, die sich formen ließ und anschließend eine Kolorierung mit Acrylfarben. Aus dieser Kombination resultieren Werke mit einer überraschenden Material- und Formensprache. „So eine Arbeit hatte ich noch nie gemacht“ – so die Künstlerin bei der Abschluss-Ausstellung – „weder die Arbeit mit Wingertsknorzen, da ich die in Norddeutschland nicht zur Verfügung habe, noch die Arbeit mit der Modelliermasse.“ Ihr Plan sei eigentlich gewesen, ausschließlich mit der Masse zu arbeiten. Beim Spaziergang durch die alten Weinbergshänge habe sie dann aber die tollen Hölzer gefunden und die Arbeit mit den Fundstücken verbunden. Bei der Behandlung der Oberflächen mit recht groben Strukturen und nicht ganz durchgehenden Farben sei sie sehr von dem inspiriert gewesen, was sie hier in Obermoschel vorgefunden und gesehen habe. Es habe ihr sehr viel Spaß bereitet im Kleinformat zu arbeiten; sie mag das Detail, das Ausarbeiten, das Sammeln von Dingen und deren Einbindung in die Arbeit. Die Künstlerin beschreibt ihren Weg zu den fertigen Skulpturen als intuitiv, nicht immer unbedingt absichtsvoll. Es sei unglaublich schön gewesen, nicht wissen zu müssen, die Freiheit zu haben und sich selbst zu überraschen was dabei herauskomme. Die tolle Zeit hier in Obermoschel zusammen mit ihren „merkwürdigen Hausgenossen“ – damit meinte Hillebrecht ihre gefertigten figürlichen Kleinplastiken – werde ihr in bester Erinnerung bleiben, da sei sie sich sicher.

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