Donnersbergkreis „Männer sind wie Hefeteig“

Ernteten kräftigen Applaus im Haus Gylnheim: Kerstin Bachtler und Bodo Redner.
Ernteten kräftigen Applaus im Haus Gylnheim: Kerstin Bachtler und Bodo Redner.

«GÖLLHEIM.» „Die beiden machen das wunderbar! Ein sehr unterhaltsamer Abend!“ Das war die offenbar einhellige Meinung der gut 120 Besucher, die am Freitag ins Haus Gylnheim gekommen waren, um SWR-Moderatorin Kerstin Bachtler und Schauspieler Bodo Redner mit ihrem Programm „Von herrlichen Damen und dämlichen Herren“ zu genießen. Die beiden – den meisten als Lese-Duo „Texttaxi“ bereits bekannt – widmeten sich am Weltfrauentag existenziellen Fragen, die die Menschheit seit jeher bewegen: Sind Männer tatsächlich die Krone der Schöpfung? Was ist das Geheimnis der perfekten Ehe? Warum kann ein Blusenkauf tödlich enden?

Nach der Begrüßung durch die organisierende Gleichstellungsbeauftragte Pia Baumgärtner, die vom Büchereiteam unterstützt wurde, geht es in ordentlichem Tempo los. Bachtler kündigt Vergnügliches an – Lyrik und Aphorismen: „Wir werden uns mit Klischees beschäftigen und sie mit unseren Beiträgen aufbrechen.“ Doch am Anfang gibt es – quasi zum Aufwärmen – ausschließlich Klischees: „Männer sind wie Hefeteig, sie verdoppeln schnell ihr Volumen“. Die Replik von Schauspieler Redner bleibt auf dieser Ebene: „Frauen sind wie Krawatten. Man kauft sie bei schlechter Beleuchtung, und dann hat man sie am Hals.“ Dass Männer weit weg sind von Multitasking, wird mit dem Loreley-Gedicht von Heine „bewiesen“: „Männer sind halt Augenmenschen. Wenn sie gucken, dann geht nichts anderes mehr.“ Das soll auch bei den Göttern nicht anders gewesen sein. Zeus, zu dessen „Hobbys Flachlegen“ gehört habe, musste auch schon mal Niederlagen einstecken. Die Dame Europa erwies sich wohl als zu sperrig, was der Vortrag des Lessing-Gedichts „Auf die Europa“ eindrücklich demonstriert. Die anschließend zitierten Ausführungen Tucholskys „Der andere Mann“ machen nicht gerade Lust aufs Fremdgehen, und Schillers Erkenntnisse zum Thema „Ehe“ in der Ballade „Die Glocke“ entsprechen ganz dem damaligen Zeitgeist, nach dem der Mann „hinaus muss ins feindliche Leben“, während drinnen „die züchtige Hausfrau waltet“. Deutlich szenischer fällt der Vortrag der Verse von Otto Reutter aus: „Der Blusenkauf“. Sie spielen mit dem Klischee „Frau genießt ausgiebiges Shopping, begleitender Ehemann leidet“ – in diesem Fall am Ende sogar mit tödlichem Kollaps. Hier entwickeln die beiden Schauspieler merklicher ihre Fähigkeiten, mit wenigen Gesten und eindrücklichem Stimmrepertoire Lebendigkeit auf die Bühne zu bringen. Danach gibt es Barockes von Martin Opitz, Verse von Goethe und einige Ausflüge ins Pflanzenreich, in dem sich ebenfalls Liebesgeschichten abspielen sollen: Jedenfalls schildert Fred Endrikat ein „Erotisches Wechselspiel“ zwischen Knill und Knoll, der Gurke und dem Kürbis, die nicht zueinander finden, sondern Gemeinsamkeit erst als Zutaten im Einmachtopf erfahren. Frank Wedekind, Gotthold Ephraim Lessing und Stefan George stehen noch auf dem Programm. Schließlich wird der erste Teil mit Loriots makabren Ausführungen über die mordende Förster-Ehefrau im „Advent“ abgeschlossen. Nach der Pause geht es mit Versen von Mascha Kaléko weiter. Sehr schön der Gedicht-Vortrag von Bachtler: „Die Leistungen der Frau in der Kultur“, später auch der Titel „Der nächste Morgen“, den Redner mit kleinen, aber wirkungsvollen szenischen Gesten begleitet. Den deprimierenden Erkenntnissen stellt Bachtler ein eigenes kleines, feines Morgen-Gedicht gegenüber, das den Tag – zur Freude der Zuhörer - optimistischer eröffnet. Es gibt noch einmal Ausflüge zu Klabund und in die Barockzeit zu Paul Fleming und - ausgesprochen amüsant - nochmals in die Tierwelt zu Spinnen, Dinosauriern, Heringen, Austern und Salamandern, die auch Gefühle haben sollen und sich nach einer Verbindung mit einer Salamandie über das Ergebnis freuen, einem Salamandas. Den Abend beschließt Goethe mit dem Gedicht „Willkommen und Abschied“. Der dürfte für das Schauspieler-Duo, was Göllheim angeht, nicht für immer gewesen sein. Das am Ende kräftig applaudierende Publikum akzeptiert zwar den Abschied, heißt die beiden aber ganz sicher sehr gern wieder willkommen.

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