Donnersbergkreis Kirchheimbolanden: Weichen für junge Hausärzte gestellt

Stellten den Ausbildungsverbund für Allgemeinmediziner für den Donnersbergkreis vor: (von rechts) Dr. Ralf Schneider aus Alzey,
Stellten den Ausbildungsverbund für Allgemeinmediziner für den Donnersbergkreis vor: (von rechts) Dr. Ralf Schneider aus Alzey, Chefarzt Dr. Michael Schmid, die Göllheimer Hausärztin Bärbel Rottamer. Sitzend: (v.li.) Kardiologin Dr. Angelika Guth, Landrat Rainer Guth, Staatssekretär David Langner und Oberärztin Dr. Angela Monreal-Weid.

„Die Weichen sind gestellt. Jetzt gilt es, das neue Gebilde mit Leben zu füllen.“ Chefarzt Dr. Michael Schmid gab damit am Montag im Westpfalz-Klinikum Kirchheimbolanden den Startschuss für einen Weiterbildungsverbund für angehende Allgemeinmediziner im Donnersbergkreis. Das Klinikum hatte dieses Projekt gemeinsam mit dem Ärzteverband „Medi Südwest“ auf den Weg gebracht.

Ziel ist es, dem drohenden Hausarztmangel zu begegnen. In dem Verbund müssen sich künftige Hausärzte ihre Ausbildungsmodule nicht mehr mühevoll selbst zusammenstellen, sondern erhalten einen strukturierten Plan sowie umfassende Unterstützung. „Wir wollen den jungen Menschen die Ängste nehmen, sich für diesen Beruf zu entscheiden“, sagte der Staatssekretär im Gesundheitsministerium, David Langner, bei der Gründungsveranstaltung. Damit die Versorgung der Menschen auch im ländlichen Bereich sichergestellt werde, müsse die Politik die Rahmenbedingungen schaffen. Angestrebt seien zehn solcher Weiterbildungsverbünde im Land, „und ich freue mich, dass Sie sich heute auf den Weg machen“, so Langner. Als Landrat eines ländlichen Kreises betrachte er die Entwicklung in der Hausarztversorgung sorgenvoll, sagte Landrat Rainer Guth. Es sei „höchste Eisenbahn“, etwas zu unternehmen. Er freue sich, dass Schmid den Ball für diesen Weiterbildungsverbund angestoßen habe. Denn sicher sei: „Wir werden mehr Patientendruck bekommen“. Er und die Verbandsbürgermeister des Kreises stünden hinter diesem Konzept. Er verlasse sich hier auf den „Donnersberger Geist der gemeinsame Sache“. Der habe schon viel bewegt, und könne auch das voranbringen, da sei er zuversichtlich. Wichtig sei aus seiner Sicht, so Schmid, den jungen Menschen zu vermitteln, dass man als Arzt gut hier leben könne. Diese Erfahrung habe er selbst gemacht, nachdem er vor 15 Jahren hierher kam. Sie sei seit 28 Jahren niedergelassene Hausärztin und zähle zu einer aussterbenden Art, sagte Bärbel Rottamer aus Göllheimer. Wer sich die Zahlen anschaue, erkenne schnell, wie brisant die Lage sei. „Wir haben 46 Hausärzte hier im Kreis, davon sind nur 15 unter 50 Jahre alt. “ Mit der steigenden Anzahl der älteren und hochbetagten Patienten steige auch der Bedarf an Beratung und Betreuung durch den Hausarzt. Gleichzeitig müsse bedacht werden, dass auch der Frauenanteil in der Medizin, und damit einhergehend der Wunsch nach Teilzeitbeschäftigung immer größer werde, sagte sie. „ In Zukunft wird man mit uns Frauen rechnen müssen“, so Rottamer. Als großes Manko sahen sie und der Vorsitzende von Medi Südwest, Dr. Ralf Schneider aus Alzey, den fehlenden Kontakt zu Medizinstudenten. „Was wir hier brauchen, sind Studenten im Praktischen Jahr, das ist das A und O“, so Schneider. Hier verwies Sandra Goldzinski von der Koordinierungsstelle für Weiterbildung der Kassenärztlichen Vereinigung auf das im Januar gegründete Kompetenzzentrum an der Universität Mainz. Hier gebe es sowohl für die Weiterbilder als auch für die angehenden Ärzte fachliche Unterstützung, und gleichzeitig biete sich die Möglichkeit, erste Kontakte zu knüpfen. Das Kompetenzzentrum sei Teil des von der KV unterstützten Weiterbildungssystems. Verbünde gebe es mittlerweile in Prüm, Landau, Worms, Altenkirchen, Ludwigshafen, Koblenz. In Grünstadt ist ein Verbund in der Entstehung. Goldzinski hob die organisatorische Entlastung für den Arzt in der Verbundausbildung als großen Vorteil hervor. Dass während der gesamten Ausbildung kein Wohnortwechsel nötig werde, erhöhe die Chance, dass dieser Arzt später in der Region bleibe, war sie sicher. Dabei müsse auch die Attraktivität des Wohnortes in anderer Hinsicht geprüft werden, so lohne es sich, bei der Suche nach einer Wohnung oder einem Kita-Platz zu helfen, richtete sie sich an den Landrat. Ansprechpartner und Mentor für die auszubildenden Ärzte sowie die Ausbilder wird Elmar Koeller sein. Der Stettener hat als Gesundheitsökonom bereits im Saarland einen Ausbildungsverbund mit aufgebaut und betreut. „Heute ist es einfacher, seinen Facharzt zu machen als Allgemeinmediziner zu werden“, so seine Erfahrung. Seine Aufgabe sei es, die Interessenten durch diese Weiterbildung zu lotsen. Als erste Interessentin hatte er Dr. Katrin Limbach mitgebracht, die trotz ihrer siebenjährigen Berufspraxis derzeit wenig Möglichkeit sieht, sich zur Allgemeinärztin weiterzubilden. Sie ist als Mutter zweier kleiner Kinder – das dritte ist unterwegs – nicht so flexibel, wie es laut Weiterbildungsverordnung bisweilen nötig ist. Sie hoffe, dass sie durch die Unterstützung in diesem Verbund ihre bereits erworbenen Fähigkeiten bei der Weiterbildung anerkannt würden. Bislang sind im Donnersbergkreis vier niedergelassene Hausärzte, das Westpfalz-Klinikum und ein Medizinische Versorgungszentrum mit im Boot. Obwohl es nicht unmittelbar von dieser Weiterbildung der Hausärzte profitiere, sieht der Regionaldirektor im Geschäftsbereich Donnersberg, Manuel Matzath, das Modell auch für das Westpfalz-Klinikum als Gewinn. „Das Verständnis für den Krankenhausbetrieb wird durch diesen Verbund sicher höher“. Dr. Herbert Esselborn schlug vor, verstärkt in den Abschlussklassen der Gymnasien die Ausbildung zum Allgemeinarzt vorzustellen.

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