Donnersbergkreis Leicht und komplex zugleich

Ein Sammler und guter Beobachter: So bezeichnete Laudatorin Melanie Ehler den Künstler Rainer Storck, dessen Werke derzeit im Ro
Ein Sammler und guter Beobachter: So bezeichnete Laudatorin Melanie Ehler den Künstler Rainer Storck, dessen Werke derzeit im Rockenhausener Museum Pachen zu sehen sind.

«Rockenhausen.» Er arbeitet mit Aquarellpapieren, Graphitstiften, gelegentlich Farbstiften, und Acrylfarben. Aus geschnittenen und gerissenen Papieren komponiert er mit wenig Farbe und dem sparsamen Einsatz von Bleistiftlinien abstrakte Bilder: Rainer Storck arbeitet seit Jahren zum Thema „Räume“. Am Sonntag ist die Ausstellung „Über die leise Begegnung von Papier und Zeichnung“ des Bad Kreuznacher Künstlers im Museum Pachen eröffnet worden.

Melanie Ehler, die zuvor von Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald herzlich begrüßt worden war, führte als Laudatorin in die Ausstellung ein. „Wenn man sich die Arbeiten von Rainer Storck anschaut, so fallen dem Betrachter Attribute wie Zartheit, Schwerelosigkeit und Reinheit ein“, stellte die Kunsthistorikerin fest. „So leicht die Arbeiten auf den ersten Blick auch wirken, so offenbaren sie auf den zweiten Blick ein komplexes, inhaltliches System.“ Storck sei zum einen ein Sammler und zum anderen ein guter Beobachter. „Beides ist untrennbar miteinander verbunden, bedingt sich sogar“, stellte Ehler fest. Bereits in seinen Alben habe der Künstler lose und dennoch in eine Struktur gebrachte Gedankenschnipsel in Form von Skizzen und Fotos zusammengetragen. Er beobachtet, sammelt und experimentiert, setzt dies in das Medium Papier um. Storck sei ein Papierkünstler, der sich von den verschiedenen Oberflächen von glatt bis extrem rau und von den unterschiedlichen Papierstärken leiten lasse. Er schichtet Papier, legt es nebeneinander, reißt, schneidet, überzeichnet oder übermalt es. Er arbeitet mit Papier und entwickelt im Umgang damit seine Bildideen. Und doch vergewaltigte er das Papier niemals, sondern zolle ihm Respekt und lasse es in seiner natürlichen Schönheit wirken, ohne es komplett mit Grafitstift oder Farbe zu überdecken, erklärte Ehler. Obgleich Rainer Storck die Malmittel reduziert, öffne sich dem Betrachter in seinen Werken ein ganzer Kosmos. Dazu benötigt er lediglich vier Farben, um Natur- oder Städtelandschaften zu schaffen – und diese sogar dreidimensional. Das Bestreben des Künstlers, Räumlichkeit zu schaffen, gelingt allgemein durch die Perspektive. Er schafft Räume einmal durch das Relief, das durch das Übereinanderschichten von Papier entsteht, zum anderen aber auch durch die Einzeichnung. Das Gegenüberstellen von hellen und dunklen Flächen schafft Räumlichkeit: Flächen, Linien, Kanten oder Objekte treten je nach Lichteinfall nach vorne oder in den Hintergrund. „Ich kenne nur wenige Papierkünstler, die das Papier so wertschätzen und hochachtungsvoll behandeln wie Rainer Storck“, drückte Ehler ihre Wertschätzung aus. Vielleicht rücke er damit in die Nähe der Mainzer Papierkünstlerin Lore Bert, die feines, zum Teil gefärbtes Japanpapier faltet und rollt, um es dann zu großartigen, dreidimensionalen Arbeiten zusammen zu setzen. Rainer Storck ist nicht nur Künstler sondern auch Pädagoge. Somit ist dieser Gang durch die Ausstellung nicht nur eine Werkschau eines herausragenden Künstlers, sondern gleichzeitig auch eine Schule des Sehens. So steht am Anfang der Ausstellung eine Arbeit, die farblich und formal tatsächlich für alle sofort erkennbar eine karstige Berglandschaft darstellt. Farbe und Form werden allerdings im Laufe des Rundgangs immer mehr reduziert. Das Anforderungsniveau an unser Sehen wird auf diese Weise Stück für Stück erhöht. Die Bilder werden immer weißer, immer abstrakter und schließlich zum „Le grand Blanc“. Der Künstler, so Ehler, verstehe diesen Gang durch die Ausstellung tatsächlich als einen Rundgang und schließe mit seiner letzten Arbeit formal an das Anfangsbild an. Er lasse unser mittlerweile geschultes Auge auch in einem Landschaftsbild zur Ruhe kommen. Info Die Ausstellung ist im Rockenhausener Museum Pachen noch bis zum 12. August zu den üblichen Öffnungszeiten dienstags bis sonntags von 14.30 bis 17.30 Uhr und nach Vereinbarung zu besichtigen.

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