Donnersbergkreis Liebesgrüße nach London

„Nein, das ist illegal!“ Weichmeier hätte am liebsten in seinen Tablet-Computer gebissen. „Hör auf damit, das Bild ist ja ganz verwackelt“, schimpfte Dörthe. Sie war alles andere als begeistert von seiner Idee, das konnte er auf dem Schirm deutlich sehen, nachdem er sie über Skype kontaktiert hatte. Sie saß missmutig in ihrem winzigen Hotelzimmer in South-Kensington. Seine Hoffnung sie zu überreden, die auf der Visitenkarte genannte Adresse aufzusuchen und zu schauen, was sich dahinter verbarg, schien nicht aufzugehen. „Erstens“, sagte Dörthe aufgebracht, „weiß ich gar nicht, wie ich mit der U-Bahn dahin komme!“ – „Dann nimm doch ein Taxi“, sagte Weichmeier hilfsbereit. „Spinnst du, bei den Preisen hier!“, schimpfte seine Angetraute. „Außerdem könntest du dem Taxifahrer mit deinem Englisch nicht plausibel machen, wohin du überhaupt willst“, murmelte Weichmeier gerade noch hörbar. „ hast du gesagt?!“, fauchte Dörthe. „Erst lässt du mich hier sitzen, dann willst du, dass ich Sherlock Holmes für dich spiele, und jetzt wirst du auch noch frech! Wer hat denn dafür gesorgt, dass unser Abendessen bei Gordon Ramsay nicht zum Desaster wurde? hättest ja nicht mal die Hälfte der Speisekarte verstanden!“ – „Ja also, dann kannst du dir ja auch ein Taxi nehmen nach...“ Weichmeier schaute noch mal auf das Stück Papier, – FlashBangProductions The Glass HouseWardour StreetSohoLondonW1P 6GL „...Soho“. – „Mir geht’s aber um’s Prinzip“, sagte Dörthe, immer noch sauer. „Wir wollten uns so schön noch den Tower anschauen und das Parlament und Madame Tussauds und den Buckingham Palast, aber musstest ja wie ein Irrer heimrennen, nur weil dein Freund Torf den Rappel gekriegt hat!“ – „Heim“, sagte Weichmeier. – „Du sollst nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen! Auf jeden Fall hast du unseren Urlaub ruiniert! Und jetzt willst du mich auch noch für diesen Blödsinn einspannen! Mir reicht’s, heut Abend buch ich den Rückflug!“ „Jetzt wart doch mal“, sagte Weichmeier beschwichtigend. „Das ist wirklich wichtig! Und wo du doch sowieso schon mal hier bist. Mal sehen, was sich ergibt, vielleicht muss ich dann ja auch wieder zurück nach London, weitere Ermittlungen durchführen, und dann können wir das alles noch nachholen...“ – „Jetzt bist du ganz übergeschnappt“, seufzte Dörthe theatralisch. „,Ermittlungen durchführen’! Bist du jetzt bei Scotland Yard, oder was? Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass London vielleicht eine Nummer zu groß für dich ist?“ – „Kommt ganz darauf an, was hinter dieser Sache steckt. Ich seh jedenfalls nicht mit an, wie jemand Kibo in die Luft jagt! Aber gut, wenn du nicht willst, dann komm ich eben selbst her.“ – „Bleib bloß, wo du bist!“, schnappte Dörthe. „Ich mach’s! Aber wehe das ist wieder so ein Hirngespinst von dir! Und die entgangenen Urlaubsfreuden werden nachgeholt!“ – Alles, was du willst, Miss Marple“, versprach Weichmeier und warf ihr eine Kusshand zu. Ihre wütende Entgegnung bekam er nicht mehr mit, er hatte die Verbindung schon unterbrochen. Fortsetzung folgt Findet Dörthe die Adresse im großen, fremden und vor allem englischsprachigen London? Morgen wissen wir mehr. Alle bisher erschienenen Folgen unseres Advents-Krimis gibt es übrigens auf www.rheinpfalz.de/adventskrimi.

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