Donnersbergkreis Große Geste für ein Vorbild

Heiner Thauern steht Slavko Strock (im grünen Trainingsanzug) bei, als dessen Trikot am letzten Wochenende in der Sporthalle geh
Heiner Thauern steht Slavko Strock (im grünen Trainingsanzug) bei, als dessen Trikot am letzten Wochenende in der Sporthalle gehisst wird,

«KIRCHHEIMBOLANDEN.» Emotionaler Moment beim Top-Four-Finale um den Pfalz-Pokal letztes Wochenende in Kirchheimbolanden: Als das Trikot von Slavko Strock – einer, der den TVK-Basketball seit Jahren entscheidend prägt – in der Sporthalle gehisst wurde und Trainerin Eva Krause-Lott zu seinem Abschied aus der Landesligamannschaft für das langjährig Geleistete dankte, überkamen selbst „hartgesottenen Männern“ die Tränen.

Slavko Strock war überrascht und überwältigt von der großen Geste. Wollte er doch kein großes Aufsehen mit dem Rücktritt aus der Landesligamannschaft machen. Der 45-Jährige ist von Kirchheimbolandens Korbjägern nicht wegzudenken – als Abteilungsleiter, Jugendtrainer und auch als Spieler. Mit 15 Jahren kam Strock spät zum Basketball, tobte sich zuvor beim Fußballspielen aus. Den Schritt zum ältesten Pfälzer Basketballclub und die Entscheidung, den Basketball in den Mittelpunkt seiner Freizeitbeschäftigung zu rücken, hat der „Vereinsmensch“ nie bereut. Kaum im Verein angekommen, war er als C-Jugendlicher bei weiterführenden Meisterschaften nominiert. Die schnelle Sportart begeisterte Strock auf Anhieb. Im Jugendbereich verbesserte sich der Quereinsteiger schnell und schaffte bereits drei Jahre später den Sprung in die erste Herrenmannschaft, mit der er bis zur Regionalliga auf Höhenflug war. „Zehn bis zwölf Jahre waren es, in denen ich Basketball intensiv auf hohem Niveau spielte“, sagt Strock im Gespräch mit der RHEINPFALZ. „Eine schöne Zeit und eine wichtige Erfahrung.“ Basketball ist bis heute Herzensangelegenheit, ohne Rücksicht und Unterstützung seiner Familie mit Ehefrau Anika und den Kindern Simon und Anna nicht so durchführbar, wie Strock zugibt. Strock führt die Abteilung Basketball im TVK mit Leidenschaft, aber auch Konsequenz und Weitblick aus. Zum Beispiel, als nach jahrzehntelangem Wirken im Herrenbereich in der Regionalliga oder Oberliga Strock die große Zäsur einleitete. Die Basis stellte der in Bolanden heimisch gewordene Nordpfälzer in den Mittelpunkt. Die Jugend erhielt einen größeren Fokus, der Aktivenbereich nahm eine Rückstufung und einen Abstieg bis in die Bezirksliga in Kauf, um sich wieder von innen mit eigener Stärke neu auszurichten. Strock hatte Kritiker, doch er blieb standhaft, und der Erfolg des jüngsten Neuaufbaus gibt ihm Recht. Die Ausrichtung der Pokal-Endrunde war seit langer Zeit wieder ein Höhepunkt in der Kleinen Residenz, die in der bisher 68-jährigen Basketballgeschichte reich an Großveranstaltungen und Erfolgen ist. Strock ist der Strippenzieher im Hintergrund, Strock hält die große TVK-Basketball-Familie zusammen und gibt ihr in der jüngeren Vergangenheit eine neue Identität. Sich jetzt selbst, wo die Jugend weiter auf Vormarsch ist, vom aktiven Leistungssport zurückzuziehen, ist für ihn wichtig, um Kräfte neu zu bündeln. „Ich spüre oft Grenzen, alles unter einen Hut zu bekommen. Für die Landesliga haben wir genügend andere, die jetzt an der Reihe sind. Mit der Abteilungsleitung und der Aufgabe als Jugendcoach bin ich mehr als ausgelastet“, erzählt der Sport- und Computerbegeisterte, der im Beruf als IT-Systemadministrator bei der Verbandsgemeindeverwaltung Kirchheimbolanden arbeitet. „Mit dem Nachwuchs zu arbeiten, die Talente zu fordern und zu fördern, das macht mir großen Spaß, und das soll auch so bleiben. Vielleicht halte ich mich auch bei unserer zweiten Mannschaft noch etwas fit. Auf jeden Fall will ich ab Sommer wieder mehr Zeit für die Familie haben. Der Schritt, mich aus dem Landesliga-Team zu verabschieden, ist kein spontaner, sondern war die ganze Runde bereits geplant und auch frühzeitig mit unserer Trainerin abgesprochen.“ Eva Krause-Lott fällt es schwer, in Zukunft ohne ihn zu planen: „Slavko ist noch fit, kann locker in der Landesliga mithalten. Ich verstehe seine Entscheidung, finde sie aber dennoch schade. Weil er wichtiges Bindeglied zu den jüngeren Spielern im Team ist, weil sie sehr viel von ihm lernen können und auch gerne seine Tipps annehmen. Slavko kann Spiele sehr gut lesen und perfekt analysieren. Slavko wird uns fehlen.“ Die Pokalspiele in eigener Halle waren letztes Wochenende ein großer emotionaler Moment für Strock, der heuer 30 Jahre aktiv Basketball spielt – drei Jahrzehnte lang für „seinen“ TVK. Endgültig Servus sagt Strock nun am morgigen Samstag um 16 Uhr im letzten Saisonspiel beim Landesliga-Letzten ASC Mainz III. Den Klassenerhalt hat der TVK sicher – auch dank Strock, der als Leistungsträger und Weitwurf-Spezialist (115 Punkte, 15 Dreier) entscheidenden Anteil an der guten Leistung des Aufsteigers hatte. Mit Strock verlässt ein Vorzeige-Basketballer am Wochenende die große Bühne, für den TVK bleibt das Vorbild und der Vordenker aber erhalten.

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