Donnersbergkreis Getreideernte immer früher: Landwirten setzen Klimawandel und Trockenheit zu
Seit einigen Tagen klappern im Donnersbergkreis wieder die Mähdrescher. Getreideernte: für Landwirte die arbeitsreichste und spannendste Zeit des Jahres. Jetzt zeigt sich, was die Pflege der Felder, die Bearbeitung, die Abstimmung zwischen umweltgerechtem und wirtschaftlichem Arbeiten als Resultat und Einkommen bringen werden.
Im Mai gab es noch ausreichend Niederschläge, in den letzten Juni-Tagen kam der Hochsommer mit Rekordtemperaturen – und schon waren die Frühjahrsprognosen wieder Schnee von gestern. Denn was im späten Frühjahr noch gut ausgesehen hat, treibt Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern-und Winzerverbands Rheinland-Pfalz-Süd, heute die Sorgenfalten auf die Stirn. „Da wir im Donnersbergkreis klassisches Getreideanbaugebiet sind, haben wir mit den Temperatur- und Klimaverschiebungen sehr zu kämpfen“, sagt Hartelt, der als Landwirt in Göllheim Getreide anbaut. „Am Wald sieht man es, am Getreide sieht man es, es ist viel zu trocken. Die große Hitze im Juni hat das Getreide sehr schnell abreifen lassen. Da waren die frühen Sorten noch recht gut dran, sie konnten nahezu ausreifen, und Korngröße und Qualität stimmen noch einigermaßen. Doch der Weizen oder die spätere Sommergerste sind in diesem Jahr wieder der Trockenheit zum Opfer gefallen. Die Wintergerste ist in Rheinhessen und im Ostteil unseres Kreises fast komplett geerntet mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Auf guten, wasserspeichernden Böden konnten gute und durchschnittliche Ergebnisse erzielt werden, auf trockenen Böden war es jedoch wieder eine unterdurchschnittliche Ernte des Wintergetreides, das nicht immer die hohen Qualitätsanforderungen der Mälzereien erfüllen wird“, so Hartelt. „Doch es ist schwer, jetzt schon vernünftige Prognosen abzugeben. Kommt noch Regen in maßvoller Form, kann sich das Ergebnis zwar nicht mehr bei allen Getreidesorten, aber bei den spät reifenden vielleicht noch verändern.“
"Getreidezüchter müssen ihr Sortenspektrum anpassen"
Die Landwirtschaft ist dem Klimawandel schon spürbar ausgesetzt, obwohl in Rheinland-Pfalz die Treibhausgase messbar zurückgegangen sind, stellt Hartelt fest. „Es gibt ja kaum mehr tierhaltende Betriebe, also musste sich der CO2-Haushalt verändern. Jetzt müssen die Getreidezüchter ihr Sortenspektrum anpassen und mehr früh reifende Sorten entwickeln. Der Olivenanbau ist für unsere Landwirte hier keine Alternative“, sagt Hartelt mit sorgenvollem Sarkasmus. Dies wurde ihm kürzlich bei einer Diskussion ernsthaft vorgeschlagen. Auch Gerold Füge, Vorsitzender im Donnersbergkreis, tut sich mit einer Prognose noch schwer. „Gute Böden brachten bei der frühen Gerste gute Ergebnisse, schlechte Böden litten extrem unter der Hitze und haben entsprechend schlechte Ergebnisse.“ Mais und Zuckerrüben brauchen jetzt dringend Wasser, auch der Kartoffelanbau in unserer Region hat unter der Hitze der letzten Wochen sehr gelitten. „Da ist der Rheingraben klar im Vorteil, dort kann bewässert werden“, so Füge. Wenigstens für leichte Entspannung dürfte da der Regen am Wochenende gesorgt haben.
Preisverfall bei Zuckerrüben: "Für viele Betriebe sehr schlimm"
Sorge bereitet Füge der Preisverfall bei Zuckerrüben. „Wir sind hier treues Zuckerrübenanbaugebiet, wir haben auch keine Alternativen. Wenn der Preis noch weiter wegbricht, ist das für viele Betriebe sehr schlimm“. Auch Füge hat festgestellt, dass die Erntezeit für Getreide immer weiter nach vorn rückt. Die Wintergerste erlebt gerade eine Renaissance im Anbau, da sie früh erntereif ist. Doch auch Füge betont, dass sich die Druschbedingungen für das Getreide noch erheblich ändern können und damit auch die Aussagen über Menge und Qualität. Zwar brauchen fast alle Feldfrüchte noch Wasser, aber in einer moderaten Form. „Abwarten und Daumen drücken, für mich ist das Glas halb voll, nicht halb leer“, so der Bischheimer Landwirt.