Donnersbergkreis Landrat wirbt bei Neujahrsempfang des Donnersbergkreises für Bürgerstiftungen

Wie sieht der Donnersbergkreis im Jahr 2030 aus? Landrat Rainer Guth wagte am Samstag einen Blick in die Glaskugel.
Wie sieht der Donnersbergkreis im Jahr 2030 aus? Landrat Rainer Guth wagte am Samstag einen Blick in die Glaskugel. Foto: Stepan

In Zeiten knapper Kassen könnten sie aus Sicht des Landrates eine Lösung sein, um die Kommunen weiterzuentwickeln: Rainer Guth hat am Samstag beim Neujahrsempfang des Donnersbergkreises vor zahlreichen Gästen im Haus Gylnheim in Göllheim für Bürgergenossenschaften, Bürgerstiftungen und Fördervereine geworben.

„Eigenkapitalfreie, hochdefizitäre Gemeindehaushalte stehen immer höheren Vermögen der Bürger gegenüber“, sagte Rainer Guth. Als Beispiel brachte er eine Rechnung: Bei den Banken im Donnersbergkreis liegen rund eine Milliarde Euro nichtverzinste und „der Inflation unterliegende“ Sichteinlagen auf Konten und Sparbüchern, während die kommunale Verschuldung pro Kopf 1250 Euro ausmache. Würde die Hälfte der Inflation – 10 Millionen Euro von einer Milliarde Sichteinlagen – in gemeinnützige Bürgergenossenschaften oder Bürgerstiftungen fließen, wäre das „ein dicker Impuls für die Entwicklung der Region“.

Stiftungs- und Genossenschaftstag

Der Kreis will am 25. September einen großen Stiftungs- und Genossenschaftstag auf die Beine stellen, an dem „bei uns vorhandene, kommunale Pioniere dieser Idee sowie mit uns regional verbundene, gemeinnützige Stiftungs- und Genossenschaftsprofis mit validierbaren Referenzen Know-how, Netzwerk und erfolgreiche Leitlinien“ anbieten. Guth wünscht sich daraus entstehende vielfältige Formen des kommunalen Gemeinnutzens, aus denen beispielsweise Mehrgenerationenhäuser mit modernen Tagungsstätten für Jung und Alt, Dorfcafés, Bürgerläden, neue Friedhofshallen, Bushaltestellen „und sogar Schwimmbäder“ finanziert werden könnten. Das alles gebe es andernorts schon.

Blick in die Glaskugel

Gleichwohl, das machte der Landrat auch deutlich, könne dies nicht alleine die Lösung des Finanzproblems vieler Kommunen sein. Guth zeichnete beim Neujahrsempfang eine Vision des Donnersbergkreises im Jahr 2030 – sozusagen ein Blick in die Glaskugel: „Brauchte der Donnersbergkreis im Haushalt 2020 noch rund 15 Millionen Euro für Leistungen, die er zur Umsetzung der Bundes- und Landesgesetzgebung aus eigener Tasche zuschießen musste, sind es heute, 2030, Erstattungen in Höhe unseres Aufwandes. Hierdurch konnten jährlich mehrere Millionen in unsere Entschuldung überführt werden und wir inzwischen unsere Umlagen senken.“

Lust aufs Land

Die Initiative „Rund um die Alte Welt“ der vier Landkreise Kaiserslautern, Kusel, Bad Kreuznach und Donnersberg sowie der evangelischen Kirche wünscht er sich auch für das Jahr 2030 als Leuchtturmmodell für die Reaktivierung strukturschwacher Regionen – hofft in zehn Jahren auf eine Strukturstärkung, auf lebendige, aktive, bei Jung und Alt nachgefragte Dörfer. Er hofft auch, in zehn Jahren eine Verbandsgemeinde Nordpfälzer Land zu erleben, die einen Landlust-Rückenwind nutzen konnte, auf einen wirtschaftlich prosperierenden und dem demografischen Wandel vergleichsweise gut strotzenden Gemeindeverbund – mit zuversichtlich und stolz auf ihre Heimat schauende Bürger. Er hofft auf einen massiven Ausbau des Schienenverkehrs von den Zentren aufs Land, auf schnelles Internet, gutes Handynetz, auf viele kreative Köpfe, die es dank dieser guten Strukturen aufs Land zieht und schließlich auch innovative Unternehmen im Kreis. Nicht zu vergessen eine gute medizinische Versorgung, wozu auch die dauerhafte Stationierung eines „blau-grün-violetten Rettungshubschraubers“ im Leitstellenbereich gehöre.

