Donnersbergkreis Kirchheimbolanden: Kita-Vertreter fordern mehr Gehalt

Mit Tröten, Leibchen und Fahnen waren die Gewerkschaftsmitglieder auf den Römerplatz gezogen.
Mit Tröten, Leibchen und Fahnen waren die Gewerkschaftsmitglieder auf den Römerplatz gezogen.

Die Resonanz war weit größer als gedacht: Rund 1000 Mitglieder der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie einige Vertreter der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) haben sich gestern Mittag zu einer landesweiten Kundgebung auf dem Kirchheimbolandener Römerplatz versammelt. Gemeinsam demonstrierten sie lautstark für ein höheres Gehalt und mehr Anerkennung.

Gegen 11.45 Uhr dominieren die Farben Rot und Weiß auf dem Römerplatz. Rund 1000 Gewerkschaftsanhänger haben sich nach Angaben der GEW von der Stadthalle aus auf den Weg hierher gemacht – weit mehr, als die Organisatoren im Vorfeld erwartet hatten. Die meisten nähern sich gerade der Bühne – Bewegung hilft bei den eisigen Temperaturen – und die Band vor ihnen tut alles, um die mit Leibchen, Fahnen und Tröten ausgestatteten Demonstranten in Schwung zu halten. „It’s not about the money, money, money.“ – „Es geht nicht um das Geld“, schallt es über den Platz. Doch um genau das geht es an diesem Vormittag. Das macht auch Gewerkschaftssekretär Bernd Huster deutlich: Während die Wirtschaft ihre Gewinne steigere und die Steuereinnahmen sprudelten, erlebten Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, dass die Reallöhne eingefroren seien oder gar sinken. Die Gesellschaft sei gespalten – „in einem reichen Land wie Deutschland ist das ein unerträglicher Zustand“, so Huster. Sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro im Monat, fordert die GEW in der laufenden Tarifrunde im öffentlichen Dienst. Die zweite Runde der Tarifverhandlungen endete kürzlich ohne Ergebnis. Für Björn Köhler, Mitglied im geschäftsführenden Bundesvorstand, unverständlich: „Schon in der Kita bekommen die Kinder von uns beigebracht, wie man Kompromisse eingeht. Das scheint unsere Arbeitgeber aber völlig zu überfordern“, ärgert sich Köhler, während ihm zustimmendes Tröten entgegenschallt. Manche wohlhabendere Kommunen hätten bereits reagiert, legten bei der Bezahlung der Erziehungskräfte noch etwas auf das Gehalt drauf – und kauften so den Markt leer. „Aber das Recht auf Bildung der Kinder darf nicht von der Postleitzahl abhängen“, merkt der GEW-Kita-Experte an. Die Forderung nach mehr Gehalt habe zwei Aspekte: Einerseits hätten die Erzieherinnen und Erzieher ein höheres Entgelt und mehr Anerkennung verdient, andererseits gehe es um die Zukunft. Schon jetzt fehlten Fachkräfte. Die Folge: Arbeitsverdichtung, Stress, Burnout. „Wir brauchen Entlastung. Aber dazu muss das Gehalt stimmen“, fordert Köhler. Einige Hundert Streik-Teilnehmer haben die GEW-Vertreter erwartet. Am Ende sind es nach Gewerkschaftsschätzung rund 1000. „Das ist ein Wahnsinnsbild von hier oben“, ruft Erzieherin Christine Münch, Teil des Vorsitzendenteams der GEW Donnersberg und Sprecherin der Fachgruppe sozialpädagogische Berufe, von der Bühne. Der Streik richte sich nicht gegen Kinder und Eltern, betont Münch: „Streiken fällt uns nicht leicht. Wir machen unsere Arbeit gerne. Und jeder Streik wird von einem schlechten Gewissen begleitet.“ Natürlich gehe es den Erzieherinnen nicht nur um das Geld, sondern auch um die Rahmenbedingungen – die aber seien nicht Teil der Tarifverhandlungen. „Wichtig ist die Entlastung“, sagt Münch. Und dazu müsse ihr Beruf eben wieder attraktiver werden – auch in finanzieller Hinsicht. Unterstützung unten auf dem Platz und oben auf der Bühne gibt es an diesem Vormittag von der IG BAU: Jörg Senftleben betont, dass die Forstwirte in den Tarifdiskussionen häufig vergessen würden. „Sie sind es wert, dass man Ihnen mehr zahlt“, so Senftleben. Den kämpferischen Abschluss der Veranstaltung übernimmt schließlich Erni Schaaf-Peitz von der GEW-Fachgruppe sozialpädagogische Berufe: „Die stille Profession ist laut – und unüberhörbar“, so Schaaf-Peitz. Angesichts der Resonanz vom Römerplatz hat sie damit an diesem Vormittag Recht.

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