Donnersbergkreis „Liebe zur Musik vertieft“

Klangliche Vielfalt: die Big Band Swingin’ Project des Gymnasiums Weierhof.
Klangliche Vielfalt: die Big Band Swingin’ Project des Gymnasiums Weierhof.

«Weierhof.» „Vor sieben Jahren kam ich an diese Schule und konnte kein Instrument spielen. Als ich zu Beginn der fünften Klasse Herrn Petry traf, wusste ich, dass ich bei ihm Musik machen will“, bedankt sich die Tenorsaxophonistin Carina Müller, die nach ihrem Abitur nun die Schule verlässt. Sie fasst zusammen, was das unermüdliche Engagement des Musiklehrers Carsten Petry ausmacht: In der Bläserklasse 5b beginnt er jedes Schuljahr mit der Aufbauarbeit. „Wer spielen kann, was auf dem Blatt steht und Leistung bringt, kann dann in unserer Big Band Swingin’ Project dabei sein“, schildert er den Fortgang. Dieses Jahr nehmen die jungen Musiker am Landeswettbewerb „Jugend jazzt“ in Bingen teil. „Man muss bescheiden sein, wir treten gegen zwei Bands vom Landesmusikgymnasium Montabaur an, aber wir wagen es.“ Seit einem dreiviertel Jahr lernen die Schüler der Bläserklasse 5b Querflöte, Klarinette, Saxophon, Trompete zu spielen und miteinander zu musizieren. Mit vier Stücken eröffnen sie das Jahreskonzert und erstaunen das Publikum mit ihrem Können. Petrys Arrangement von Beethovens „An die Freude“ erinnert an den bekannten Bolero von Maurice Ravel. Die Instrumentengruppen beginnen nacheinander bis ein voller, warmer Sound erklingt. „Sie wundern sich, warum dieses Jahr eine siebte Klasse hier auftritt? Wir finden die Bläserklasse einfach klasse und wollten nach der sechsten freiwillig weitermachen. Deshalb haben wir die Schulleitung so lange bekniet, bis es möglich war“, erklärt eine Schülerin zu Beginn des Auftritts der Bläserklasse 7b. Sie spielen Ausschnitte aus Musicals. Die Fortschritte sind unverkennbar. Ihr „Mamma Mia“-Potpourri hatten sie als Rätsel angekündigt. Da es ihnen gelingt, den typischen ABBA-Sound erklingen zu lassen, war dies schnell gelöst. Für das erste Solo des Abends in „Hey Jude“ erhält Hannes Ebner (Trompete) viel Applaus. Wen nach der fünften und sechsten Bläserklasse Swing und Jazz weiterhin faszinieren, kann in die Junior-Big-Band eintreten. Sie begeistert das Publikum mit vier Stücken. Ob „All about that bass“, „Havana“, „Boogie Shoes“ oder „Applause“: Die Band hat zu einem harmonischen Sound gefunden. In zwei Stücken überzeugen Talea Wahl, Julius Czechak, Noah Schott und Simon Archinger mit ihren Soloimprovisationen. Das heiße Wetter hält niemand davon ab, nach der Pause den Höhepunkt des zweieinhalbstündigen Konzerts zu genießen: den Auftritt der Big Band Swingin’ Project. Vom ersten Ton an spürt man, wie diese Band zusammengewachsen ist und ihre Spielfreude teilt. Eine Abiturientin hat in ihrem Schlusswort das Geheimnis verraten, als sie Petrys leidenschaftliches Engagement beschreibt: „Sie haben uns allen viel mitgegeben, musikalisch und menschlich. Für Sie stand nicht nur die Musik im Vordergrund, wir bedanken uns für die Freizeiten und für die Probewochenenden.“ Petry kann nun sein Dirigat in Jazzmanier dezent ausführen: den Instrumentengruppen Impulse für ihre Einsätze geben oder mit Gesten Ausdruck anregen. Weil sie so viel Spaß bei einer Probe mit einem Rollentausch hatten, zeigen sie den nun auch auf der Bühne: Petry übernimmt das Altsaxophon von Anne Matheis, sie dirigiert „Mambo Hot“. Die Band drückt in zwölf Stücken klangliche Vielfalt aus. Mächtig, fetzig und flott beginnen die Spieler mit „Welcome to the Jungle“. Die anfänglich melancholische Stimmung von „Running of the Bulls“ nimmt Marie Stabel in ihrem Trompetensolo auf, Anne Matheis (Altsaxophon) führt in ihrem Solo die schnellen, scharfen Akzente des zweiten Teils fort. Einfühlsam begleitet die Big Band bei fünf Titeln die Gesangssolistin Veronique Petri. „Hard Bargain“ ist eines der drei Stücke, das die Band beim Wettbewerb spielen wird. „Wir haben lange dafür geprobt, es enthält anspruchsvolle Passagen. Das war ein hartes Geschäft, wie der Titel schon sagt“, kündigt Petri an. Das merkt man dem gekonnten, temporeichen, spielerisch-leichten Vortrag nicht an, vor allem den langen Solo-Improvisationen von Stabel und Carina Müller. Für Petry mischen sich an diesem Abend Freude und Traurigkeit, wie er vor dem letzten Stück ankündigt. Von den 20 Mitgliedern der Big Band werden sieben die Schule nach ihrem Abitur verlassen. Er schenkt ihnen zum Abschied zusammen mit der Lehrerin Séverine Lenoir, die in der Band Basssaxophon spielt, ein Duett von Charlie Chaplin. Die Sieben rühren ihn mit ihrem Dank zu Tränen: „Musik ohne Petry will ich mir gar nicht vorstellen, Sie haben unsere Liebe zur Musik vertieft.“ Trösten mag da ein Zitat von Miles Davis, das Petry ins Programm schrieb: „Was wir gemeinsam gespielt haben, das muss irgendwo in der Luft schweben, denn dorthin haben wir’s geblasen.“ Und die Zuversicht, dass er mit seiner Aufbauarbeit gute Nachrücker gefördert hat.

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