Verbunden mit einer guten medizinischen Versorgung, weiterhin einem hohen ehrenamtlichen Engagement und einem erfolgreichen Tourismus-Entwicklungskonzept mit gemeinsamen Wander- und Radwegen, Großprojekten, Investitionen in Gasthäuser, Restaurants und Hotels. Derzeit gebe es bereits in allen Kreisteilen Initiativen für neue Hotels und Beherbergungsstätten.

Klimawandel bereitet Sorgen

Sorgen bereiten ihm gleichwohl ein „immer populistischer, demagogischer werdender, besserwissender, kritisierender Stil weniger, aber lauter Politiker, von der kommunalen Ebene bis hin zu weltweit Agierenden wie dem großen Blonden aus Washington, dem Dicken aus Pjöngjang oder dem Unfrisierten aus London. Hasstiraden in sozialen Netzwerken ersetzen zunehmend das persönliche Gespräch, Überschriften dominieren zunehmend die verbliebene Debatte. Das gemeinsame Ziel friedlich und sozial gesicherten Zusammenlebens wird immer schwerer zu verteidigen.“

Zudem bereiten ihm auch die Folgen des Klimawandels Sorgen, speziell am Donnersberg sei dies deutlich zu sehen. Der Klimaschutz war auch ein Thema. Guth erinnerte so nicht nur daran, dass der Kreis mit Jamill Sabbagh nicht nur einen Klimaschutzbeauftragten habe, sondern ging auch auf die Initiative „Denk weiter“ und damit verbunden auf die drei Klimaschutzmanager ein. Sein Wunsch: Eine Investitionswelle in moderne Wärmeversorgung, Wärmedämmung und eine energiesparende Mobilität, dazu eine Vernetzung von Familien, Unternehmen und Gemeinden im freundschaftlichen Wettbewerb um die höchste Energieeffizienz. Mit Blick auf 2030 skizzierte der Kreischef aber auch: „Der Ausbau der Windkraft in unserem Berg- und Hügelland konsolidierte Anfang der 2020er Jahre vollständig, weitere Ertragsverbesserungen erhalten Windbauer künftig nur noch durch Repowerments.“ Guth sprach auch das kreiseigene Engagement in die erneuerbaren Energien an, dass Ende vergangenen Jahres mit „schmerzlichen Verlusten“ beendet wurde.

Guths Dank galt nicht nur dem „tollen Team der Kreisverwaltung“ und seiner Familie, sondern auch den kommunalpolitisch Engagierten, allen Ehrenamtlern, vor allen Dingen auch denen im Rettungswesen.

Ein Hofsänger als Überraschungsgast

Begrüßt wurden die Gäste vom Hausherrn, dem Göllheimer Ortsbürgermeister Dieter Hartmüller. Er ging nicht nur auf im vergangenen Jahr gefeierte 50 Jahre Donnersbergkreis ein. Den Kreis bezeichnete der Ortschef als „Erfolgsgeschichte“. Hartmüller blickte auch auf das ebenfalls im vergangenen Jahr gefeiert Jubiläum 1200 Jahre Göllheim und zudem auf die erste urkundliche Erwähnung der Ortsgemeinde zurück. Wunderbare musikalische Beiträge gab es vom Göllheimer Musikverein unter Leitung von Jens Göngrich – unter anderem mit dem Radetzky-Marsch – und Überraschungsgast Stefan Zier, „Vizekapitän“ sowie zweiter Tenor der Mainzer Hofsänger, der die Besucher mit „Die Rose“ begeisterte.

Gesammelt wurde beim Empfang zudem für den guten Zweck: für das heilpädagogisch-therapeutische Kinderzentrum in Göllheim.

Volles Haus: Beim Neujahrsempfang des Donnersbergkreises in Göllheim unterhielt unter anderem der örtliche Musikverein.
Volles Haus: Beim Neujahrsempfang des Donnersbergkreises in Göllheim unterhielt unter anderem der örtliche Musikverein. Foto: Stollhof
Landrat Rainer Guth.
Landrat Rainer Guth. Foto: Stepan
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