Donnersbergkreis Fünf Frauen, fünf Ausstellungen

«ROCKENHAUSEN.»Wie schon in den vorangegangenen Jahren gibt es auch 2019 wieder fünf Ausstellungen im Kahnweilerhaus in Rockenhausen zu sehen.

Auch in diesem Jahr werden wieder fünf Künstlerinnen die Möglichkeit erhalten, ihre Werke sechs bis sieben Wochen lang im Kahnweilerhaus der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ausgewählt wurden sie von einer Kommission aus Mitgliedern der Deutschen Kahnweilerstiftung, dem Arbeitskreis Kahnweilerhaus und Annette Reich von der Pfalzgalerie Kaiserslautern. Die Ausstellungsreihe wird am 10. März eröffnet, und am 21. Dezember wird die letzte Ausstellung in diesem Jahr schließen. Susanne Neiß: An der Schnittstelle zwischen Malerei und Fotografie Susanne Neiß aus Mannheim wird als Erste ihre Malerei vom 10. März bis zum 28. April präsentieren. Das Bemerkenswerte an ihren bildnerischen Konzepten ist deren offener Charakter. Der Blick auf sie kann nur einer Vermutung folgen. Man kann versuchen, sie in einem erzählerischen Zusammenhang zu lesen. In ihren Projekten verleiht Neiß den bildnerischen Bögen und farblichen Klimata die Struktur einer Erinnerung aus ihrer Einbildungskraft. Die Dissonanz, die sich aus dem zusammensetzt, was erzählt und was nicht erzählt werden kann, offenbart sich schließlich als Geheimnis der Harmonie. Die Künstlerin operiert an der Schnittstelle zwischen Malerei und Fotografie. Ihr strukturelles Denken ist auf das collagenhafte Zusammensetzen von Bruchstücken gerichtet. Oft hängt ein Bild mit einem anderen zusammen oder wird durch ein zweites oder drittes fortgeführt. Wer meint, einer Narration folgen zu können, landet doch Schritt für Schritt im Unabgeschlossenen. Susanne Wadle: Dem Kontext der Welt entrückt Susanne Wadle aus Landau stellt vom 5. Mai bis 23. Juni aus. Durch gezielte Veränderungen entrückt sie die Dinge dem Kontext der Welt und verfremdet sie. Dadurch wirkt Vertrautes rätselhaft, manchmal auch amüsant. Puppenbeine etwa erscheinen wie Tentakel in Blütenblättern überdimensionaler Blüten. Ihre Objekte sind Synthesen des scheinbar Unvereinbaren, Werke, die den Blick des Betrachters irritieren. Inmitten ihrer Werke wird der Betrachter in eine fremde Welt versetzt, die mit Vertrautem spielt. Vor allem ihre Plastiken wecken Gefühle, die aus verborgenen Gefilden emporströmen. Man schreckt zurück und empfindet dabei Abwehr und gleichzeitig Faszination. Danach erfolgt das Herantasten mit aller Vorsicht des Instinktes. Ihre Plastiken haben oft eine seltsam magische Komponente. Der Zugang zu ihren Arbeiten erfolgt zunächst ganz spontan über Assoziationen aus dem eigenen Erlebnisrepertoire im Umgang mit den Dingen. Sigrid Schewior: Technologien und alltägliche Umwelt im Dialog „Meine künstlerische Arbeit entwickelt sich im Dialog zwischen Verschmelzung digitaler Technologien und alltäglicher Umwelt“, erläutert Sigrid Schewior aus Mainz, die vom 30. Juni bis 25. August ausstellen wird. „In Bezug auf eine kulturelle Weiterentwicklung verbinde ich malerisch verdichtende Strukturen, die Malerei in komprimierter Form einzuspeichern versuchen, mit technisch auflösenden Verfahren. Es wird das digitale Zeitalter reflektiert, das die mentale Hybridisierung von Mensch und Maschine entstehen lässt. In diesem Transhumanismus setzen wir auf technologische Entwicklungen, ohne die damit einhergehenden ethischen Aspekte hinreichend zu berücksichtigen“, so die Künstlerin. In den unterschiedlichen Visualisierungen von Innen und Außen würden die Grenzen immer mehr verwischt, und es entstehe die Suggestion eines bewegten Raumes im Sinne eines erweiterten Sehens. Gabriele Domay: Zweidimensionale und plastische Arbeiten Gabriele Domay aus Bad Bergzabern, die vom 1. September bis 27. Oktober ausstellen wird, ist in der Nordpfalz keine Unbekannte. Sie hat bereits im Jahre 1998 an gleicher Stelle ihre Werke gezeigt und war 2014 im Museum Pachen, ebenfalls Rockenhausen, vertreten. Zum Abschluss ihres Stipendiums hatte sie bereits 1992 in Obermoschel eine Ausstellung. „Seit 1990 beschäftige ich mich intensiv mit handgeschöpftem Papier, das ich aus verschiedenen Altpapieren herstelle“, erklärt sie. „Papier ist Material für zweidimensionale Arbeiten und plastische Objekte. Seit etwa 15 Jahren fasziniert mich besonders auch der sakrale Raum, der eine zusätzliche Auseinandersetzung mit der Transzendenz erforderlich macht.“ Die Leichtigkeit und die Transparenz des Materials Papier seien hier die Ausgangspunkte, erläutert sie weiter, „Rhythmen vom Werden und Vergehen und Werden.“ Die Auseinandersetzung mit dem architektonischen Raum, in dem sie ausstelle, sei ihr im Lauf der Zeit immer wichtiger geworden. In Beziehungen zu ihm entstünden Installationen, die sich auch mit den elementaren natürlichen Gegebenheiten auseinandersetzten: „Mit dem Tageslicht, in dem sich die Installation im Laufe des Tages verändert, mit der Raumposition und Raumfunktion, mit den Menschen, die den Raum nutzen.“ Frederike Stang: Formen- und Artenvielfalt der Insekten Vom 3. November bis 21. Dezember wird Frederike Stang aus Mannheim mit ihren Werken im Kahnweilerhaus zu Gast sein. Etwas, das sich der alltäglichen Wahrnehmung völlig entzieht, wird zum Thema der Arbeiten dieser Künstlerin: Sie verarbeitet die Welt der Insekten in ihrer Formen- und Artenvielfalt in Radierungen und Linolschnitten. Ihre jüngste großformatige Arbeit zeigt einen Hirschkäfer, der von Maden zerfressen wird. Dargestellt ist das Ganze auf einem Linolschnitt von zwei auf drei Metern, eine langwierige Arbeit und ein physischer Kraftakt. Sie steht damit in der langen Tradition derer, die daran erinnern, dass alles Schöne und Prächtige vergänglich ist, ebenso wie der Mensch selbst. Wie immer ist der Betrachter eingeladen, diesem Blick zu folgen, die eigene Sicht zu hinterfragen und sich einzulassen.

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