Donnersbergkreis Imitator und Lebemann

Nach Zählungen der Nabu-Kreisgruppe hat die Anzahl der Stare in den vergangenen 25 Jahren um 60 Prozent abgenommen. Daher wird d
Nach Zählungen der Nabu-Kreisgruppe hat die Anzahl der Stare in den vergangenen 25 Jahren um 60 Prozent abgenommen. Daher wird der Vogel des Jahres 2018 auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft.

Er ist der Vogel des Jahres 2018 und kommt – nomen est omen – tatsächlich als Star daher. Als schillernde Persönlichkeit glänzt er mit ausgefallenen Charakter-Eigenschaften. Auch bei uns macht der Vogel vielfach auf sich aufmerksam.

So ist der Star ein hervorragender Gesangs-Imitator, ein versteckter Anhänger der Vielweiberei, ein geschickter Flugkünstler im Schwarmflug und ein erfolgreicher Helfer bei der Nahrungssuche. Beim Gesangsvortrag weiß er sich ebenfalls geschickt in Szene zu setzen: Er sträubt sein Gefieder, breitet seine Flügel aus und flattert mit ihnen – nach dem Motto: „Schaut her, was ich darstelle.“ Auch optisch kann sich der Vogel sehen lassen: Sein schwarzes Federkleid glänzt je nach Lichteinfall metallisch grün, blau oder violett. Kleine, weiße Punkte darin bilden ein hübsches Muster. Und der Star imitiert andere Vögel – bis zu 70 wurden ihm schon nachgewiesen. Besonders beliebt bei ihm sind kurze, prägnante Rufe wie der Mäusebussard, der Pirol und das Tixen der Amsel. So stand Adolf Stauffer, Vogelkundler der Nabu-Kreisgruppe Donnersberg, vor einigen Wochen auf seiner Terrasse in Winnweiler, als plötzlich (vermeintlich) ein Pirol flötete. Ein Pirol im Februar? Der müsste doch noch in Afrika sein, wunderte sich Stauffer. Ein zweites und drittes Flöten lösten das Rätsel: Auf der hohen Birke im Garten saß ein Trupp Stare, von denen sich einer gerade akustisch mit fremden Federn geschmückt hatte. Der Gesangskünstler kann aber auch alltägliche Geräusche aus der Umgebung nachahmen: Das Knarren einer Tür, Handyklingeln, eine Polizeisirene oder eine Alarmanlage baut er in seinen Gesang ein. Dieser dient übrigens nicht etwa der Abgrenzung eines Reviers, sondern der Paarbildung: je abwechslungsreicher, desto größer seine Chancen auf dem Heiratsmarkt. In früheren Zeiten wurde der Star sogar in einem Käfig im Haus gehalten, sorgte er doch als Imitator für gute Unterhaltung. Überliefert ist beispielsweise eine Episode des berühmten Wolfgang Amadeus Mozart. Dieser habe drei Jahre lang ein „Stahrl“ in seinem Haushalt gehalten. Schon bald habe der gelehrige Vogel ein ganzes Thema aus einem Klavierkonzert nachpfeifen können. Nach dem Tod des Vogels sei der begnadete Komponist untröstlich gewesen und habe diesem gar ein eigenes Gedicht gewidmet. „Star-Allüren“ hat der gefiederte Lebemann auch im Liebesleben: Denn mit der ehelichen Treue nehmen es manche Staren-Männer nicht so genau – sind sie doch gleich mehrfach verbandelt und legen sich sozusagen einen Harem zu. Bei der Kindererziehung stößt der vielgeliebte Luftikus allerdings zeitlich und organisatorisch an seine Grenzen: Beim Herbeischaffen der Nahrung unterstützt er deshalb nur die „Hauptfrau“, während sich die „Nebenfrauen“ notgedrungen als alleinerziehende Mütter durchschlagen müssen. Ein tolles Naturschauspiel ist ein fliegender Starenschwarm. Da wird in filigranen Wolken am Himmel getanzt, blitzschnelle Wendungen erzeugen wechselnde Bilder. Der Zuschauer wundert sich, wie die plötzlichen Richtungsänderungen ohne Zusammenstöße zustande kommen. Im Herbst kann ein Starenschwarm am Schlafplatz im Schilf bei Langmeil und Winnweiler beobachtet werden. Auch beim täglichen Nahrungserwerb zeigt der Star ein auffälliges Verhalten. Mit seinem kräftigen Schnabel sticht der findige Vogel ein Loch in den Boden, das er durch das anschließende Öffnen des Schnabels vergrößert. Nun späht er mit seitlich gerichtetem Blick in das Loch und umkreist dieses, um die Beute zu erhaschen. Dieses Verhalten wird „zirkeln“ genannt. Wenn Rinder oder Pferde auf der Weide grasen, sitzen Stare gern auf dem Rücken und picken Fliegen oder Zecken von der Haut. Bei Obstbauern und Winzern ist der Star wegen seiner Vorliebe für Kirschen und Trauben geradezu verhasst. Wenn die Vögel in Massen einfallen, droht ein enormer Schaden. Heutzutage wissen sich Obstbauern und Winzer allerdings zu wehren: Sie spannen Netze über und schützen so ihre Ernte. In den letzten Jahrzehnten bleibt ein Teil der Stare im Herbst im Land und zieht nicht nach Süden. Andererseits gibt es aber auch große Schwärme im Winter, die als Überwinterer aus Nord- und Osteuropa gelten. Die Vogelkundler der Nabu-Kreisgruppe Donnersberg haben durch Zählungen festgestellt, dass die Anzahl der Stare in den letzten 25 Jahren aus vielfältigen Gründen um 60 Prozent abgenommen hat. Der Rückgang ist so gravierend, dass der Vogel auf der Roten Liste unmittelbar als „gefährdet“ eingestuft worden ist. Zudem haben ihn der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) zum Vogel des Jahres 2018 gewählt. Vogelfreunde können dem Star durch das Pflanzen von beerentragenden Sträuchern und den Bau von Starenkästen helfen. Die Anleitung dafür kann gerne bei Adolf Stauffer, Telefon 06302 2528, erfragt werden. Das Anbringen ist an einem Baum oder an der Hauswand möglich.

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