Donnersbergkreis Harxheim: Lesung im Rathaus macht Wut, Leid und Mitgefühl spürbar

Der Schauspieler Christian Klischat las die Fontane-Novelle zur Eröffnung der Theatersaison im Alten Harxheimer Rathaus.
Der Schauspieler Christian Klischat las die Fontane-Novelle zur Eröffnung der Theatersaison im Alten Harxheimer Rathaus. Foto: HERWECK

Mit Christian Klischats Lesung der Novelle „Grete Minde“ von Theodor Fontane eröffnete der Kulturverein Bürger für Bürger die „Theater-im-Rathaus“-Saison 2019/ 20. Neben vielen „Stammgästen“ im Publikum konnte Ariane Faulhaber vom veranstaltenden Verein auch Besucher begrüßen, die seltener oder erstmals das Kulturprogramm im Rathaus nutzten.

Klischat, inzwischen selbst Stammgast im Theater im Rathaus, las die Novelle, die auf wahren Begebenheiten im frühen 17. Jahrhundert beruht, in der ihm eigenen mitreißenden Art. So konnte das Publikum das Leiden der 13-jährigen Halbwaisen Grete unter ihrer Schwägerin Trud mitfühlen. Gretes Gefühle und Leiden, die Flucht mit ihrem Freund Valtin, Schmerzen und Tod hat er ebenso vermittelt wie die Wut und das Verlangen nach Rache. Auch Neid und, wie könnte es anders sein, die Religion schüren die Emotionen. Ihre Mutter, die katholische Spanierin aus armem Hause, hatte einen schweren Stand in der altmärkichen Elb-Stadt Tangermünde. Bei herumziehenden Puppenspielern fanden Grete und Valtin, inzwischen selbst Eltern eines Kindes, Anschluss. Nachdem Grete's Erbschaftsklage abgelehnt wurde, eskaliert der Streit: Grete zündet aus Wut die Stadt Tangermünde an und steigt mit ihrem Kind und dem Kind von Schwägerin Trud und Bruder Gerdt auf den Kirchturm von St. Stephan. Auch der Turm hält dem Inferno nicht stand und stürzt ein. Nur in einem Kloster, in dem Grete auf der Flucht Rat und Hilfe fand, zeigte man Ansätze von Mitgefühl. Für Klischat war der Abend auch eine Fleißarbeit: In der fast zweistündigen bewegenden Lesung gönnte er sich lediglich eine kurze Pause.

Am 21. November um 19.30 Uhr geht's mit Anja Kleinhans („Theader Freinsheim“) im Theater-Rathaus weiter mit dem Stück „Heilig Abend“ von Daniel Kehlmann. red

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